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Was mein Leben reicher macht

Die Hauptperson kam zu spät von der Arbeit, und der Stadtpark, in dem der Antrag gemacht werden sollte, war leider schon geschlossen. Am Tag danach klappte es dann – und sie hat Ja gesagt!

Tobias Köhne, Hannover

 

Fisimatenten: Mein Wort-Schatz

Als ich ein Kind war, benutzte meine Mutter öfter die Redewendung: »Jetzt mach nicht so viele Fisimatenten. Das bedeutete, dass ich möglichst schnell ihrer Aufforderung nachkommen sollte, etwas zu erledigen. Als ich berufstätig war, klärte mich ein Arbeitskollege darüber auf, was man sich über die Entstehung des Ausdrucks erzählt: Angeblich kommt die Formulierung aus dem Französischen, und zwar von der Aufforderung: Visitez ma tente (»Besuchen Sie mein Zelt«). Nach Deutschland kam sie im Kriege, als man für Verhandlungen keine anderen Räumlichkeiten als Zelte hatte. Sie wurde aber wohl auch gegenüber Damen gebraucht, mit dem Zweck, sich im Zelt gemeinsam die Zeit zu vertreiben.

Ob meine Mutter das wusste?

Hedda Rienäcker, Göttingen

 

Was mein Leben reicher macht

Im vergangenen Sommer habe ich mich fürchterlich verliebt, nur um vier Wochen später ebenso fürchterlichen Liebeskummer zu haben. Inzwischen haben wir wieder Kontakt, er hat sich entschuldigt, und ich genieße es, dass aus einem Übermenschen ein ganz normaler Mensch geworden ist!

Angelika Schmidt, Molfsee, Schleswig-Holstein

 

Zeitsprung: Geschäftsübernahme

In unserer Familie gibt es einen Kaufmannsladen, den mein Großvater etwa 1930 für meinen Vater ge­baut hat. Der Kaufmannsladen hat einen Weltkrieg überstanden und reiste 1957 offiziell mit mir aus der DDR aus. (Als Kind von »Republikflüchtigen« – meine Eltern waren vorerst ohne mich in den Westen gegangen – wurde ich ausgewiesen, durfte aber mei­ne Besitztümer offiziell mitnehmen.) Das Bild von 1956 zeigt mich mit meinen Großeltern (rechts mein Großvater, der »Erbauer« des Kaufladens). Kürzlich konnte meine zweijährige Enkelin Anna den Laden übernehmen. Aus diesem Anlass haben wir dann alle vier Generationen im und neben dem Laden foto­grafiert, die mit ihm schon gespielt haben und noch weiter spielen werden: meine Tochter Sonja, Anna, meinen Vater und mich (von links nach rechts).
Sonja hat immer sehr stolz erzählt: »Den Kaufladen hat mein Urgroßvater für meinen Opa gebaut.« In unserer konsumorientierten Zeit finde ich es schön, wenn die Dinge wegen ihrer Geschichte geschätzt werden und auch Kinder eine Idee vom Eingebun­densein in Zusammenhänge bekommen.

Elke Greven, Aachen

 

Was mein Leben reicher macht

An einem Mittwoch, spätabends im ICE 885 von Hamburg nach München, kurz vor dem vorzeitigen Erreichen des Ziel­bahnhofs die Durchsage: »Sehr geehrte Reisende, wir erreichen den Endbahnhof heute mit einer Verfrühung von 15 Minu­ten. Wir bitten, dies zu entschuldigen.« Irgendwo fährt sie also doch noch, die Behörden­-Bahn. In den Zeiten der Bahn­streiks gibt es Schlimmeres!

Stefan Vörtler, Bayreuth

 

Apfelsinen und Pampelmusen: Mein Wort-Schatz

In der Obstabteilung eines jeden Super­marktes und auf Wochenmärkten werden Orangen und Grapefruits angeboten. Das freut Reisende aus anderen Ländern sehr, denn wer weiß schon, was Apfelsinen sind oder gar Pampelmusen? Diese Begriffe standen noch in den sieb­ziger Jahren auf jeder mit Kreide geschriebenen Preistafel.

Kai Schippmann, Karlsruhe

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn ich mit meiner seit 30 Jahren besten Freundin ein gemeinsames Wochenende verbringe, um am Sonntagabend, wieder zu Hause, drei Stunden mit ihr am Telefon klönen!

Christiane Roth, Berlin

 

Die Kritzelei der Woche

s86-kritzelei

»Andreas W.« ist eine fiktive Person mit turbulentestem Seelenleben, die mich durch mein ganzes Leben begleitet. Tag für Tag findet sie ihren Platz auf Notizblöcken, Vorlesungsmitschriften, ja einfach überall, solange nur ein Schreibgerät zur Hand ist. Oft gerät Andreas W. dabei in unliebsame Situationen. Oder in Verkleidungen und Darstellungen, die ihm womöglich sehr unangenehm sind.

Felix Spiske, Darmstadt