Nach dreißig Jahren endlich wieder auf einem Katamaran. Die Pinne in der Hand, Blick nach vorn, Sonne im Gesicht. Die Großschot dichtholen, und sofort gurgelt Gischt am Heck. Wasser spritzt durchs Trampolin, die Rümpfe rasen durch die Ostsee. Und dann das unbeschreibliche Gefühl, wenn der Rumpf, auf dem ich sitze, sich aus dem Wasser hebt!
Auf meinem Balkon mitten in der Stadt steht ein Topf mit gut schließendem Deckel. Im Boden ein paar Löcher, darunter ein weiterer Topf. In dem oberen sammle ich Gemüseabfälle. Die Brühe, die sich unten sammelt, verwende ich als Dünger für meine Topfpflanzen. Mit dem dicken Mist aus dem oberen Topf dünge ich die Tomatenpflanzen. Die Ernte ist recht ordentlich.
Sommer in Darmstadt. Am Woog, dem naturbelassenen Badesee der Stadt, liegen alle meine Freunde im Gras, reden, lachen und lästern über die Geschehnisse der gestrigen Party. Fußball spielen, dann ein Sprung ins Wasser, um den Schweiß von der Haut zu waschen; ein Köpfler vom Zehner. So lässt es sich leben! Was steht heute Abend wohl an?
Gabriele Kleb aus Osterrade hat hier vor vier Wochen vorgeschlagen, unserer Nationalhymne einen neuen Text zu geben! Wollen Sie sich nicht auch dafür einsetzen? Meine Unterstützung hätten Sie. Hoffmann von Fallersleben in allen Ehren, aber die Deutschen sind inzwischen weiter. Eigentlich hing ich ja immer dem Vorschlag meines Vaters an, die Worte der DDR-Hymne von Johannes R. Becher auf die Haydn-Melodie der bundesrepublikanischen zu singen. Aber Gabriele Kleb hat recht: Teilen ist angesagter, unsere Wirtschaft ist längst aus Ruinen auferstanden. Und ich möchte endlich mit allen hier Lebenden von Herzen singen können. In einem Einwanderer- land seit Urururgroßvaterszeiten, wie mein Nachname schon zeigt.
Als meine Frau und ich gestern aufwachten, klebte dieser Zettel außen an unserer Schlafzimmertür. Wir wissen nicht, wer ihn geschrieben hat: Unsere Kinder (zweimal sechs, einmal fünf Jahre alt) haben alle einen ähnlichen Schreibstil. Ist ja aber auch nicht so wichtig. Entscheidend ist: Wir werden geliebt!
Ich stehe oben auf dem Wallberg und rieche den Almsommer. Unter mir glitzert der Tegernsee, ringsum Berge, auf manchen noch Schnee. Ganz in der Ferne kann ich sogar die Zugspitze sehen. Die Wiesen blühen in allen Farben. Ich höre Kuhglocken. Hinter mir liegt ein wunderbares Hüttenwochenende mit den Kindern. Ohne Fernseher, ohne Handy,
ohne Internet, ohne Gameboy. So stelle ich mir das Paradies vor.
Die Bücher Paul Nizons. Meist reicht ein wohlfein geformter, Lebensessenzen verströmender Satz des Pariser Stadtnomaden, um mich im eigenen Schicksal des Migranten und Wortbewunderers zu erkennen. Dann setze ich mich auf die Terrasse meines Stammkaffeehauses am Meer, trinke einen Schluck aus der Tasse, aus dem Journal, aus dieser Lebenswonne und greife zur Feder.
Peter Schnell, Barcelona.
Die Werke von Paul Nizon sind bei Suhrkamp erschienen
Meine Kritzelei ist vor Kurzem entstanden, während eines Fortbildungsseminars zum Thema „Psychoanalytische Arbeit mit Jugendlichen“. Wenn ich längere Zeit über konzentriert zuhören muss und mich dabei nicht bewegen kann, dann hilft mir der Stift, meinen Geist offen zu halten und nicht zu ermüden. Erst später sehe ich, was ich da gekritzelt habe.