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Einmal um den Pudding: Mein Wort-Schatz

Als Kinder liebten meine drei Geschwister und ich (Jahrgang 1948) es, wenn unsere Eltern am Abend ihren olbligatorischen Spaziergang »Einmal um den Pudding« machten. Eine Stunde, in der wir tun und lassen konnten, was wir wollten. Ich weiß nicht, ob man diesen Ausdruck in Bremen immer noch benutzt. Ich, mittlerweile in Frankfurt lebend, gehe oft und gerne »mal eben um den Pudding«.

Brigitte Doden, Frankfurt am Main

 

Zeitsprung: Porträt einer Dame

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1960 – ich war 19 Jahre alt, absolvierte eine Buchhändlerlehre und wohnte noch zu Hause bei meinen Eltern in Oldenburg. Da stand eines Tages ein unbekannter Mann vor der Tür und hinterließ ein Bild mit der Bitte, es an die Porträtierte (mich!) weiterzugeben. Mir war es etwas unheimlich, von jemand gemalt worden zu sein, den ich gar nicht kenne. Bei welcher Gelegenheit bloß hatte er mich ausgespäht? Überdies fand ich mich auf dem Bild recht brav. Niemals trug ich solch eine weiße Kappe! So verschwand das Gemälde auf dem Dachboden. Jahre später fand ich das Bild beim Aufräumen wieder. Dann stand ein Umzug an, also verschenkte ich es an eine Freundin, die es (selbst über mehrere Umzüge hinweg) liebevoll hütete. 2014 zog sie dann erneut um, diesmal nach Oldenburg, und bei dieser Gelegenheit schenkte sie mir mein Bild zurück. Nach über 50 Jahren also hängt es jetzt in meinem Haus und hat meinen Kindern eine schöne Geschichte zu erzählen. Eigentlich schade, dass wir nichts über den Maler wissen (das Bild ist nicht signiert), aber vielleicht findet sich der unbekannte Künstler ja noch – es wäre zu schön.

Helga Brandhorst, Oldenburg, Niedersachsen

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn ich Alpenblumen, wie beispielsweise die Türkenbundlilie oder Enzian oder Alpen-Astern an ihrem Standort bestaunen kann: Kunstwerke der Natur.

Karl Brunner, Klagenfurt

 

Brauchbar

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Die im Wald gesammelten Maronen-Röhrlinge werden auf der ZEIT kurz zwischengelagert, bevor sie in den Dörrapparat kommen, um sie schonend haltbar zu machen. Es freut mich, dass die Zeitung nach ausführlicher Lektüre somit eine weitere wichtige Funktion erfüllt. Neben der angenehmen Haptik während des Lesens ist diese praktische Unterlage für Schwammerl ein weiteres Argument, das Printabonnement dem digitalen vorzuziehen.

Christoph Dungel, Harmannsdorf/Manhartsberg, Österreich

 

Was mein Leben reicher macht

Nach Feierabend mit dem Fahrrad rüber zu meinen Schwiegereltern zu fahren und dann in glückliche Gesichter zu schauen. Mit über 70 haben sie sich getraut und sind in unsere Stadt gezogen, 500 Kilometer von ihrer Heimat entfernt!

Katharina-Anette Zander, Ahlen

 

Was mein Leben reicher macht

Die goldbraune Henne aus der Hühner- schar unseres Nachbarn, die hin und wieder – und nur sie allein – zu uns in den Garten kommt. Völlig unbeeindruckt von dem empörten Gekrähe des Gockels jenseits des Zauns scharrt und pickt sie gemächlich umher. Dabei – ich bin mir fast sicher – zwinkert sie mir zu!

Barbara Stehr, Wangen, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Von meiner Nachbarin habe ich einen in Dielen aufgesägten Stamm Apfelholz bekommen, den sie im Keller gelagert hatte. Das Holz riecht noch ein wenig muffig. Doch ein gründlich geschärfter Putzhobel lässt es süß, nach Obst duften. Die Oberfläche wird glatt wie Glas. Die Späne sind hauchdünn und fliegen wie Federn. Das Holz zeigt seine bunte Schönheit.

Jörg Dieterich, Überlingen, Baden-Württemberg

 

Saftladen: Mein Wort-Schatz

Mit »So ein Saftladen!« drückte ich kürzlich ganz spontan meinen Unmut über eine Einrichtung aus, die mir Ärger bereitete. Da Säfte aller Art auf meinen Geschmacksknospen eher positiv ankommen – eigentlich liebe ich Säfte –, fragte ich mich dann, wie der Saftladen zu seinem schlechten Ruf kam. Ich fand heraus, dass man in und um Berlin im 19. Jahrhundert Apotheken mit ihrer bitteren Medizin in Fläschchen als Saftladen bezeichnete. Anfang des 20. Jahrhunderts waren es dann die zwielichtigen Spelunken mit ihren Schnapsflaschen, die nicht selten Unglück über die Familien brachten.

Ursula Bechtle, Besigheim, Baden-Württemberg