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Besuch mit Baby

In unserem Ferienhaus haben wir Gäste mit einem einjährigen Baby. Toll, mal wieder ein Baby auf dem Arm zu haben. Es riecht so gut. Und die kleinen Hände: Ein längst vergessenes wunderbares Gefühl.

Andreas Ballhaus, Meinhard-Schwebda

 

Frisch Komponiertes

Wenn mein Freund von der Probe mit seiner Band erzählt und er mir dabei auf der Gitarre ein frisch komponiertes Riff vorspielt. Es scheint, als könne ihn nichts mehr begeistern als das Gefühl, einen neuen Song auf die Beine zu stellen. Etwas zu produzieren, was es so auf der Welt noch nie gegeben hat. Als ich seine Musik das erste Mal live gehört habe, sind mir vor Stolz Tränen in die Augen gestiegen.

Luise Scholz, Jena

 

Wiedergefunden: Dank für die Westpakete

„Liebe Verwandte, Freunde, Bekannte aus der Bundesrepublik!

In diesen Tagen, den letzten der DDR, ist es an der Zeit, endlich allen Dank zu sagen für die jahrzehntelange, nie nachgelassene Hilfe aus dem „Westen“. Wieviele Pakete sind gepackt worden, wieviel habt Ihr eingekauft! Und immer die Frage: Schicken wir das Richtige? Was ist notwendig? Was macht Freude? Was wird durchgehen? Was werden „die“ rausnehmen? Wird es auch passen? Soll man getragene Sachen schicken oder nicht? Heute möchte ich Euch schreiben: Jedes Paket war ein Erlebnis. Das Holen, das Auspacken, das Ansehen, das Probieren, das Verteilen! Bitte nehmt das Wort „Danke!“ einfach so hin. Ob es ein Opfer war an Geld, Überlegungen, Zeit, oder nicht, wir haben es nie selbstverständlich genommen. Am Wichtigsten waren natürlich die Weihnachtspakete, dann reichte es wieder bis Ostern. Von den Dingen, die unter dem Christbaum lagen, waren neunzig Prozent von Euch. Und für die Handwerker und andere brauchte man ja auch immer etwas. Mein Trabbi ist jahrelang so repariert worden, wenn es
keine Ersatzteile gab. Danke auch, dass es oft nicht nur notwendige Dinge waren, sondern auch solche, die das Leben verschönt haben.

Und das Zweite: Wir haben es wirklich gebraucht! Ohne Euch und die Hilfe der Kirchen hätten wir kaum so durchhalten können. Als wir 1958 heirateten, bekamen wir 350 Mark Gehalt und mußten noch 50 Mark für das Motorrad abzahlen. Was wir auf dem Leib hatten, war fast hundertprozentig von „drüben“: entweder gleich passend oder umgeändert, auch immer weitergegeben, untereinander ausgetauscht oder gegen andere Dinge getauscht, verkauft. Ja, auch verkauft, weil man Geld dafür bekam, das ja immer knapp war. Jetzt kann man es sagen: Vom Kaffeeverkauf (40 Mark das Pfund) haben wir lange die Kohlen und den Koks bezahlt, die uns 700 Mark in einem Winter kosteten, das war zuletzt ein Monatsgehalt. Ohne all das hätte meine Frau arbeiten gehen müssen und hätte nicht so viel Zeit und Kraft und Liebe in die vier Kinder stecken können, was, wie wir glauben, sich gelohnt hat.

Und das Dritte: Die lange, lange Zeit, in der das alles geschehen ist. Wenn gute alte Verwandte gestorben sind, die das heute nicht mehr erleben und an die wir heute besonders denken, kamen neue Geber dazu. Die Kette ist nicht abgerissen! Einmal Gutes zu tun ist sehr leicht, aber über einen so langen nicht absehbaren Zeitraum es durchzuhalten war schon etwas Großartiges. Aber natürlich war es nicht nur das Materielle. Es waren von Eurer Seite das Denken, die Liebe, sicher auch das Gewissen, das Wissen um das Leben auf der anderen Seite des „Vorhangs“. Aber die Hauptsache war das Tun – und ein bisschen auch das Menschliche den Herrschenden gegenüber: Ihr habt die Macht, aber wir haben die Westpakete.

