Lesezeichen
 

Geographie des weiblichen Körpers

Vor Kurzem erschien Naturwissenschaft, das neue Buch der amerikanischen Wissenschaftsjournalistin Natalie Angier. Da erinnerte ich mich an ihr erstes Buch, das seit zehn Jahren, nur zum Teil gelesen, in meiner Bibliothek steht. Nun lese ich abwechselnd im neuen und im alten Buch, das schlicht Frau heißt. Untertitel: Eine intime Geographie des weiblichen Körpers. Was für ein Vergnügen, Angiers ebenso fundierten wie humorvollen Beschreibungen zu folgen, Neues zu lernen über Wahrscheinlichkeiten und Himmelsgeschöpfe im einen und das Rätsel des weiblichen Chromosoms und die Muttermilch im anderen Buch und dabei der Welt, mir selbst und dem Frausein näherzukommen!


Margot Giesinger, Altach, Österreich. Die Bücher von Natalie Angier sind bei C. Bertelsmann erschienen

 

Freude für Fremde

Für unsere Hochzeit hatte eine Freundin die Kirchenbänke mit pastellblauen Blumen geschmückt. Wundervoll! Als wir am nächsten Tag unsere gemeinsame Wohnung mit den Blumen verschönern wollten, waren sie verschwunden. Viel später erfuhren wir, dass ein Gast die Blumen mitgenommen hatte. Auf dem Weg zur U-Bahn hat er einer alten Frau einen kleinen Strauß davon geschenkt. Und weil sich die so freute, wurden auch alle weiteren Blumen an fremde Menschen verteilt. So ist unsere Hochzeitsfreude weiterverschenkt worden: Freude für Fremde.

Dominik Steinbeißer, München

 

Wiedergefunden: Der Brilliant

Kurz bevor meine Mutter starb, vermachte sie mir ihren Brillantring, den sie selbst von ihrer Mutter geerbt hatte. Nach ihrem Tod trug ich ihn jeden Tag und dachte an meine Mutter. Jeden Morgen freute ich mich über das Leuchten und Funkeln des wunderbar geschliffenen Steines. Doch eines Tag bemerkte ich, dass der Brillant aus der Fassung gefallen war! Traurig musste ich Abschied nehmen von diesem besonderen „Generationen-Ring“. Ich ging davon aus, dass ich den Stein im Garten verloren hatte.

Einige Zeit später wollte ich das Bettchen unseres Enkels neu beziehen und nahm dazu die Bettdecke heraus. Wochenlang hatte ich dieses Bett nicht mehr angerührt. Und da: Wie auf einem Präsentierteller lag auf der rot bezogenen Matratze, in der Morgensonne funkelnd, mein Brillant! Ein Gottesgeschenk! Ich bin klug genug, an Wunder zu glauben. Immer wieder wärmen mich Dankbarkeit und Staunen beim Anblick dieses Ringes. Irgendwann einmal wird er die Hand meiner Tochter schmücken.

Marianne Schwarz, Seelze

 

Leser fragen: wozu der Flugschreiber?

© Win McNamee/Getty Images

Immer wieder hört man, dass nach Flugzeugabstürzen der Flugschreiber gesucht wird – oft vergebens. Warum können die Daten, die er aufzeichnet, nicht einfach während des Flugs auf den Boden übertragen werden?
Karlheinz Schmiedel, Kirchheim

 

Sitzblockade

Im ICE nach Köln sitzt seit dem Startbahnhof München eine alte Dame am Fensterplatz. Auf dem zugehörigen Gangplatz liegen ihre Handtasche, die Süddeutsche Zeitung und die ZEIT. Mit jedem Halt füllt sich der Zug mehr und mehr. Irgendwann fragt jemand, ob der Platz neben ihr frei sei. Nein, der sei besetzt. Das wundert mich doch ein bisschen: Sie sitzt seit über zwei Stunden in meiner direkten Nähe – und bisher hatte ich den Eindruck, sie würde allein reisen.

