Es gibt diese eine Begegnung, wenn Worte überflüssig sind. Blicke und Lächeln reichen aus und man weiß, dass man jemanden womöglich kennt und versteht. Sollte man trotzdem was sagen? 2. Februar 2011, kurz vor 16 Uhr am Regensburger Hauptbahnhof. Die Prüfungen sind vorbei, Zeit, nach Hause zu fahren. Der Zug fährt um 16:29 von Gleis 5. Schnell noch Kippen, Wasser und was zu Essen besorgen. Der ICE 90 kommt pünktlich an.
Am Nebentisch sitzt ein junger Mann mit seinem Hund. Es ist ein schöner, schwarz-weiß gefleckter Hund mit spitzen Ohren. Er liegt gemütlich auf dem Boden und freut sich über die Streicheleinheiten, die sein Herrchen alle paar Minuten erteilt. Ich gucke ihn an und lächele. Dann fällt mir das Herrchen auf und ich denke: „Guck mich doch an!“ – was auch passiert. Er inspiziert gerade die neu zugestiegenen Bahngäste. Sein Auto ist kaputt und er reist deswegen mit dem Zug, erzählt er dann der älteren Dame, die gerade einen Apfel schält. Wir tauschen weitere Blicke aus, direkte und indirekte (über die Fensterscheibe), ein Handy klingelt und ein Mitreisender fängt an, sehr laut zu reden – auf Englisch. Das Reden hat wahrscheinlich der ganze Wagen gehört, aber plötzlich haben wir zwei nach unten geschaut und angefangen zu lächeln. Darauf folgten ein paar grinsende Blicke und Sprache wurde überflüssig. Er holt seine Kopfhörer aus der Hosentasche und hört ein Sender der Deutschen Bahn: Pop, Rock, Jazz oder Klassik? Was? Was hörst du denn gerne?
Um 17:25 Uhr kommt der Zug in Nürnberg an. War’s das jetzt? Wo kommst du her? Wo fährst du denn hin? Wie heißt du? Ich weiß ja fast nichts. Außer: du hast ein Hund und ein kaputtes Auto, du interessiert dich für chinesische Geschichte und Kultur, sprichst höchstwahrscheinlich gut Englisch und findest es lustig, wenn sich jemand in der Öffentlichkeit mit einem selbst eingeredeten Wissen blamiert. Du hast schöne, dunkle Augen und ein wundervolles Lächeln. Du rauchst Tabak (Pueblo), eventuell ohne Filter und hattest eine lange Reise zum Ziel. Ich rauche Old Holborn mit Filter und hatte beim Kaffeetrinken im Black Bean vorgedreht, obwohl ich drei Stunden nicht rauchen konnte. Lieber Fremder, es war schön dir begegnet zu sein und dieses kleine Abenteuer mit dir zu teilen. Und nun bleibe ich so: sprachlos und grinsend.
Smaranda Campeanu, Freiburg i. BR