Bernhard Sparsbrod, Eisenach-Madelungen

 

Wer singt, stottert nicht

Und wieder ein solcher langer, nicht enden wollender Tag. Am Nachmittag dann noch eine neue Patientin, eine Dame mittleren Alters, die zusammen mit Ihrem Mann kommt, dieser ruhig, jedoch liebevoll im Hintergrund. Was plagt Sie denn? Und sie, sie stottert, stottert, stottert… Herr Doktor, ich muss singen! Und so höre ich an diesem Tag das erste Mal eine gesungene Schilderung rheumatischer Beschwerden. Im Gesang fließt ihre Sprache mühelos dahin. Am Schönsten, der Ehemann der seine Frau würdevoll und kommentarlos aus des Zimmer leitet. In guten wie in schlechten Tagen…

Dr. med. Carsten Stille, Hannover

 

Leben als Fußballfan

Das erste Live-Fußballspiel meines Lebens: 1 Ball, 2 mal 8 Kinder, 2 mal 20 Minuten. Am Rand des Spielfeldes stehen, mitfiebern, unsere Mannschaft anfeuern. So aufregend fühlt sich das also an!

Julia Thomas, Weimar

 

Kritzelei: Die Tage zum Glücklichsein

Während ich einer Freundin zum Geburtstag gratulierte, ging ich wieder einmal meiner Lieblingsbeschäftigung nach: der Telefonkritzelei. Diesmal musste eine Papiertüte dran glauben, die zufällig vor mir lag. Die kreisenden Bewegungen machten mir Spaß. Nach dem Telefonat begann ich, in dem Roman Zwei an einem Tag von David Nicholls zu lesen – und schrieb gerade Gelesenes auf die bekritzelte Tüte: „Wofür sind Tage gut…sie sind zum Glücklichsein…“

Karola Szymiczek, Köln

 

Schwiegersohn statt Spülmaschine

Unsere Spülmaschine war zur Reparatur. Es häuften sich daher nicht unerhebliche Geschirrberge in der Küche, die ich ziemlich missmutig beseitigte. Hausarbeit ist sowieso nicht gerade meine liebste Beschäftigung. Als der Abwasch mal wieder anstand und ich gerade mit mir rang, ob ich die Arbeit sofort oder nach einer Gnadenfrist von weiteren 10 Minuten erledigen sollte, erschien der Freund meiner Tochter, der gerade im Haus war, in der Küche: Er erwärmte wortlos das Spülwasser und beseitigte, mit einem leisen Liedchen auf den Lippen, ohne großes Aufheben „das ganze Theater“. Ich konnte derweil in aller Ruhe meine Zeitung lesen und meinen Kaffee trinken. Das Leben kann so schön sein!

Birgit Matrisch-Dinkler, Bochum

 

Freitagsüberraschungen

Freitagmorgen, auf dem Weg in mein Büro. Zur Begrüßung gehe ich ins Büro meiner Kollegin, dort erwartet mich eine saftig-süße Feige aus ihrem Garten. Und als wäre das nicht schon wundervoll genug, reicht sie mir eine ebenfalls in ihrem Garten gereifte Rose. Ihr überirdisch betörender Duft verzaubert meinen Arbeitstag.

Kathrin Grummich, Heidelberg

 

Dschungel hinterm Haus

14 Tage Urlaub in Österreich. Tolles Wetter, schöne Wanderungen, gutes Essen. Dann die Rückkehr nach Hause. Erschöpft und müde noch ein kleiner Gang durch den Garten. Was hat sich verändert, was ist gewachsen? Da sehe ich die neue Pflanze, futuristisch und unbekannt. Schnell das Bestimmungsbuch geholt. Stechapfel, Nachtschattengewächs, sehr selten. Was 14 Tage Ruhe bewirken können!

Annette Rosenthal, Hagen