Als ich vor über 60 Jahren versuchte, die ZEIT zu abonnieren, erhielt ich den beiliegenden Bescheid: Das Papier reiche nicht, um auch eine Zeitung für mich zu drucken. Das hat mich jedoch nicht davon abgehalten, mein Leben mit dieser Wochenzeitung zu verknüpfen. Sie hat mir vergnügliche Stunden bereitet, meine Familienstandsveränderungen publik gemacht, mir eine neue Ehefrau gefunden und mich oft wissender werden lassen, ohne dass mich dies sonderlich belastet hätte – zumal ich heute von dem Abonnment meiner Frau profitiere, das ursprünglich einmal ein Studentenabo war.
Die CSU war mir mal so richtig sympathisch. Eigenbrötlerisch war sie eben, typisch bayerisch. Dann die Abstrafung bei der letzten Landtagswahl. Mir taten die CSUler richtig leid.
Doch seit die CSU mit CDU und FDP auf Bundesebene regiert, habe ich kein Mitleid mehr. Diese CSU benimmt sich gerade wie ein quengeliges Kind. Die Mehrwertsteuersenkung für Hoteliers und Skiliftbetreiber geht auch auf ihre Kappe. Doch die meisten Bürger besitzen kein Hotel und keinen Skilift, um diese Vergünstigung zu nutzen. „Happy Hour“, aber für wen? Erschreckend, diese „Wir wollen“- oder „Wir wollen nicht“-Mentalität der CSU! Herr Seehofer wettert aus seiner Festung zu Bayern heftigst gegen alle Vorschläge, die ihm nicht passen.
Politik besteht aus Diskussionen und auch aus verschiedenen Standpunkten, doch vor allem besteht Politik aus Kompromissen. Es geht nicht um die eigenen Parteiziele und die eigenen Vorstellungen, sondern um das Beste für jeden Bürger. Querschläger sind hier eher kontraproduktiv. Hoffentlich setzt sich diese Sicht irgendwann auch bei der CSU durch. Denn zwei Diven in einer Regierung sind einfach zu viel.
Leicht rebellisch veranlagt, das Ego laut Sternzeichen, recht ausgeprägt, fügte sich mein Weg. Heute, mit 31 Jahren, entdecke ich lieber später als nie deutsche Literatur-, Kunst- und Kulturgeschichte, die mich reichhaltig erfüllt. Es sind die Kräfte, die von diesen Werken und von den Machern ausgehen. Die Leidenschaften und Energien, die zu spüren sind, wenn man sich ihren Werken annimmt. Sie haben uns ein tolles Erbe hinterlassen. So gehe ich jetzt mit 31 Jahren nochmals den Weg in die Schule, um mein Abitur nachzuholen, damit mir ebenfalls die Türen der Kreativität offen stehen und ich weiterhin in der Lage bin mein Leben selbst zu leben, ohne mich leben lassen zu müssen. Zu wissen, mein Leben selbst gestalten zu können, wie ich es möchte, durch erfolgreiches Selbstdenken, eine Portion Mut und den Glauben an mich selbst, macht mich glücklich und zufrieden.
Wir leben in einem Dorf im Elsass. Einmal hocke ich hinter unserem Zaun, um eine kleine Reparatur vorzubereiten. Da schlendert ein Junge vorbei, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt. Er bleibt stehen, beobachtet ein Weilchen neugierig, was ich da so mache, und verabschiedet sich mit einem „Bonjour Monsieur Grenouille!“ – „Guten Tag, Herr Frosch!“ Auf einmal fällt mir meine Arbeit viel leichter.
1960 hat uns Schwester Cornelia in Englisch und Deutsch unterrichtet, 2010 – im Alter von 82 Jahren – ist sie ein Energiebündel wie eh und je und hilft unter anderem einem „Biaberl“ (wie sie den 1,84 Meter großen Achtklässer liebevoll nennt), die Schwierigkeiten der Legasthenie zu überwinden.
Bei einem spontanen Besuch in unserem ehemaligen Internat im Dominikanerinnen-Kloster St. Maria in Niederviehbach (Niederbayern) waren wir beeindruckt, einige unserer damaligen Lehrerinnen noch immer im Einsatz zu finden. Sie sind heute zwischen 77 und 84 Jahre alt und wollen arbeiten, solange sie können. „Mit Gottes Hilfe“, wie sie sagen.
Wie viele Kunst- und Fotobände wohl eingepresst zwischen anderen Büchern im Regal stehen? Und niemand hat etwas davon. Die blaugrüne Herrlichkeit der Naturfotos und die goldene und farbige Himmelslust der Barockkirchen verschwinden in der Bücherwand. Ich hatte das Glück, beim Antiquitätenhändler ein Stehpult zu finden. Und so stehen auch meine „Bilderbücher“ wieder aus dem Grabe auf, liegen aufgeschlagen und beim Vorübergehen zum Blättern bereit, und ich wundere mich, was ich alles an Schönem besitze und bisher versteckt habe.
Es ist 63 Jahre her, da schickte mir mein Vater aus der englischen Kriegsgefangenschaft ein ganz besonderes Geschenk zum fünften Geburtstag: ein selbst verfasstes kleines Buch, denn auch Kinderbücher waren damals rar. Im darauffolgenden Jahr wurde er entlassen, die britische Armee hatte in Hamburg eine erste Friedensverwendung für den ehemaligen Berufssoldaten, und so musste sich unsere Mutter, die schon vom Erzgebirge nach München geflohen war, mit drei Kindern (drei, fünf und sieben) ein weiteres Mal auf den Weg machen – zur Familienzusammenführung.
Seither fühle ich mich Hamburg verbunden, lebe den vereinigten europäischen Gedanken inzwischen von Darmstadt aus und möchte mit dieser Erinnerung den jüngeren Generationen ans Herz legen, bei den Themen Konflikte, Krieg, Kampfeinsätze oder Landesverteidigung immer daran zu denken, dass es auch um Kinder und Familien geht.