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Huch: Mein Wort-Schatz

Das Schreckwort huch! ist mir besonders lieb. Wenn uns ein kleiner, unvermuteter Schrecken mit seinen Fledermausflügeln streift, entfährt uns leicht dieses theatralische »huch!« in  gehobener Stimmlage. Aber wir wissen gleichzeitig: Nichts Ernstes, gleich vorbei! Ein geniales Wort!

Gisela Barg-Bryant, Liederbach

 

Was mein Leben reicher macht

Jeden Freitag ist ein richtiger Brief in unserem Postkasten. Seit mehr als 15 Jahren schreiben meine Eltern an alle ihre fünf Kinder. Ich freue mich über die Schrift meines 85-jährigen Vaters, über die Berichte vom Alltag meiner Eltern, über die von meiner Mutter liebevoll beklebten Umschläge und über die immer gleichen Unterschriften.

Katharina Trede-Döring, Ratzeburg

 

Wiedergefunden: Der Sandmann


Da habe ich nun endlich, nach vielen, vielen Jahren, die ich nicht mehr bei meinen Eltern wohne, das Kabuff in meinem alten Kinderzimmer ausgeräumt. Was da alles zutage kam! Unter anderem der Sandmann, der Liebling meiner Kindheitstage. Doch die Zeit und die Motten hatten ihm übel mitgespielt. Genau genommen war nur ein Zombie geblieben, ein würdiger Kandidat für den Friedhof der Kuscheltiere, auf dem er letztlich auch landete. Wiedergefunden und – weggeschmissen.

Ilka Weingart, Leipzig

 

Luftaufsichtsbaracke: Mein Wort-Schatz

Seit Jahrzehnten höre ich gerne Reinhard Mey. Eines seiner Lieder, in dem das eher unmelodisch daherkommende Wort Luftaufsichtsbaracke Platz gefunden hat, schwebt nach wie vor über den Wolken. Aktuell ist es sogar in der SWR1-Hitparade unter den ersten 100 Hits aus aller Welt auf Platz 67 gelandet. Kompliment an den Sänger, dass trotz eines solchen Wortungetümes die Zuhörer gerne mit ihm fliegen!

Peter Stei, Obersulm

 

Was mein Leben reicher macht

Aus Berlin kommend, am Montag früh in Hamburg in die U3 springen, dankbar einen Platz in Fahrtrichtung links ergattern und nach der Haltestelle Rödingsmarkt den Blick über den Hafen schweifen lassen. Zweieinhalb Minuten Freiheit spüren, bevor der Zug dann wieder im Tunnel verschwindet.

Holger Doetsch, Berlin

 

Wohin


Hier ein Schnappschuss aus früheren Tagen, als die Anzeigetafeln bei der Bahn noch nicht digital waren und der ICE, zumindest laut Anzeige, zügig unterwegs war. (Man entschuldige hierbei die nicht korrekte Orthografie.)

Andreas Guttenberger, Regensburg

 

Winterdiät

Her mit der Gans!
Fett auf den Tisch!

Vergesst die Salate
und auch den Fisch!

Das Essen sei schwer
und süß das Dessert!

Verschwindet das Licht
mag ich Mageres nicht!

Tee mit Rum bringt
den Winter um!

Und wenn es mir auch die Adern zerfetzt:
Ich lebe jetzt!

Rolf Mahling, Korbach, „Hessisch Sibirien“

 

Was mein Leben reicher macht

Vor einem halben Jahr spazierte ein fremder schwarzer Kater durch unsere Hofeinfahrt. Wir gaben ihm ein wenig Trockenfutter, ein bisschen Wasser mit einem Schuss Sahne, und streichelten sein glänzendes Fell. Seither steht der Kater täglich, pünktlich zur Dämmerung, vor unserer Terrassentür und wartet geduldig auf Futter, Sahneschorle und Streicheleinheit. Nach dem  täglichen Ritual geht er zufrieden seiner Wege. Wohin er geht, das bleibt sein Geheimnis. Wir haben ihm inzwischen den Namen Lui gegeben.

Reinhold Gerhard, Aulendorf

 

Tell und der Schirm

(Nach Friedrich Schiller, »Wilhelm Tell«, Rütli-Szene)

Nein, keine Grenze hat des Geldes Macht,
wenn der Gedrückte nirgends Geld kann finden,
wenn unerträglich wird die Schuldenlast –
greift er getrost hinauf, wo droben aufgespannt
und scheinbar unzerbrechlich wie die Sterne selbst,
die großen, immer größ’ren Rettungsschirme –
Zum letzten Mittel, wenn kein andres mehr
verfangen will, ist ihm der Schirm gegeben –
Der Güter höchstes müssen wir verteid’gen
gegen den Bankrott – wir stehn für unsern Euro,
wir stehen für Europa und dafür, dass man
uns gütig mag verschonen vor Depressionen.

Brigitte Probst, Marburg