Lesezeichen
 

Was mein Leben reicher macht

Ich bin ein fast 70-jähriges Muttertier, Sohn und Enkelkinder außer Landes. Alle sehr schwer beschäftigt. Ich schreibe daher oft: Gedichte, Briefe und Mails. Mein Sohn hasst diese Mails, die dazu noch ziemlich lang sind. »Das ist zu viel … Ich kann nicht mehr … es ist mir egal, in welchem Theater du warst.«

Dieses Mal hat er mich angerufen und sich entschuldigt.

Liselotte Beran, Wien

 

Was mein Leben reicher macht

Beim Mittagessen berichte ich über meine morgendliche Einkaufstour: »Und dann war ich beim Schuhmacher, neue Absätze machen lassen. Kostet auch wieder 9,50 euro.« Darauf mein Sohn: »Ach, Mama, du darfst dir auch mal was gönnen!«

Ursula Feist, Stuttgart

 

Was mein Leben reicher macht

Ich laufe über den vorweihnachtlich lauten und hektischen Stuttgarter Schlossplatz. Plötzlich im Durchgang zur Alten Kanzlei bin ich in einer anderen Welt: Zwei junge Frauen stehen dort und singen alte Weihnachtslieder: überirdisch schöne Stimmen, voller Freude und Inbrunst.

Waltraud Günther, Glatten, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Auf einem Spaziergang versucht ein Zweijähriger eine Katze zu locken. Mit den Worten »Komm, Katze, komm!« will er sie auf sich aufmerksam machen. Leider ohne Erfolg, die Katze verschwindet in einem Garten. Meinen Vermittlungsversuch »Ich glaub, sie hat was anderes vor!« erwidert er mit weisem Nicken und der Bemerkung: «Mäuschen essen!«

Kornelia Verlinden, Köln

 

Blumig

Beim Joggen entdeckte ich dieses beeindruckende »Straßenbild«. Was aussieht wie eine Blumentapete, ist in Wirklichkeit der mit Frost überzogene Straßenbelag!

Ulrich Schneider, Breidenbach, Hessen

 

Was mein Leben reicher macht

An einem strahlend-kalten Herbsttag beim Fahrradausflug mit ganz, ganz durchgefrorenen Füßen einen Hofladen entdecken, in dem eine norddeutsche Oma handgestrickte Ringelsocken aus selbst gesponnener Wolle verkauft.

Carola Silbermann, Bremen

 

Was mein Leben reicher macht

Die Freude, die Johanna und ich am Madrider Flughafen empfinden. Ich besuche sie alle vier Wochen – so versuchen wir, die Zeit ihres Auslandssemesters durchzustehen. Ich finde, bisher machen wir uns sehr gut …

Michael Behrens, berlin

 

Das ist mein Ding

Ost-West-Pakete: Mein Bruder und ich wurden Anfang der fünfziger Jahre im ostdeutschen Wittenberg geboren. Bald danach ließen sich meine Eltern scheiden. Mein Vater zog in den Westen nach Köln, und wir blieben in der Lutherstadt. Dabei trafen meine Eltern eine sehr schlaue Regelung für die Alimente: Seit ich denken kann, kamen regelmäßig »Westpakete« von meinem Vater. Jedes Kind bekam zwei Pakete pro Monat. Meiner Mutter war es immer eine große Hilfe und für uns Kinder oft eine Freude. Als wir erwachsen waren und selbst Familien gründeten, setzte mein Vater diese Gewohnheit fort. Er lebt immer noch in Köln, und bekommt – heute 86-jährig – so manches »Ostpaket« von uns.

Barbara Anthes, Lutherstadt Wittenberg

 

Was mein Leben reicher macht

Nach einer Tageswanderung im Schweizer Simmental kehren wir in einem Gasthaus ein. Mein Mann bestellt ein »Großes Helles«, ich ein »Kleines«. Auf dem Kassenbon finden wir dann ein »Bier« und ein »Herrgöttle«. Da zahlt man doch gern ein wenig mehr als daheim …

Ulrike Lah, Bayreuth