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Zeitsprung: Wandern in Südtirol

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Wohl 20-mal verbrachten wir als Kinder und Jugendliche einige Urlaubstage auf einem Bergbauernhof in Südtirol, oft gemeinsam mit Tante, Onkel und Cousinen. Viele gemeinsame Abenteuer haben uns fünf Cousinen und Cousins (im unteren Bild als Kinder zu sehen) zu einem eingeschworenen Team gemacht. Schon lange träumten wir von einem »Revival« – und reisten schließlich mit zwölf Personen aus fünf Städten an, im Gepäck auch die Videos und Fotos von damals. Der alte Bauernhof wird zwar nicht mehr betrieben, die Mühle von Spiluck aber steht noch und bildet wie eh und je Wanderziel und Fotomotiv. Die selbst geschnitzten Wanderstöcke sind durch Hightech ersetzt, die Kinder sind gewachsen, und die Wanderrouten erscheinen kürzer als früher. Die Familie aber bleibt die gleiche, immer noch harmonisch, erweitert um zwei Ehemänner und die nächste Generation.

Elisabeth Thiede-Kumher, Würzburg

 

Was mein Leben reicher macht

Am Sonntagmorgen um sieben durch das leere Stuttgart. Plötzlich eine Verkehrskontrolle. Der Polizist bückt sich zum offenen Fenster herunter und schaut mich fragend an. »Mensch«, sage ich, »es war doch so leer!« – »Aber mit 90?«, fragt er. Ich schlucke und antworte mit stockender Stimme: »90? Nee, das kann mein kleines Auto gar nicht. Höchstens 60.« In seinem Gesicht ein ganz kleines, kaum wahrzunehmendes Lächeln. Einen Augenblick Schweigen. Dann: »Also, fahren Sie weiter. Aber nicht wieder so dynamisch.« Dünaaamisch! Danke, lieber Sonntagmorgenpolizist!

Brigitte Frank, Stuttgart

 

Die Kritzelei der Woche

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Vor etwa einem halben Jahr sollten wir uns für den Kunstunterricht ein Skizzenbuch kaufen und ein Deckblatt dafür malen. Während ich noch dabei war, mir etwas Passendes auszudenken, fing ich einfach an zu kritzeln. Und aus einem Männchen wurde ein Monatsprojekt. Mittlerweile bin ich aber fertig.

Johanna Teepe, Wuppertal

 

Arme Fische

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Dieses Piktogramm lässt wohl keine Fragen offen. Wir haben es mitten in Shanghai gesehen und uns von dem Haus, an dem es prangte, wohlweislich ferngehalten.

Carolin und Thomas Hildner, Bergisch Gladbach

 

Was mein Leben reicher macht

Ahmed, der drei Jahre lang in meiner »Schulanfangsphasenklasse« im Wedding war. Anfangs konnte er kaum Deutsch, er hatte es schwer. Ich auch oft mit ihm. Immer, wenn er mich heute im Schulhaus oder auf dem Hof trifft, umarmt er mich und geht dann weiter.

Sandra Harder, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Manchmal wache ich nachts auf. Neben mir schnarcht leise meine Frau. Ich nehme einen Schluck Wasser und höre ihr zu. Ganz regelmäßig geht ihr Atem. Zweimal war unser Band bedroht. Ich bin so froh, dass sie jetzt neben mir liegt!

Carsten Muhl, Hamburg

 

Bewunderung

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Im Februar ist mein Vater mit 89 Jahren gestorben. In den letzten Jahrzehnten hatten wir kein schlechtes, aber ein eher distanziertes Verhältnis. Das war nicht immer so gewesen: Nach seinem Tod fand ich diesen Zettel zusammengefaltet in seinem Portemonnaie. Ich hatte ihn, damals wohl sieben oder acht Jahre alt, auf einem amtlichen Vordruck seiner Dienststelle geschrieben. Also vor über 50 Jahren …

Joachim Hundertmark, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Seit letztem Herbst leben wir in Kanada, der Heimat meiner Frau. Der Abschied von meiner Familie und den Freunden war schwer. Doch dank Skype, Internet und Telefon (und Paketen!) können wir den Lieben so nah sein, als wären wir da! Es ist schön, zwei Familien auf zwei Kontinenten zu haben!

Hennes Doltze, Winnipeg, Kanada

 

Nudelkulle: Mein Wort-Schatz

Meine Wurzeln liegen in Oberschlesien, aufgewachsen bin ich in Dortmund, inzwischen bin ich 70 Jahre alt. Am Wochenende gab es in meinem Elternhaus immer selbst gebackenen Kuchen. Der Hefe- oder Mürbeteig wurde mit der Nudelkulle ausgerollt. Immer wenn ich ein Nudelholz in der Hand habe, fällt mir dieses Wort ein.

Ingrid Peters, Dornstetten, Baden-Württemberg