Wandern! Und zwar gerne auf Premiumwanderwegen, zertifiziert durch das Deutsche Wanderinstitut. Kann es einen deutscheren Einfall geben als den, Wege durch die Natur zu klassifizieren? So bin ich »unverlaufbar« unterwegs in den schönsten deutschen Mittelgebirgen.
So eine Phase mit vielen Feiertagen kann man prima zum Kruschdeln nutzen! Kruschdeln, das bedeutet Kleiderschränke und Kommoden durchsuchen nach Brauchbarem und nach Sachen, die weggegeben werden können. Allerdings geht man beim Kruschdeln keinesfalls systematisch vor, sondern lässt sich Zeit. Man schmökert dabei in Poesiealben, sieht sich alte Fotos und Vorlesungsverzeichnisse an, Bildbände, kurzum alles, was man lange Zeit nicht mehr in Händen hatte, und schwelgt in Erinnerungen. Von daher kann Kruschdeln ganz schön lange dauern. Herrlich!
Mit meinem kleinen Sohn (22 Monate) auf der Wiese zu sitzen und ihn den Zauber der Pusteblumen entdecken zu lassen. Pusten kann er noch nicht, das muss ich tun. Aber er hat seinen Mund immer ganz nah am »Pusteball«. Gefühlt haben wir es also zusammen gemacht.
Dabei zuzusehen, wie sich an dem alten Baum in unserem Garten die Kirschen röten. Unser Vater hat ihn vor 60 Jahren gepflanzt, und nun berühren seine Zweige das Küchenfenster im zweiten Stock.
Auf Facebook bekomme ich eine Freundschaftsanfrage von einem mir unbekannten spanischen Mädchen. Sie habe in der Nacht in Madrid auf der Straße einen Geldbeutel und einen Personalausweis gefunden, schreibt sie. Unter dem Nachnamen sei auf Facebook aber nur ich zu entdecken, ob ich weiterhelfen könne. Ich rufe meine Schwester an, die gerade ein Jahr in Spanien verbringt. Aufgelöst erzählt sie mir von dem Verlust – um dann erleichtert aufzuatmen.
Meine Eltern wohnen auf dem Land und halten einige Tiere. Wenn ich zu Besuch bin, schaue ich gerne nach, was sich im Garten und in den Ställen so verändert hat. Bei einem meiner letzten Besuche ging ich zu den Hühnern. Mein Vater meinte, dass sie gerade brüten und dass mit etwas Glück schon Küken geschlüpft sind. Leider sah ich keine Küken, nur verdattert dreinschauende Hühner.
Vor 20 Jahren habe ich mein Elternhaus im Sauerland verlassen. Und wenn ich meine Mutter jetzt am Telefon frage, was sie so macht, sagt sie oft: »Och, ich bin am Krosen.« Das bedeutet, dass sie zu Hause ist und kein wirkliches Ziel verfolgt, sondern ohne Zeitdruck hier und da etwas säubert, aufräumt, umräumt oder neu sortiert. Dies kann mehrere Stunden dauern. Als berufstätige Mutter mit zwei Kindern wünsche ich mir auch manchmal etwas Zeit zum Krosen.
Den alten und vor allem gewaltig großen Baum im Park von Muckross House im irischen Killarney, den Julia Walther in der Ausgabe vom 28. Mai 2015 so wunderschön gezeichnet hat, zählen auch wir zu unseren Freunden – wie man auf diesem Foto sehen kann.
Jürgen Rohdenburg, Bad Zwischenahn, Niedersachsen