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Der Wunschzettel

Im Herbst letzten Jahres ist mein 90-jähriger Vater verstorben. In seinen Papieren und Aktenordnern fand ich diesen Wunschzettel. Ich muss ihn wohl 1962 im Alter von sieben Jahren geschrieben haben. Dass mein Vater ihn aufgehoben hat, berührte mich sehr. Ski fahre ich heute nicht mehr. Bücher habe ich mir immer gewünscht und von meinen Eltern bekommen – auch wenn das Geld mal knapp war. meine Leidenschaft habe ich später zum Beruf gemacht: Ich wurde Buchhändlerin und Diplom-Bibliothekarin.

Gabriele Reckhard, Schwelm

 

Weihnachtliches Inferno

(nach dem Weihnachtslied von Wilhelm Hey)

alle jahre wieder
qualmt der weihnachtsbaum
menschen knien nieder
löschen baum mit schaum

alle jahre wieder
brennt es bei dir auch
joseph schleppt die eimer
maria hält den schlauch

alle jahre wieder
lernt man nichts dazu
weihnachtsbäume knistern
und die welt schaut zu

Jürgen Maruhn, Marburg

 

Was mein Leben reicher macht

Ein Samstag im Advent. Meine Frau und ich waren den ganzen Tag unterwegs. Einkaufen und Adventsbesuche. Nun ist es kalt und dunkel in Hamburg. Der Kamin strahlt wohlig Wärme ab, die Kerzen brennen, draußen schneit es. Wir sitzen gemütlich unter dem Leselicht. Lesen gemeinsam Zeitung und trinken ein Festbier aus einem Bundesland weit im Süden. Stille. Wir schlafen ein, wir wachen auf und lesen weiter. Frieden!

Eberhard Papke, Hamburg

 

Glühwein?

Das Foto von diesem Schneepaar habe ich im winterlichen Warschau aufgenommen. Es gehört zu einem Fototagebuch, das vor einiger Zeit entstanden ist und meinen persönlichen Blick auf die polnische Hauptstadt zeigt.

Christian Stuebe, Rostock

 

Was mein Leben reicher macht

Nikolausmorgen. Hochschwanger rolle ich mich aus dem Bett, die Sonne scheint, ein Hauch von Puderzucker-Schnee liegt auf den Dächern. Vor der Wohnungstür hat der Nikolaus selbst gemachte Marmelade und Schoko hinterlassen. In was für eine tolle Hausgemeinschaft wird meine Tochter doch geboren! Danke an die besten Nachbarn auf der ganzen Welt!

Gesine Schneider, Frankfurt am Main

 

Was mein Leben reicher macht

Schneeregen auf der A 3. Little Lion Man schallt aus dem Autoradio. Mama und ich singen lauthals mit Marcus Mumford und vergessen das miese Wetter einfach.

Elena Wenninger, Straubing

 

Leichenbittermiene: Mein Wort-Schatz

Wenn meine Mutter uns zum dritten Mal aufgefordert hatte, ihr beim Tischdecken zu helfen, meine Schwester und ich uns aber einfach nicht dazu aufraffen konnten, weil das Lesen in unseren Schmöckern einfach zu viel Spaß bereitete – dann machte sich die Mutter zwar wortlos, aber mit Leichenbittermiene selbst an die Arbeit. Wenn wir dann mit fadenscheinigen Ausreden am gedeckten Tisch eintrafen, würdigte sie uns keines Blickes, sondern begann ingrimmig schweigend die Suppe zu verteilen. Erst ein dickes und wohlverdientes Lob konnte ihr ein kurzes Lächeln entlocken, und alles war dann wieder vergeben.

Anna Miederer, erlangen

 

Was mein Leben reicher macht

Meine Freundin! »Was mein Leben reicher macht« ist das Motto ihres selbst gebastelten Adventskalenders, und jeden Tag freue ich mich, ein weiteres Päckchen aufmachen zu dürfen. Seit einem Jahr entdecken wir gemeinsam Lüdenscheid. Wir plaudern stundenlang und klären die wichtigen und unwichtigen Dinge des Lebens. Wir backen gemeinsam Weihnachtsplätzchen und retten verbrannte Kekse mit viel Lachen und noch mehr Puderzucker-Zitronen- Glasur.

Anika Neuhöffer, Lüdenscheid

 

Stöckelschuhe: Mein Wort-Schatz

Heute tragen die Frauen High Heels, wir trugen Stöckelschuhe mit Pfennigabsätzen. Die dünnen Metallabsätze haben dann im Laufe der Zeit tiefe Abdrücke im Treppenhaus hinterlassen.

Karin Haider, Planegg

 

Zeitsprung: Im Export und immer fort

Vor 46 Jahren, als wir das linke Foto aufnahmen, war es oft nur am Sonntag möglich, die Familie zu vereinen, denn mein Mann war Exportkaufmann und die Woche über auf reisen. Heute sind es die Kinder: Friederike, Anne Kathrin, Calle, die beruflich viel unterwegs sind – als Künstlerin, DAAD-Referentin und Filmemacher. Aber zum 87. Geburtstag ihres Vaters in diesem Jahr haben sie es geschafft, mit uns zwei Alten das Foto von 1966 nachzustellen.

Helga Overweg, Bad Hersfeld, Hessen