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Buschieren: Mein Wort-Schatz

Als Kinder fanden wir die Wohnung unserer Oma geheimnisvoll und gingen gern durch ihre Räume. Sie pflegte dann scherzhaft zu sagen: »Was buschiert ihr denn hier rum?« Als ich zuletzt frühmorgens in mein Büro kam und dort einen Kollegen antraf, fiel mir das Wort wieder ein: »Was buschiert denn der hier rum?« (Laut Duden ist »buschieren« ein Begriff aus der Jagd.)

Christa Dumann, Neumarkt, Bayern

 

Was mein Leben reicher macht

Seit Wochen beobachtete ich in einer gegenüberliegenden Reihe von Sträuchern grüne Früchte, die sich langsam rot färbten. Endlich überwog meine Neugier. Und von Nahem betrachtet entpuppten sich die Früchte als inzwischen reife Renekloden. Ein großer Teil lag wegen Überreife schon auf dem Boden. Aber nun ernte ich fast jeden Tag von diesen Früchten und verarbeite sie zu Marmelade, backe Kuchen damit oder stecke sie einfach frisch in den Mund. Danke an dieses unverhoffte, großzügige Geschenk der Natur!

Ingrid Koebbel, Allensbach

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Freund, 32, musste notfallmäßig am Herzen operiert werden. Nach sieben Wochen Klinik ist er endlich wieder zu Hause. Wir liegen im Dunkeln nebeneinander, und ich höre ihm beim Atmen zu. Unser Glück ist kaum zu fassen.

Hannah Heescher, Frankenthal, Pfalz

 

Knuspergenuss

An dieser Stelle muss ich eine Lanze für ein völlig unterschätztes Gericht brechen: das gute »Holsteiner Schnitzel«. Gestern hatte ich das unbändige Bedürfnis, mir den Knuspergenuss nach Wiener Art aus der Pfanne zu machen. Einmal auf der Panierstraße unterwegs, denke ich auch an den nächsten Tag, paniere nicht nur die Schnitzel doppelt, sondern auch eine angemessene Anzahl davon. In das Ei der Panade etwas abgeriebene Zitronenschale und Schmand – besser ist es! Am nächsten Tag kommt der Holsteiner ins Spiel: Das noch unterkühlte Schnitzel in einer Pfanne mit reichlich Butter zum Leben er- wecken, Zitronenscheiben, Thymian vom Balkon dazu. Eine Knoblauchzehe, die sich angedrückt im Hintergrund hält. Die Butter nussig werden lassen und das Schnitzel im Schaum schwenken. In der Nachbarschaft zwei Spiegeleier langsam ziehen lassen, das Brötchen vom Vortag toasten und fertig! Das Schnitzel auf die Brötchenhälften legen, mit der Zitronen-Thymian-Butter übergießen und mit dem Ei zudecken.

Thorsten Gerdes, Hildesheim

 

Was mein Leben reicher macht

Mit meinem neuen blauen Rennrad auf gerader Strecke den Schiebewind zu spüren. Und wie meine Muskeln mir gehorchen, wenn ich Druck auf die Pedale gebe, um meinen vorausfahrenden Mann einzuholen.

Jutta Heckmann, Kassel

 

Was mein Leben reicher macht

Der kleine Artikel in unserem dörflichen Mitteilungsblatt, mit dem sich eine türkische Familie nach 36 Jahren aus unserem Dorf verabschiedet: »Jetzt wird unser Traum Wirklichkeit, wir gehen zurück in die Türkei, auch wenn es uns schwerfällt, die zweite Heimat zu verlassen. Wir möchten uns bei allen Menschen bedanken, die es uns ermöglicht haben, dass wir uns hier zu Hause fühlen konnten.«

Rolf Smidt, Wilhelmsdorf, Württemberg

 

Verflogen

(nach Johann Wolfgang von Goethe, »Gefunden«)

Ich saß am Teiche
So vor mich hin,
Und nicht zu baden,
Das war mein Sinn.

Aus heiterem Nichts
(Es ging auf vier),
Tanzt’ plötzlich ein
Insekt vor mir.

Flog auf und nieder,
Vor und zurück,
Schien was zu suchen.
War’s das Glück?

Ich fragt’ die Libelle.
Sie sagte fein:
Ich finde hier den Ausgang nicht,
Hab’ mich verflogen in dies Gedicht!

Stumm wies ich mit der Hand nach oben,
Libellchen ist davongeflogen.
Was lehrt uns so der kleine Brummer?
Meidet die Teiche, hier droht Kummer!

Fritz Nötzel, Lohmar