Beim nächsten Halt, es sind nun fast alle Plätze im Großraumabteil besetzt, fragt wieder jemand. Und erhält die gleiche Antwort. Ich fühle mich nun doch bemüßigt, die alte Dame direkt anzusprechen und nachzufragen, wo ihr Sitznachbar denn sei. Die Antwort: „Der ist im Speisewagen.“ Seit über drei Stunden? Ich erspare mir weitere Kommentare und denke mir den Rest. Immerhin räumt sie bei der nächsten Station, bei der inzwischen dritten
Nachfrage einer Platzsuchenden, dann aber tatsächlich Zeitungen und Handtasche beiseite und gibt den Platz frei.
Ich persönlich kann mich (meist) nicht über die Deutsche Bahn beklagen,über deren Passagiere allerdings umso mehr. Erlebnisse wie das geschilderte habe ich nämlich fast jeden Tag, wenn auch meist in etwas weniger frecher Version. Vielleicht sollte auf den Fahrkarten ein ausdrücklicher Hinweis gedruckt werden, dass mit deren
Erwerb das Risiko verbunden ist, einen wildfremden Sitznachbarn neben sich dulden zu müssen?

Claudia Wagner, Freising

 

WM

Nun bricht sie bald los
Die Welle aus Schwarz-Rot-Gold
Sie ist gutartig

Patricia Dellen, Geldern-Lüllingen

 

Lieber Günter Netzer,

© Pascal Le Segretain/Getty Images

wir wünschen Ihnen eine erfolgreiche letzte Weltmeisterschaft als ARD-Fußball-Experte. Und wie wär’s mit einem Abschiedsgeschenk für uns? Bieten Sie Ihrem Kollegen Gerhard Delling in der letzten Sendung doch in aller Form das Du an!

Sabrina Janßen und Anja-Maria Römisch, Budapest

 

Lasst das Volk wählen!

Ich sehe mir „Hart aber fair“ an. Es geht um den Rücktritt Horst Köhlers, um die Frage der Nachfolge – und, gleichsam unweigerlich, kommt auch die Frage aufs Tapet, ob der Bundespräsident nicht direkt vom Volk gewählt werden sollte anstatt von der Bundesversammlung. Parteiübergreifendes Entsetzen bei der anwesenden politischen Klasse: NEIN! Damit würde ein Gegenkanzler installiert werden. Gemeinsame Kandidaten von Regierung und Opposition wären dann unmöglich. Zudem könne man ein solches Amt nicht dem Wahlkampf und somit der Parteitaktik unterwerfen. Abgesehen von (welch Ironie!) Jürgen Trittins Einwurf, was an Wahlkampf verwerflich sei, stellen sich doch andere Fragen: Ist das Amt nicht Beute der Parteitaktik? Warum sollte ein gemeinsamer Kandidat nicht mehr möglich sein? Woher soll ein direkt gewählter Präsident plötzlich die Kompetenzen eines Gegenkanzlers bekommen? Wird das Volk noch immer für dumm und undemokratisch genug gehalten, einen verfassungsfeindlichen Kandidaten zu wählen? Diese Scheinheiligkeit vieler Politiker regt mich auf.

Philipp Deeg, Stuttgart

 

Kritzelei: gegen Nervosität und Ungeduld

Entstanden sind diese Kritzeleien auf meiner Schreibtischunterlage während ungezählter Telefonate – das hilft gegen Nervosität und Ungeduld. Nachträglich erinnere ich mich noch bei mancher Skizze an das zugehörige Gespräch. Das Besondere aber ist, dass meine Tochter während ihrer Telefonate weitergezeichnet hat. Dieser zeichnerische Dialog ließ fast jedes Dauertelefonat reizvoll werden.

Sabine Schönbeck, Gernrode am Harz

 

Wegweiser

Für mich als fast 80 Jahre alte Radfahrerin ist das die schönste Geste der Welt: eine Hand hinter der Frontscheibe eines Autos, die Handfläche nach oben, ganz ruhig. Elegant weist sie mir den Weg und gewährt mir Vorfahrt. Dazu das fast liebevolle Lächeln des Fahrers. Ja, es sind in der Tat meist Männer, oft junge. Ich lächle zurück und radle weiter, beschwingt und irgendwie beglückt.

Barbara von Bentheim, Bad Schwartau