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Kleinspitzen: Mein Wort-Schatz

Welch regionale Vielfalt, welchen Ideenreichtum zeigen die Beiträge der vergangenen Wochen bezüglich des Vokabulars für ein einfaches Gemüsemesser! Man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Zufällig bin ich beim Lesen des Romans Kruso von Lutz Seiler auf eine weitere Variante gestoßen. Auf Seite 56 wird vom Zwiebelschälen erzählt, wobei die Hauptperson des Romans, Edgar, versucht, die Handgriffe seiner Mutter zu imitieren, »ihr blitzschnelles Hantieren mit dem Kleinspitzen, wie sie das »rasierklingenscharfe Messer mit dem ausgeblichenen Holzgriff und der bis auf wenige Millimeter heruntergeschliffenen Klinge nannte«.

Gundel Jahn, Aschersleben, Sachsen-Anhalt

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Hürmeken, Schällmess: Mein Wort-Schatz

Als geborener Sauerländer kenne ich das Hürmeken, was wohl dem hier im Wortschatz bereits angesprochenen Hümmelchen entspricht. Es gibt unendlich viele Schreib- und Sprechweisen. Schon im Nachbardorf wird man als Buiterling (Fremder) erkannt, wenn man das »R« mitspricht, da es dort Hümmeken heißt. Man sagt auch Schällemess oder Schällmessken und braucht es ebenfalls für Kartoffeln oder Äpfel. Und Dönches oder Döntjes? Das sind Anekdoten, die im Sauerland Dönekes heißen. Es gibt übrigens das Döneken, eine Frau habe ihren Mann, einen Buiterling (hier: Zugezogenen), mit einem Hürmeken umbringen wollen…

Otmar Korte, Norderstedt

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Pittermesser: Mein Wort-Schatz

Das kleine Küchenmesser – Holzgriff speckig, Klinge immer geschärft, unentbehrlich bei vielerlei Verrichtungen, vom Apfelschälen bis zum Bleistiftspitzen? Da sagt man bei uns im Rheinland Pittermesser – vermutlich ein Relikt aus der Franzosenzeit und Verballhornung des Wortes petit im Gegensatz zum großen Brotmesser.

Hartmut Großhans, Köln

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Schnitzer (hessisch): Mein Wort-Schatz

Solch ein kleines Küchenmesser hatte meine Großmutter, die in Osthessen an der Werra lebte, stets in der Schürzentasche (Osthessisch: Kippe). Das Messer hieß Schnitzer oder Schnitzerchen und wurde im Garten wie auch im Stall und in der Küche für alle möglichen Arbeiten verwendet – nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge, aber sicher, ohne zwischendurch gesäubert zu werden! Ich kenne meine Großmutter nur so »bewaffnet«, und auch für mich ist das Schnitzerchen unentbehrlich (wenn auch stets frisch gespült).

Antwort auf den Beitrag von Frau Becker, die den Begriff für Westsachsen beansprucht, vom 3. Juni 2015:

Frau Becker vermutet Migrationshintergrund und hat damit vielleicht nicht ganz unrecht, allerdings in etwas anderer Weise! Meine Großmutter nämlich stammt aus einer Gegend, die Waldhessen heißt (aus einer Familie, die dort seit Menschengedenken Höfe und Mühlen besaß, also nicht erst kürzlich eingereist sein dürfte). Und obwohl die Gegend heute einen ziemlich verträumten Eindruck macht, erlebte sie (laut Internet) im Spätmittelalter eine wirtschaftliche Blüte. Diese verdankte sich der Lage an einer der wichtigsten Handelsstraßen, der »Langen Hessen«, die Frankfurt und mit Leipzig verband. So hat also die Bezeichnung »Schnitzerchen« vermutlich selbst Migrationshintergrund.

Christa Schütze, Baunatal, Hessen

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Flügschen: Mein Wort-Schatz

Als ich hier in ZEIT der Leser (Nr. 8/15, 12/15 und 14/15) all die – mir unbekannten – regionalen Ausdrücke für ein kleines Küchenmesser las, fiel mir plötzlich die Bezeichnung Flügschen ein (gesprochen: Flügs-chen). Dieser Begriff, der mir in meiner Jugend im Bergischen Land sehr geläufig war, galt ebenfalls dem kleinen Messer; mit ihm schälte Mutter Kartoffeln oder putzte Gemüse. Als Junge allerdings wusste man damit manch andere Dinge schnell, geschwind, rasch – eben flugs – zu erledigen.

Karl-Josef Mewaldt, Buxheim, Bayern

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Was mein Leben reicher macht

Mein neuer Chor und unser Chorleiter, der uns mit Fröhlichkeit und augenzwinkern­der Konsequenz führt und uns vom Diri­gentenpult in der Laeiszhalle aus kleine wohlwollende Zeichen gibt, wenn er sich über unseren Gesang freut.

Wiebke Damerius, Reinbek bei Hamburg

 

Zeitsprung: An der Nordseeküste

Kürzlich haben wir wieder einmal eine Ferienwoche auf Spiekeroog verbracht und dort wie immer fleißig fotografiert. Das erste Bild entstand an einem Vor­mittag. Es war gerade Hochwasser, sonnig und nur leicht windig. Drei Tage später entstand am Nachmittag im Sonnenschein bei starkem Wind das zweite Bild. Man sieht hier, dass die Sandbank, welche die Insel vor den anbrandenden Wellen schützt, völlig überspült worden ist. Wegen der Stürme war der Fährverkehr zum Festland eingestellt. Ein Unterschied zwischen Hoch­- und Niedrigwasser war kaum noch zu erkennen. Doch trotz der Stürme haben wir den Aufenthalt auf der schönsten der ostfriesischen Inseln sehr genossen.

Simone Néné, Frankfurt am Main

 

Was mein Leben reicher macht

Oft sitze ich mit meiner Freundin auf den Stufen des Luisen-­Centers in Darmstadt, um die vorbeiflanierenden Menschen zu beobachten. Diesmal streiten sich direkt vor uns zwei etwa zehnjährige Mädchen. Die eine hat schon wiederholt und immer energischer mit einem »Nein« auf den Vor­schlag der anderen geantwortet. Nun langt es ihr, sie bleibt stehen und beendet den Disput mit: »Hast du nicht verstanden? Ich habe gesagt N-­A-­I-­N!«

Ralph Westphal, Büttelborn, Hessen

 

Zustupf: Mein Wort-Schatz

In Österreich versteht man sich auch in ver­baler Hinsicht stets auf einen wuchtigen Auftritt: Selbst der kleinste Beitrag der öf­fentlichen Hand wird zur »Subvention«. Viel sympathischer finde ich da den Schweizer Ausdruck Zustupf. Das klingt, als würde man ganz beiläufig jeman­den anstupsen und ihm ohne ein großes Gewese ein kleines Geldgeschenk zuste­cken. »Oh!«, sagt der Beschenkte. Mehr Zustüpfe für die Unbezustupften!

Ricci Bock, Innsbruck