Meine erste Türkischstunde im Café Neruda: Immer wieder kommen türkische Gäste vorbei, begrüßen meinen Lehrer Fikret und mich, loben und verbessern mich: Integration hautnah.
Kürzlich war ich in meiner Heimatstadt Wismar und begleitete meinen Freund auf eine seiner Gewölbeführungen in der Sankt-Nikolai-Kirche. Dabei zeigt er Touristen die Backsteingotik-Kathedrale. Auf seine Eingangsfrage, ob jemand unter Zeitdruck stehe, fragte ein kleiner Junge zurück: »Was ist das?« Er erntete einige Lacher, aber eigentlich ist es beruhigend, dass dieses Wort für ihn noch keine Bedeutung hat!
Neu in Wien. Auf dem Weg zur Arbeit – und in Eile – wollte ich gerade in die U-Bahn hechten, als die automatische Bandstimme mit »Zug fährt ab« drohte. Resigniert trat ich zurück, um nicht zwischen den sich schließenden Türhälften zermalmt zu werden. Da schallte aus dem Lautsprecher die ungeduldig-freundliche Stimme der Fahrerin quer über den gesamten Bahnsteig: »Na, Schatzerl, wooos iiiis?« Mit einem Lächeln stieg ich ein.
Meine Psychoanalyse – begonnen in der Not, häufig anstrengend, immer wieder beglückend und heilsam, wenn sich innere Räume auftun und gemeinsam verstehbar wird, weshalb ich so bin, wie ich nun mal bin.
»Ich mache mich dann schon mal bett(geh)fein«, kündige ich am Abend gerne an. Wobei dieses nostalgisch klingende Wort neben dem Anziehen eines (nicht mal feinen) Schlafanzuges auch die Routine im Badezimmer (Zähne putzen, Kontaktlinsen reinigen) umfasst. Der Duden gibt keine Info, die Suchergebnisse im Internet sind überschaubar. Umso wichtiger, dieses Wort nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Während die Kinder die letzten Ferientage bei Oma und Opa verbringen, habe ich aufgeräumt – und auf der Schreibtischunterlage meiner achtjährigen Tochter Birte. diese Kritzelei gefunden. Entstanden ist sie in vielen Stunden des CD-Hörens, Vorsich-hin-Träumens, Sich-vor-Schularbeiten-Drückens …
Das spontane nächtliche Treffen auf unserer Terrasse, um mucksmäuschenstill vier Igelkinder bei ihren ersten Streifzügen durch unseren Garten zu beobachten.
Ich lebe allein mit César, meinem 14-jährigen Sohn. Sein Vater wohnt in Frankreich. Phasenweise fürchte ich, manches falsch gemacht zu haben – gerade, wenn das Vokabular meines Sohnes nur aus »Digger!«, »Scheiße« und »Chill, Mama!« zu bestehen scheint. Gestern jedoch hörte ich ihn durch die geöffnete Tür zu einer seiner Wüstenrennmäuse im Terrarium sagen: »Na, Mäuschen, soll Papa César dich mal hochnehmen?« Da dachte ich gerührt: Ach, das wird schon …
Wenn man bei uns ein Nickerchen machen wollte, hieß es: »Ich nehme noch eine Mütze voll Schlaf.« Und nach einem langen Tag sagte meine Mutter zu uns Kindern: »Heute werdet ihr so tief schlafen, dass ein Auge das andere nicht sieht.«