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Was mein Leben reicher macht

Wir kommen nach neun Stunden Fahrt (davon vier Stunden Stau) vom Weihnachtsbesuch zurück, da erhellen sich unsere Gesichter: 40 Zentimeter Neuschnee in der Heimat, aber – dank unserer lieben Nachbarin – rund um unser Haus alles perfekt geräumt!

Hans-Joachim Goertz, Königsfeld, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Auf dem Weg in den Skiurlaub müssen wir in Innsbruck in den Zug umsteigen. Die Zeit ist knapp, wir rennen los. Auf der Treppe sehen wir den Zug noch stehen. Oben angekommen, schließt er die Türen und fährt an. Wir lassen das Gepäck fallen und die »Flügel« hängen. Plötzlich hält der Zug wieder, die Türen öffnen sich, und wir steigen ein. Unserer Bitte, dem Zugführer unsere Freude zu übermitteln, kommt der Schaffner nach und kehrt mit der Botschaft zurück, dass dieser sich ebenso gefreut hätte. Es folgte ein durch und durch gelungener Urlaub!

Sibylle Little-Gadow, St. Peter-Ording, Schleswig-Holstein

 

Einlaufkasten: Mein Wort-Schatz

Auf dem Weg zur Arbeit komme ich beim örtlichen Bezirksgericht vorbei. Dort hängt ein Einlaufkasten, in den man die eingehende (»einlaufende«) Post einwerfen kann. Ich als im Medizinbereich Tätige denke aber natürlich sofort an etwas ganz anderes…

Ester Steininger, Amstetten, Österreich

 

Kugeleiche

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Ja, er steht sehr weit weg von meiner Heimat, dieser wunderschön gewachsene Baum, nämlich in Worpswede, dem Künstlerdorf bei Bremen. Es handelt sich um eine Kugel-Eiche aus dem späten 16. Jahrhundert, die da mit ihren breiten Ästen ausgreift, als wollte sie einen umarmen und beschützen. Und weil der Maler Fritz Mackensen sich umgekehrt sehr für ihren Schutz eingesetzt hat, wird sie heute Mackensen-Eiche genannt.
Seit 1989 besuche ich Worpswede in jährlichen Abständen, und immer führt mich mein erster Spaziergang zu diesem Wunder der Natur.

Walter Ammon, München

 

Was mein Leben reicher macht

Zwischen zwei Hausbesuchen halte ich an, um mir einen Kaffee mitzunehmen. Als ich bezahlen will, sagt eine Frauenstimme neben mir: »Das übernehme ich!« Neben mir steht eine Frau, die ich vor Jahren als Beleghebamme betreut habe. Lachend umarmt sie mich und sagt: »Du bist immer noch unsere Heldin!«

Katharina Trippen, Hamburg

 

Gesundheit!?

(frei nach Eugen Roth)

Herr Bert, gepeinigt von den Viren,
schleppt sich beinah auf allen vieren,
hoffend auf Medikation,
zu eines Arztes Rezeption.

»Stimmt noch die Anschrift und der Name?«,
fragt hinterm Tresen streng die Dame.
Auf einem Schildchen kann er lesen:
Schwester Irene heißt der Besen.

»Ja sicher …«, stöhnt er schmerzverzerrt,
in seinem Ohr ein Pfeifkonzert.
Von ganz weit her hört er den Satz:
»Meinetwegen, nehm’ Sie Platz !«
Mit 39,8 Grad Fieber
wär ihm zu liegen deutlich lieber.

Kaum dass er vor dem Arzte sitzt,
der ständig aus dem Zimmer flitzt.
Dabei hört er ihn lauthals jammern
und sich an die Reformen klammern.
»Bedaure, aber Grippemittel …«

– springt auf und streicht sich glatt den Kittel –
»verschreibungstechnisch sind tabu!«
Drum draußen steht Herr Bert im Nu.
Kriegt statt Rezept mit auf den Weg:
Dass ja er sich ins Bette leg!

Bereichert doch die Grippewelle
den Apotheker, so er helle!
An dessen Tür, in seiner Not,
Herr Bert nun schellt, die Wangen rot.
Und sieht – dankbar – im Fieberwahn,
schon aufgeschlossen diesen nah’n.

Bald steht er da, umringt von Pillen,
die Schnupfen und auch Husten stillen.
»Hier, für die Nase noch ein Spray,
und seh’n Sie nur: Erkältungstee!«
Erklärt wird ihm am Ende froh
der Nebenwirkung Risiko.

Nun ist die Lage gar vertrackt:
Herr Bert hat’s Geld nicht eingepackt!
Geplagt von Pein und ohne Wort,
verlässt er schlapp auch diesen Ort.

Da führt der Weg ihn geradeaus,
schnurstracks ins Bett – zu sich nach Haus.
Bekämpft dort im Familienkreis
die Grippe mit Zitrone (heiß !)
und Hühnersuppe, warmen Güssen,
bis er nicht mehr hat prusten müssen.

Und die Moral von der Geschicht?
Ob wir es wollen oder nicht …
Bist knapp an Geld du heutzutage,
bleib gleich zu Haus, üb’ Rückenlage!
Von Menschen in ’nem weißen Kittel
gibt’s jedenfalls kein Grippemittel!

Sabine Wilhelm-Osterloh, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Ein Jahr lang habe ich alle schönen Ereignisse auf Zettel geschrieben und diese in einer Dose gesammelt. Ich wollte die Dose am Jahresende öffnen, um mir all das in Erinnerung zu rufen, aber ich habe sie zu- gelassen. Es gibt mir ein Gefühl von Sicherheit, Vorräte für schlechte Zeiten zu haben.

Derya Heper, Heidelberg

 

Zeitsprung: Der wandernde Bass

Das erste Foto zeigt mich mit dem Kontrabass vor 50 Jahren an der Seite meines Vaters beim Narzissenfest im Ausseerland (Steiermark). 1965 war er 59 Jahre alt, und ihm war es zu schwer geworden, während des Blumenkorsos musizierenderweise die Bassgeige zu tragen. Daher musste ich mit 23 Jahren den Bass übernehmen, und mein Vater spielte die Kontragitarre.

Mittlerweile bin ich auch schon über 70-jährig, habe vor vielen Jahren »Die Ausseer Geigenmusi« gegründet und (unter anderem aus Konditionsgründen) auch das Instrument gewechselt. Jetzt spiele ich die Steirische Knopfharmonika, den Bass trägt nun ein anderer. Das zweite Bild entstand im Fasching 2014, und natürlich werden wir auch heuer wieder aufspielen!

Herbert Randacher, Bad Aussee, Österreich

 

Was mein Leben reicher macht

Meine 95-jährige, fast blinde, demente, seltsam einfallsreiche und dabei meist zufriedene Mutter. Ein Beispiel: »Heute habe ich keine Zeit zum Sterben.« Warum? »Das Wetter ist so schön!«

Heidrun Maitreau, Freiburg

 

Eisige Pracht

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Als ich frühmorgens das Haus verließ, entdeckte ich diese wunderbare »Kritzelei«, die die Natur über Nacht auf der Frontscheibe meines Autos hinterlassen hatte. Nur mit großem Bedauern bin ich der Sonne mit ihrer zerstörerischen Wärme zuvorgekommen, um pünktlich an meinen Arbeitsplatz zu gelangen.

Mechtild Ennen, Meckenheim, Nordrhein-Westfalen