Lesezeichen
 

Morgengruß

Heute Morgen: Aufbruch zur Arbeit eine Stunde eher als sonst. Überhaupt nicht meine Zeit. Total müde. Beim Überqueren der Straße: Blick nach links, der Himmel leuchtet orange. An der nächsten Kreuzung entdecke ich genau über dem Haus auf der anderen Straßenseite einen wunderschönen Regenbogen. So schlecht kann der Tag gar nicht werden!

Cordula Galla, Essen

 

Antwort auf den autobahnhassenden Österreicher

Als ich vor zwei Wochen auf dieser Seite las, wie es Herrn Bonfert aus Österreich auf der deutschen Autobahn ergangen ist, fragte ich mich zuerst, ob die Redaktion diese Zeilen getürkt hat, um die Österreicher zu veralbern. Oder ob sie tatsächlich von einem österreichischen Leser im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte verfasst wurden. Ich nehme an, dass Letzteres der Fall ist. Es ist lobenswert, dass Sie auch Briefe von Sonderlingen veröffentlichen. Aber ich hoffe sehr, dass diese Fahrt von Herrn Bonfert die erste und letzte unter Benutzung der deutschen Autobahnen war. Denn dieser Mann ist gemeingefährlich! Wenn schnelle Fortbewegung ihm „die Freude raubt“, so ist das sein Problem. Seine „logischen“ Schlussfolgerungen sind geradezu tollkühn: Durch die deutschen Autobahnen versteht er jetzt, wie Revolutionäre gemacht werden. Es ist nicht zu fassen! Neid, Wut und Hass des Herrn Bonfert sind auch von jedem Laien gut zu erkennen: Nur so versteht man seine abstrusen Formulierungen wie „fortgesetzte, ungerechtfertigte Demütigung“ und „stupides, protziges, privilegiensüchtiges Großbürgertum“. Und so jemand fährt auch noch ins Ausland! Ein guter Rat an Herrn Bonfert: Nehmen Sie Ihr Hütchen, Ihre Lederhose, Ihr Wams und Ihren Wanderstab und bleiben Sie damit bitte in Ihrem geliebten Land – dem Sie mit Ihren Zeilen darüber hinaus einen sehr schlechten Dienst erwiesen haben! Verschonen Sie die Deutschen mit Ihrer Anwesenheit und schreiben nicht mehr so einen erheiternden Unsinn!

Joachim Streitel, Henstedt-Ulzburg

 

Laufen am Eiffelturm

Ein Oktoberwochenende in Paris, um gemeinsam mit Läuferinnen und Läufern meines Lauftreffs bei sommerlichen Temperaturen an den 20 km de Paris teilzunehmen. Start und Ziel direkt am Eiffelturm. Da verschmerzt man sogar den Klassiker: Diebstahl des Portemonnaies in der Metro.

Fred Gieschen, Wilstedt, Niedersachsen

 

Wiedergefunden: Der verlorene Cousin

Im Album meiner Mutter fand ich das alte Foto, aufgenommen Ende der vierziger Jahre. Es zeigt meine Tante Marianne mit ihren Kindern Brigitte und Herbert, die – wie viele Deutsche damals – 1950 nach Australien ausgewandert sind. Nach dem frühen Tod meiner Tante war der Kontakt zu den Verwandten 1960 abgebrochen – Brigitte und Herbert hatten ihre Muttersprache verloren. Neugierig geworden, recherchierte ich – fast 50 Jahre später – im Internet, und es grenzte für mich an ein Wunder, dass ich Herbert tatsächlich fand. Sofort telefonierte ich mit ihm, und ein regelmäßiger E-Mail-Kontakt begann, der in einen Deutschland-Besuch mit Spurensuche mündete. Mein Cousin war sehr bewegt, als ihm die nette Leiterin des Standesamtes in Immenstadt eine Kopie seiner Geburtsurkunde überreichte, und er hatte Tränen in den Augen, als er – der kein einziges Familienfoto mehr besaß – ein Album mit Bildern seiner Ursprungsfamilie mit nehmen konnte nach „Down Under“.

Kürzlich erhielt ich eine E-Mail von dort, die mit den Worten endete: „You know I quite often think about the phone call I had from someone in Germany who introduced herself as my long lost cousin and I will be forever grateful for that phone call.“ („Weißt Du, ich denke oft an jenen Telefonanruf, in dem sich jemand aus Deutschland als meine längst verlorene Cousine vorstellte. Ich werde immer dankbar sein für diesen Anruf.“)

Renate Steinhorst, Bamberg

 

Harry in der Herbstsonne

Draußen ist es kalt. Ich sitze in unserem alten Ohrensessel im warmen Wohnzimmer, die Füße an der Heizung und lese zum 3. Mal Harry Potter and the Deathly Hallows. Durch das Fenster lächelt mir die Herbstsonne zu und wärmt mein Herz.

Christin Becht, Ober-Ramstadt

 

Regine Hildebrandts Zungenschlag

Mit Katrin Finkes und Rainer Karchniwys Buch über das Leben von Regine Hildebrandt waren alle Erinnerungen an diese wunderbare ostdeutsche Politikerin wieder da. Und an die neunziger Jahre, wenn sie im Fernsehen auftrat, kämpferisch, ehrlich, mit Berliner Zungenschlag, um leidenschaft­lich gegen Ungerechtigkeit und für die Schwächeren zu streiten. Man spürte: Ihr Herz gehörte den Menschen, für die sie sich einsetzte. Kurz nach dem 20. Jahrestag der deutschen Einheit frage ich mich: „Wo gibt es noch solche unverbogenen Menschen in der Politik?

Bärbel Schlenz, Kiel
Das Buch „Erzähl mir doch nich, dasset nich jeht!“ ist im Aufbau-Verlag erschienen

 

Was mein Leben reicher macht

im Strandcafé Binz ganz unverhofft von einem fremden Ehepaar zu gebratenem Zanderfilet und Scampetti e Ratatouille eingeladen zu werden, und sich noch Tage danach über diese Großzügigkeit zu freuen.

Friederike Steiner, Rendsburg

 

Logik des Bahnhofs

Mit meinen beiden Söhnen, 11 und 13 Jahre alt, schauten wir, was in Stuttgart so passierte. Ich versuchte danach, den beiden Jungen zu erklären, um was es eigentlich geht, erläuterte ihnen das Projekt mit Bildern – der Kopfbahnhof wird zum Durchgangsbahnhof quer mit Tunnel durch den Berg – und dass das Ganze in 10 Jahren fertig sein soll. Unverständliches Staunen bei beiden Jungen: „Manno…10 Jahre, da sind wir doch beide erwachsen!“ Dann der Kleine, fassungslos: „Papa, machst du auch keinen Quatsch? Wenn die 10 Jahre Zeit haben, warum müssen die dann am ersten Tag mitten in der Nacht damit anfangen?!“ Ratloses Schweigen. Hat jemand eine plausible Antwort für den 11-Jährigen?

Harald Raebiger, Bad Wimpfen