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Was mein Leben reicher macht

Früher bekam man um diese Jahreszeit von Händlern und anderen Werbetreibenden ungefragt Kalender in den Beutel gesteckt, so viele, dass man manchmal sogar welche entsorgen musste. Das war einmal. Neulich fragte ich bei unserem Apotheker nach dem üblichen Wandkalender. Der reagierte mit beginnender Verweigerung. Ich setzte zum Überredungsversuch an: »Aber Sie müssen mich doch kennen, ich habe doch schon öfter bei Ihnen eingekauft…« Daraufhin wollte er es genau wissen: »Dann tun Sie mal Ihre Mütze runter!«

Margarete Gröll, Regensburg

 

Was mein Leben reicher macht

In dieser Rubrik immer mal wieder einen überraschenden, interessanten, oft anrührenden und klugen Beitrag eines guten Freundes aus demselben Ort zu lesen.

Thomas Werner, Tarmstedt, Niedersachsen

 

Zeitsprung: Viele, viele Jahre

Das linke Bild zeigt vier Brüder zu Weihnachten 1940. Damals waren sie acht bis vierzehn Jahre alt. Später hatten sie viele, viele Jahre lang keine Kommunikation miteinander. Einer der Brüder ist mein Vater. Dass ich es geschafft habe, den Kontakt zwischen diesen Brüdern wieder herzustellen, war eines der besten Dinge, die ich in meinem Leben bisher getan habe. Trotz Demenz und anderer Altersgebrechen: Wenn die Brüder sich unterhalten, ist das interessant und berührend.

Christiane Rudlof, Bremen

 

Wöltern: Mein Wort-Schatz

Wie nennen eigentlich andere Familien das, was man mit dem Salat macht, wenn man ihn mit der Sauce – nun ja, vermengt? Bei uns zu Hause (Westfalen mit großmütterlich ostpreußischem Einfluss) heißt das Wöltern. Nur bei uns?

Ulrike Nolting, Friedrichsdorf

 

Die Kritzelei der Woche

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Diese Kritzeleien entstanden bei den wöchentlichen Teambesprechungen des Erzieherteams eines Straßenkinderheims in Abidjan. Was sich da in meinem Inneren abspielt, ist vielleicht ein wenig zu erahnen.

Simon Tillmann, Burscheid, Nordrhein-Westfalen, z. Zt. Abidjan, Elfenbeinküste

 

Was mein Leben reicher macht

Heiligabend. Nach dem Abendessen laufen die Vorbereitungen für die Bescherung an. Ich ziehe mich mit meinen beiden Nichten zurück; wir sind die jüngsten der Familie. Früher habe ich ihnen beim Warten vorgelesen. Heutzutage spielen wir uns gegenseitig unsere Lieblingslieder vor. Dann ertönt das Glöckchen: Das Christkind war da. Wir rennen ins Wohnzimmer. Dieses Ritual wird seit nahezu dreißig Jahren unverändert wiederholt. Mittlerweile sind meine Nichten 28 und 30 Jahre alt. Wie lange es wohl so weitergeht? Für dieses Jahr jedenfalls steht das Glöckchen schon bereit.

Sonia Maron, Löwenstein, Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Mitten in unserem Dorf ist Weihnachtsmarkt. Ich jogge stattdessen in Richtung Moor. Doch plötzlich klare Klänge: Der scharfe Ostwind sendet Tochter Zion und Freue dich, Welt und schickt mir über fast zwei Kilometer Luftbrücke den Weihnachtsmarkt hinterher. Gratis!

Wolf Warncke, Tarmstedt, Niedersachsen

 

Gedöns: Mein Wort-Schatz

Meine Weihnachtsplätzchen habe ich die letzten Jahre recht aufwendig gebacken mit Füllungen, Verzierungen und so weiter. Dieses Jahr hatte ich nun keine große Lust und sagte meiner Tochter, dass ich nur einfachere Plätzchen gebacken hätte. Darauf meine Enkelin: »Aha, bei der Oma gibt es diesmal nur Plätzchen ohne Gedöns.« Das fand ich so passend; es ist jetzt mein Lieblingswort.

Sigrid Thiele, Mannheim

 

Was mein Leben reicher macht

Drei Jahre nach dem Tod meiner Mutter finde ich in meiner Vorratskammer ein Glas ihrer Erdbeermarmelade. Ich genieße sie gemeinsam mit meiner Freundin, mit der ich seit zweieinhalb Jahren glücklich bin, und denke: »Jetzt lernen sich die beiden doch noch kennen!«

Michael Roos, Kiel