Gehst du langsam über Wiesen,
Fühlst du das sanfte Sprießen
Des Junis wunderbar.
Schaust du auf zu unserer Sonne,
Fühlst du die zarte Wonne
blühender Bäume immerdar.
Die Nase in den Lüften,
Schwelgst du in tausend Düften
vom Lindenblütenmeer.
Gleich großen gelben Kronen,
Die auf den Bäumen wohnen,
Verströmen sie sich mehr und mehr.
Es sind die hohen Linden,
Die in die Herzen finden
Auf diesem Wege hier.
Sie singen alte Lieder.
Es ist, als käm’ hienieder
ein wunderbarer Traum zu dir.
Meine Großmutter, noch im 19. Jahrhundert geboren, führte einen Gutshaushalt. Am Mittagstisch waren sie mit dem Verwalter, den landwirtschaftlichen Lehrlingen, »Eleven« genannt, und den größeren Kindern 16 Personen. Die Knechte hatten einen Tisch in einer anderen Stube. Das alles und noch viel mehr bewältigte sie mithilfe von Hausangestellten, den »Mädchen«. Wenn die Großmutter dann am Sonntag mit dem Kutschwagen ausfuhr, musste ihr eines von ihnen vorher mit einer »Brennschere« die Haare kröllen, will heißen, in Locken legen.
Für Ihren Zeitsprung schicke ich Ihnen eine Fotomontage, die den gewaltigen Sprung zeigen soll, den die Kommunikation in der jüngsten Vergangenheit gemacht hat. Die Idee kam mir, als ich sah, wie meine Kinder ein altes Telefon, das ich aus Sentimentalität bei uns aufgestellt hatte, ihren Freunden als Attraktion vorführten und ihnen erklärten, was man damit tut und wie die Wählscheibe funktioniert.
Für mich ist der Apparat aus dem Jahr 1977 ein Alltagsgegenstand aus meiner Kindheit, für meine Kinder dagegen ein kurioses Museumsstück. Sie benutzen auch unser normales Festnetztelefon kaum noch. Ihre Botschaften verlassen unser Haus zumeist via Smartphone und als WhatsApp-Nachricht.
Ein typischer Tag in Hamburg: Ich gehe bei Sonnenschein in den Supermarkt, als ich ihn zehn Minuten später verlassen will, regnet es. Ich verdrehe die Augen. »So ein nerviges Wetter!« Da kommt ein kleiner Junge auf dem Fahrrad vorbei und ruft: »Cool, so ein schöner Regen!« Und plötzlich ich freue mich auch.
Mein Sohn ist geistig behindert. Alle zwei Wochen kommt er nach Hause. Dann machen wir sonntags einen Spaziergang durch den Ort, bei dem wir auch in der Eisdiele einkehren. Nun wechselte dort der Besitzer – und als wir wieder hinkamen, begrüßte der neue Chef meinen Sohn mit Vornamen! Christian war völlig erstaunt und freute sich unglaublich. Offensichtlich wurde er beim Übergabegespräch mit übergeben. Das ist Inklusion!
Ich radle mit meinem Enkel (sechs Jahre) nach seiner Kletterstunde durch den Park von Sanssouci heim. Vom Kindersitz aus stellt er Fragen über Fragen: zu Königen, Prinzen und den Schlössern im Park. Ich versuche redlich, sie alle zu beantworten – dann kommt die ultimative Frage: »Wie wurde der allererste König zum König?« Mein kurzes Zögern nimmt er beschwichtigend auf »dann können wir das ja mal zu Hause googeln…«
Meine fünfjährige Tochter. Sie kommt ins Zimmer und sagt »Papi, hug!« Wir umarmen uns etwa 20 Sekunden, bis sie sagt: »enough«, das Zimmer verlässt und sich wieder dem iPad zuwendet.