Fast wäre es ausgestorben, das Fräulein vom Amt. Wie gut, dass mein Schwiegervater sich neulich erinnerte! Er fuhr in einem Auto mit Navi mit, und die freundliche Stimme aus diesem Gerät war es, die Erinnerungen an eine Stimme aus vergangenen Zeiten in ihm wachrief: Damals, als man noch beim »Amt« anrief, also bei der Telefonvermittlung, wenn man ein Ferngespräch führen wollte. Von Hand stöpselte das Fräulein vom Amt die gewünschte Verbindung… Unser Navi heißt jetzt »das Fräulein vom Amt« – und seit es diesen freundlichen Namen trägt, kann ich mich gar nicht mehr über »sie« ärgern.
Im April beim Zeitunglesen an einer Stellenanzeige hängen bleiben, mein Mann sagt: »Mach’s!«, und lächelt. Im Mai eine Zusage bekommen, im August nach Shanghai fliegen. arbeiten in China, fremd, bereichernd, großartig. Mein Mann kommt nach, im kommenden August. Auch nach 23 Ehejahren war die Sehnsucht zu groß, um eine Fernbeziehung zu führen. Danke, mein Liebster! Dein »Mach’s!« hat mich mutig gemacht. Ich freue mich auf die Jahre in China mit dir.
Unsere Tanzlehrerin ist eine wahre Künstlerin. Sie hat nicht nur beim Tanzen, sondern auch beim Einparken eine wirklich kreative und herzliche Art… Fotografiert vor der Musikschule in Eschwege.
Seit Monaten nervt die Großbaustelle gegenüber von unserem Haus. Dieser Anblick – zwei Herzen hinter Gittern – lässt uns dann aber doch gerührt und auch ein bisschen beschämt über alles hinwegsehen.
1908 weilte der Urgroßvater meiner Kinder, der Maler Franz Holper, in Davos, da er an Tuberkulose erkrankt war. auch dort fertigte er diverse Bilder an und verkaufte sie, um den Aufenthalt in dem Schweizer Luftkurort zu finanzieren. Dabei muss er auch das »rote Hüsli« in Maienfeld gemalt haben. Wir besitzen leider nur ein Foto von dem Gemälde (oben), aber im vergangenen Jahr machten wir bei einer Radtour in Maienfeld Station. Meine Frau hatte das Bild schon mehrfach gezeichnet, und so fanden wir das Haus denn auch schnell – und nach über 100 Jahren fast unverändert (unten). Wir erkannten es vor allem an der roten Farbe und den ovalen Fenstern. Jetzt wüssten wir noch gerne, wo sich das Original befindet, und würden uns freuen, wenn der Besitzer sich vielleicht bei uns meldet…
Auf einem verschneiten Gehweg kommt mir eine ältere Frau entgegen. Vorsichtig tippelt sie hinter ihrem Rauhaardackel her, der sich mächtig ins Zeug legt, um sie an der Leine hinter sich herzuziehen. Ich bleibe stehen und rede auf ihn ein. »Hey Kleiner, quäl dich doch nicht so! Dein Frauchen hat Angst zu stürzen.« Die Unbekannte stoppt neben mir, zieht meinen Kopf ein wenig zu sich herab, drückt mir einen Kuss auf die Wange und setzt wortlos ihren Weg fort.
Vor einiger Zeit nahm ich an einer Lehrertagung in Zürich teil. Dort forderte der Kabarettist Emil Steinberger (der übrigens gerade 80 Jahre alt geworden ist) uns Lehrpersonen zu mehr Humor im Schulalltag auf. Während einer Prüfung letzte Woche fragte mich ein Schüler, ob bei der Aufgabe ein Lineal benutzt werden müsse. Dies verneinte ich. Das Ergebnis – ganz in Emils Sinne – sehen Sie hier. Korrigieren Sie mit?
Ich sitze in der Mensa. Auf einmal kommt meine Kommilitonin Helena vorbei, deren Bachelorarbeit ich Korrektur gelesen habe. Helena beugt sich mit ihrem Tablett in der Hand zu mir herunter und küsst mich auf die Wange. »Das ist aber eine Begrüßung«, sage ich. »Das hast du dir einfach mal verdient!«, ruft sie mir lächelnd zu.
Körperliche Anstrengung ist mühsam. Es klingelt. Die Tochter meines Nachbarn steht vor der Tür. Wir hatten bisher nie Kontakt. »Ich habe gerade mein Auto freigeschaufelt«, sagt sie. »Sie sind doch krank? Ist es Ihnen recht, wenn ich Ihr Auto auch vom Schnee befreie?«