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Herzensbildung: Mein Wort-Schatz

Herzensbildung! Ich kann dieses Wort nur schwer umschreiben. Jeder Versuch, ins Pädagogische, ins Psychologische zu fassen oder gar zum Knigge zu greifen, trifft nicht das, was ich genau fühle und verstehe, wenn ich dieses Wort höre: eine Feinheit im Umgang miteinander, ein Hören der unausgesprochenen Botschaften, die unsere Nächsten uns mitteilen. Herzensbildung ist die schöne Folge einer gelungenen Erziehung, sei es durch andere oder durch sich selbst.

Renate Zerfaß, Wetter, Hessen

 

Höchste Zeit

Diesen Wegweiser habe ich bei Eisenach nach einer Glatteis- und Schneenacht ent- deckt. Ob da jemand gerade auf dem Weg zum Training war? Oder es sich jetzt über- legt hat? Wie gesagt, es ist nie zu spät!

Günter Wild, Eisenach

 

Herrenkommode: Mein Wort-Schatz

Auf meine Frage, wo er denn die neuen Batterien hingelegt habe, antwortet mein Mann: »In die Herrenkommode, unterste Schublade.« Was für ein herrlich altmodisches Wort! Kommode bedeutet laut Duden: kastenförmiges Möbelstück mit Schubladen. Aber was macht die Kommode männlich? Der Inhalt – schwarze Wollsocken und Seidenkrawatten? Da steht sie nun bei uns, geradezu weiblich zweckentfremdet, gefüllt mit Batterien und anderem Krimskrams. Die Zeit der Herren ist wohl doch vorbei.

Anne Stroux, Rhede, Nordrhein-Westfalen

 

Die Kritzelei der Woche

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Seminar der Bewährungshilfe »Neustart« zum Thema »Psychosoziale Erkrankungen«. Es geht um die Wechselwirkung zwischen Selbst und Welt. Heftig kurvt der Stift des Dozenten zur Verdeutlichung der komplizierten Beziehungen zwischen Unbewusstem, Vorbewusstem, Bewusstem und der Realität auf der Tafel hin und her. Dabei entsteht dieses Bild. Alles klar?

Almuth Dinkelaker, Baden-Baden

 

Was mein Leben reicher macht

Auf dem Weg in die Schweiz fragt die hochgewachsene Zollbeamtin streng: »Haben Sie Waren von großem Wert?« Ich antworte schüchtern: »Nur meine beiden Söhne.« Die sind drei und sechs Jahre alt und schlafen im Fond, die pure Unschuld. Die Beamtin wird noch strenger: »Das sind doch keine Waren!« Ich: »Doch, das sind die einzig Wahren!« Sie lächelt nicht. Aber sie lässt uns weiterfahren. Danke!

Robert Bartz, Birkenwerder, Brandenburg

 

Bubikopf: Mein Wort-Schatz

In meiner Jugend hat man über eine Frau, die eine Kurzhaarfrisur hatte, gesagt, dass sie einen Bubikopf trägt. Das war natürlich in einer Zeit, als der Haarstylist noch Friseur hieß und die Gleichberechtigung noch ein Fremdwort war.

Karin Reitlinger, Salzburg, Österreich

 

Meine Tasse im Schrank

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Jeden Morgen kochten die lieben Kolleginnen Kaffee für alle. Mit der Zeit war das Routine. Und es herrschte Disziplin: Wer zu spät kam, musste den Kaffee kalt trinken, die beschrifteten Tassen hatten abends sauber abgewaschen im Schrank zu stehen. Das war nicht mein Ding. Ich emanzipierte mich, machte mir eine eigene Tasse, scheußlich anzusehen, aber praktisch: Man konnte ganz waagerecht einen Tassenfilter aufsetzen, sie am »Ohr« fest anpacken, und es gab keine Kaffeeränder (Dreipunktauflage!). Die Kolleginnen straften mich mit Verachtung. Die Tasse verwende ich fast 20 Jahre später noch heute.

Klaus Hoffmann, Adelsdorf, Mittelfranken

 

Was mein Leben reicher macht

Es schneit und schneit. Morgens haben meine Lieben noch den Schnee weggeschaufelt, jetzt muss ich raus. Kaum stehe ich mit dem Schneeschieber da, kommt ein Räumfahrzeug vorbei, hält an, und der Fahrer sagt mit Blick auf meinen orthopädischen Aircast-Schuh: »Sie sind wohl gerade nicht so gut zu Fuß. Ich mache das mal eben.«

Antje Sandrock-Böger, Darmstadt

 

Was mein Leben reicher macht

Das unbeschreibliche Glücksgefühl, wenn ich als Knochenmark-Kurier den Bestätigungscode abschicken kann: Das Produkt wurde am Bestimmungsort erfolgreich ausgeliefert, und ein an Leukämie erkrankter Mensch erhält damit eine Chance.

Ulrich Mayr, Augsburg