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Was mein Leben reicher macht

Wenn mein Bruder, der gut 600 Kilometer von uns entfernt am Bodensee lebt, am Samstagabend anruft und fragt, was wir gerade machen. Er sei auf dem Weg von Rotterdam zurück nach Süddeutschland und könnte einen Zwischenstopp bei uns einlegen. Wir verbringen einen wunderschönen, geschenkten Abend miteinander und können am nächsten Morgen auch noch einen sonnigen Winterspaziergang unternehmen, bevor er in den Zug nach Süden steigt. Wie schön, dass sich Geschwister trotz so verschiedener Leben und großer Entfernung so vertraut sein können.

Anke Mülheims, Alpen, Niederrhein

 

Flöttken und Dalles: Mein Wort-Schatz

Als Kind und junges Mädchen besuchte ich gern zwei alte Tanten im Rheinland, von denen eine sehr spendabel war. Ich bekam oft ein Flöttken – einen Scheck oder einen Geldschein –, und so griffen sie mir finanziell unter die Arme, wenn ich den Dalles hatte. Leider sind diese Wörter – wie meine Tanten – nicht mehr von dieser Welt.

Uta von Treyer, Eschwege, Hessen

 

Das ist mein Ding

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Hier sehen Sie unseren Wasserkessel aus alten Zeiten! Er hat die Familie meines Mannes bereits in den fünfziger Jahren zum Camping nach Bibione in Italien begleitet. Seitdem hat er viele Reisen durch Europa unternommen und gehört inzwischen der dritten Generation, die immer noch mit ihm kocht. Dass er vor über dreißig Jahren mal am ufer der Dordogne für den vergessenen Gaskocher auf der Glut des Lagerfeuers an einem frühen Nebelmorgen das Kaffeewasser heiß machte, sieht man ihm nicht an – er hat sich gut gehalten! Heute darf er in unserem neuen Wohnmobil mitfahren – und wir freuen uns jeden Morgen über das anheimelnde Rauschen, wenn gleich das Wasser kocht und bald der Kaffee duftet!

Gabriele und Jörg Büschkin, Lilienthal, Niedersachsen

 

Zeitsprung: Ein Vater, ein Großvater

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Als ich kürzlich im Haus meiner Eltern einen Karton mit alten Fotos durchsah, fiel mir das obere Foto in die Hände: Es zeigt meinen Vater mit mir als Neugeborener auf dem Arm. Welch eine frappierende Ähnlichkeit mit dem unteren Foto, das ich 2011 von ihm und meinem drei Tage alten Sohn gemacht habe! Das Bild hat für mich einen ganz besonderen Wert, denn nur wenige Tage nach der Aufnahme wurde mein Vater schwer krank und starb drei Monate später. So nah beieinander lagen für uns in jenem Jahr großes Glück und große Traurigkeit!

Tonia Kempe, München

 

Feierabend: Mein Wort-Schatz

Ich fürchte um den Feierabend, die klare Unterscheidung zwischen der bezahlten Arbeit am Tag und den Mußestunden am Abend. Ständige Erreichbarkeit hat den Wortsinn des Feierabends aufgeweicht. Mit der Zeit ändert sich eben vieles, auch die Sprache, da hilft kein Lamentieren. Und deshalb höre ich jetzt auch auf, mache Schluss oder noch besser: mache Feierabend.

Elisabeth Weber-Strobel, Heidenheim

 

Schmeckt’s?

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Mit herzlichen Grüßen aus Sachsen-Anhalt: Die mitteldeutsche Provinz ist weltoffener als Berlin! Das Schwäbische ist längst auch in unserer Esskultur angekommen.

Petra und Norbert Kaltwaßer, Halle an der Saale

 

Was mein Leben reicher macht

Spät ins Bett gekommen, unruhig geschlafen – und dann krabbelt auch noch um 5.30 uhr mein kleinster Sohn, drei Jahre alt, in mein Bett. Ich denke: Jetzt ist die Nacht vorbei. Er kuschelt sich an mich und sagt: »Papa, wir sind Freunde, oder?«

Christian Abraham, Duisburg

 

Mein Wort-Schatz

In der Straßenbahn von Antalya spricht uns ein älterer Herr an und erzählt in gutem Deutsch, wie er in den sechziger Jahren als einer der ersten Gastarbeiter in Pforzheim lebte. Er schenkt uns eine Hand voll Mandarinen, die er in seinem Garten geerntet hat. Und zum Abschied sagt er: »Danke, dass Sie mein Land besucht haben.«

Gaby und Martin Hafen, Rustenhart, Frankreich