1998 verbrachten wir als Familie ein Wochenende in Weimar. Hier sitzen wir vor Schillers Wohnhaus auf einer Bank: Meine damals ein Jahr alte Schwester auf dem Schoß meiner Mutter, ich in der Mitte und mein Bruder mit stolzgeschwellter Brust daneben. Zuvor hatte er in Goethes Wohnhaus den Alarm aus gelöst und das gesamte Sicherheitspersonal von seinem Posten geholt, da er zur Freude der Touristen in Goethes Kutsche geklettert war. Im Herbst dieses Jahres haben wir das Foto erneut aufgenommen, diesmal natürlich ohne Alarm.
Gehen und dann wieder Pausen machen, weitergehen und schauen, gehen und genießen. Die Sinne offenhalten. Gehen und sich austauschen mit anderen Menschen, die auch gerne gehen oder gerade mit einem mitgehen.
Auf einer Autobahnfahrt nach Salzburg kamen wir an einer der vielen Brückenbau stellen vorbei. Zur Erläuterung für die Vorbeifahrenden stand auf einem Schild: Bauwerksertüchtigung. Was für ein schönes Wort! Die kleine Brücke steht da, und dann kommen die Arbeiter und sagen zu ihr: »Streck dich und reck dich, damit du einmal eine große Brücke wirst!« Leibesertüchtigung (vulgo Turnstunde) kannte ich. Aber dass es das auch für Bauwerke gibt: schön!
Wie so oft habe ich in der Schule gekritzelt, um ein bisschen Unterhaltung zu haben… Mit dem Vorzeichnen (mit dem Fineliner) habe ich mich einen Schultag lang nebenbei beschäftigt, mit vielen Textmarkern und Filzstiften habe ich meine Kritzelei dann am nächsten Tag vervollständigt.
Das strahlende Gesicht von Oma Annelie, wenn sie nach langer Fahrt ihren Enkel Julius fest an sich drückt, um sich dann liebevoll um ihn zu kümmern, während ich in die Welt ziehe zum Arbeiten.
Kürzlich ist mir bei einem Spaziergang an der Ruhr in Oeventrop dieser Schnappschuss gelungen: Büffel, die Ruhr durchquerend! Wenn man das Bild nach rechts dreht, sieht man die Lösung: ein schwarzer Schwan.
Am Telefon erzählte mir meine Mutter neulich von einer Musikveranstaltung, auf der sie gewesen war. Wie das nun mal so ist in kleinen Ortschaften, kennt man bei größeren Ereignissen meistens die Hälfte der Leute. Diese Tatsache kommentierte sie mit: »Ach, da waren viele, von hier und da und Pusemuckel.« Ich hatte dieses Wort beinahe vergessen. Es handelt sich wohl um den deutschen Namen zweier tatsächlich existierender polnischer Ortschaften, nämlich Posemuckel. Der Begriff wird als Synonym für provinzielle, kleine Ortschaften benutzt.
Meine 29jährige Cousine, die gestern beim Einkaufen ganz nebenbei zu mir sagte: »Mir fällt gerade ein, mein Shampoo ist leer. Meine erste Flasche seit dem Ende der Chemotherapie!«
Auf diese Gruppe von Ahornbäumen stieß ich bei einer spontanen Herbstwanderung im Augsburger Umland. Der Himmel ein strahlendes Blau, die Temperaturen spätsommerlich und die Blätter in den leuchtenden Farben des Indian Summer: Da kann man schon mal für kurze Zeit vergessen, dass man sich ja in Bayern und nicht in den weiten Wäldern Nordamerikas bewegt.