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Descartes

(nach Robert Gernhardt »Kant«)

Eines nachts ward es Descartes
gewahr, dass sein Geburtstag naht.

Her und hin dreht er’s im Sinn:
Wie kann’s nur sein, dass ich – Ich bin?

Und: wohin geh’ ich, komm’ – woher?
Schlaf fiel ihm, wie auch das Denken schwer.

Er wälzte sich im Bettgestell,
die Nacht wurd’ lang, sein Geist nicht hell,

war schließlich ganz gedankenfrei,
nicht gar mehr denkend, dass er sei.

Erst als bereits der Morgen graute,
blies Frischwind in die Denkerflaute,

und führte ihn zu neuer Denke:
»Gibt’s da nicht bald für mich Geschenke?«

Dies bracht ihn wieder zu sich:
»Ich hab’ gedacht!!! – Also bin ich !!!!«

Gregor Murmann, Xanten

 

Was mein Leben reicher macht

Ich bin 29 Jahre alt und habe Brustkrebs. Die Diagnose erhielt ich in der 35. Schwangerschaftswoche. Es folgten Kaiserschnitt, Brust-OP und Chemotherapie.

Dennoch kann ich mein Glück kaum fassen. Ich habe eine kerngesunde, fröhliche Tochter. Sie lehrt mich, was wirklich wichtig ist und wie schön das ganz normale Leben ist. Nicht auszudenken, wie mein Leben verlaufen wäre, wäre ich vor einem Jahr erkrankt. Dann hätte ich vielleicht nie ein Kind bekommen können.

Christine Lewandowski, Wien

 

Beeumeln: Mein Wort-Schatz

Wenn wir früher in einer urkomischen Situation waren, aber dabei nicht lachen durften, so sagten wir später: »Wir hätten uns beeumeln können vor Lachen!!«

Werner Müller, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Mein neues Elektro-Mountainbike! Endlich muss ich nicht mehr gefrustet meinem acht Jahre jüngeren Lebensgefährten hinterherhecheln, sondern klebe auch bei Bergfahrten total entspannt an seinem Hinterreifen!

Ulrike Castor, Neustadt/Aisch, Bayern

 

Was mein Leben reicher macht

Nach fast siebenmonatiger Winterpause schwimme ich das erste Mal wieder in »meinem« Freibad. Außer mir sind nur noch drei andere Mutige im Becken. Beim Rückenschwimmen blicke ich in den fast blauen Himmel, es fühlt sich an wie Sommer, es ist, als hätte es keinen Winter gegeben.

Ute Paulick, Celle

 

Brief an Mama

s80-wiedergefunden

Dieses Briefchen schrieb mir meine Tochter, als sie sieben Jahre alt war. Sie hatte gerade Schreiben gelernt und war so stolz darauf, dass sie alle wichtigen Mitteilungen an mich nur noch schriftlich verfasste. 15 Jahre ist das her. Nach einem Umzug habe ich den Brief in einer lange unberührten Kiste wiedergefunden. Die »Kleine« studiert inzwischen in Berlin, schreibt Drehbücher – und weiter wunderbare Briefe.

Anya Olbrich, Spreenhagen, Brandenburg

 

Was mein Leben reicher macht

Dass mein seit zwölf Jahren geliebter Freund, studierter Gartenbauingenieur, völlig ungeübt in Liebeserklärungen, mir gestern sagte, ich sei der Dünger für sein Leben, sein Blaukorn …

Silvia Fröbel, Bergisch Gladbach

 

Stronzläppchen: Mein Wort-Schatz

Aus meiner Kindheit in Krefeld kenne ich das Wort Stronzen für »angeben, sich wichtig machen«. in dem Zusammenhang erinnere ich mich auch an den Begriff Stronzläppchen für das Einstecktuch, das die Herren zu festlichen Gelegenheiten in der linken Brusttasche trugen.

Ursula Hebling, Friedberg bei Augsburg

 

Was mein Leben reicher macht

Marathon in Mainz. Bei Kilometer 18 überholt mich ein etwa achtjähriger Steppke – Mitglied einer Schüler-Staffel. Er grinst mich von der Seite an, ruft aus vollem Herzen: »Das macht Spaß!«, und wuselt davon.
Susanne Singer, Mainz