Es ist viele Jahre her. Unsere Tochter – damals etwa fünf Jahre alt – schwebte, in Omas alte Gardine gehüllt, als Prinzessin durch ihr Kinderzimmergemach. Um sie herum geputzte und frisierte Puppen, mit denen sie sang und Märchen spielte. Nur halb zuhörend, erhaschten wir die Wörter Schöne Gelobenheit. Unsere Tochter konnte uns natürlich nicht erklären, was das bedeutete, verwendete es aber im Sinne von »Eure Majestät«, »Ihre Durchlaucht« oder so ähnlich. Eigentlich mussten wir es auch gar nicht genau verstehen. In jedem Fall war der Titel Prinzessinnen und Königinnen vorbehalten. Er klang so rein, edel und verwunschen, wie die Welt einer spielenden Fünfjährigen nun mal ist. Wir erfreuen uns heute noch daran.
Die Hand auf den Bauch meiner besten Freundin zu legen und den Kleinen zu spüren, der es offenbar gar nicht erwarten kann, auf die Welt zu kommen. Stephanie Freide, Berlin
In ZEIT Nr. 15/13 zeigten Sie in dieser Rubrik einen Holzschnitt der Leserin Beate Nagel aus dem Allgäu (links). Das Bild zweier lesender Mädchen habe ihre Mutter vor etwa 40 Jahren geschnitzt, so schrieb sie. Ihr Ding ist auch mein Ding! Für den Fotowettbewerb »Jugend 65« in Hamburg habe ich diese Aufnahme lesender Zwillinge gemacht (rechts). Ich gewann damals einen Flug nach Rom und 500 D-Mark Taschengeld. Das Foto wurde auch in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht. Möglicherweise hat sich die Mutter von Frau Nagel ja davon inspirieren lassen. Inge-Maria Peters, Hamburg
Sie schürzte ihre Lippen.« Diese Beschreibung menschlichen Verhaltens scheint vorzeiten häufiger gewesen zu sein als heute. Schon als Kind hat dieses Wort meine Fantasie beflügelt. Es geht um mehr als bloße Mimik – wer seine Lippen schürzt, macht innerlich vollständig mobil. Es liegt nicht zuletzt an Margret Rutherford in ihrer Rolle als Miss Marple, die das Lippenschürzen so vortrefflich einsetzt, dass ich an diesem Ausdruck ein so außerordentliches Vergnügen habe.
Wie muss ich schmunzeln, wenn ich die dicken Prospekte der Gartencenter sehe! Was da für Blütenberge prangen, was es für Geräte gibt! Ich nehme mir meine drei Samentütchen aus der Drogerie und hole die leeren Töpfe aus dem Keller. Auf der Terrasse wartet schon ein bisschen Blumenerde, dazu eine Handvoll Hornspäne. Nun mit dem Pflanzstäbchen zwei, drei kleine Vertiefungen pro Topf in die schwarze Blumenerde gedrückt und ein paar der winzigen Samen hinein, mit Erde bedeckt und angegossen. Bis Ende Mai kann alles in Ruhe wachsen. Wenn die ersten feingliedrigen Blätter zu sehen sind, nehme ich die Pflänzchen heraus, pikiere sie und pflanze sie rund um die Terrasse ein. Die Knospen werden rasch dicker, schließlich flammen sie auf: Tagetes, die Studentenblume, die türkische Nelke, in allen Feuertönen blüht sie, von Hellgelb bis Rostbraun. Und, falls die Sonne mithilft, bis tief in den Oktober hinein. So einfach kann das Gärtnern sein! Anna Wefers, Essen
Diese Kritzelei ist an der Uni entstanden. Ich studiere Architektur. In meinem letzten Seminar wurden Referate gehalten, und gleich mehrere Gruppen referierten über dasselbe Thema: Raucherpolitik in weltweit operierenden Firmen. Alle überzogen maßlos. Vor lauter Langeweile fing ich zunächst an, den Block mit Linien zu bemalen. Von Zeit zu Zeit kamen Motive hinzu, und ich stellte meiner Tischreihe flüsternd Rätsel – wie etwa »Wo hat jemand Heimweh?« (Das Marsmännchen) »Was wird gestohlen?« (Der Apfel) »Wer hat keine Probleme zu atmen?« (Das Weltraumschaf, das über einen Versorgungsschlauch mit seiner Heimatwolke verbunden ist). Nachdem meine Gruppe präsentiert hatte, entwickelte sich die Zeichnung immer weiter …
Die Sonne wirft farbige, sanft tanzende Schatten durch das Küchenfenster. Sie stammen von den bunten Kreppbändern des prachtvollen Maibaums, der seit gestern in unserem Vorgarten steht. Und ich freue mich an dem Glück meines Kindes. Sabine Jüttner, Remagen, Rheinland-Pfalz
Wenn mir beim Unkrautjäten alte Scherben entgegenpurzeln, verflüchtigt sich die Gegenwart, und mir wird bewusst, dass ich nicht der erste Bewohner dieser Stelle bin.