Der SPD geht es schlecht. Richtig schlecht. Die Europawahl war ein Desaster, der Spitzenkandidat für die Bundestagswahl entfacht keine Begeisterung, die Wahlkampfstrategie will nicht aufgehen, und selbst wenn die Große Koalition sozialdemokratische Politik betreibt, und das tat sie in letzter Zeit nicht zu knapp, dann profitiert davon bloß die Union.
Warum ist das so? Weshalb vertrauen die Bürger in einer Zeit, in der die Welt mit den Folgen hemmungsloser Geldgier beschäftigt ist, gerade Parteien, die dieses System immer verteidigt und geschützt hatten? Eine Woche lang hat sich ZEIT ONLINE mit diesen Fragen beschäftigt und die Krise der politischen Linken zum Schwerpunktthema gemacht:
Thorsten Faas, einer der Autoren unseres Wahlen-nach-Zahlen-Blogs erklärt in seiner Analyse, warum die SPD von der Wirtschaftskrise nicht profitieren kann. Ein Grund: Für viele Bürger ist die Krise noch gar nicht da, sie lesen nur in der Zeitung davon. Nötig ist aus ihrer Sicht deshalb klassische Wirtschaftspolitik, und nicht so sehr Sozialpolitik. Sollte die Arbeitslosigkeit bis zur Wahl signifikant steigen, so Faas, könnte plötzlich doch die SPD gefragt sein.
Tissy Bruns, Leiterin der Parlamentsredaktion des Tagesspiegels, sieht in ihrem Kommentar dagegen kaum Anhaltspunkte dafür, dass sich die SPD in naher Zukunft wieder aufrappeln könnte. Zu sehr herrschten in der Partei Kurzatmigkeit, Kleinmut und Egomanie.
Für Matthias Geis wiederum gibt es allen Schwächen der SPD zum Trotz keinen Grund, die Partei so abzustrafen, wie es die derzeitigen Umfragen prognostizieren. Die Republik, schreibt er in seinem Plädoyer für die Sozialdemokratie, habe der SPD einiges zu verdanken.
Hilfestellung gibt auch Christoph Seils in seinem Beitrag: elf Tipps für die Wahlkämpfer der SPD.
Zwei weitere Artikel beschäftigen sich mit der ebenfalls darbenden näheren und entfernteren SPD-Verwandschaft: Jürgen Krönig erklärt, warum Europas Sozialdemokratie zur Opposition verdammt ist und Thomas Falkner, Stratege der Linkspartei, beschreibt im Interview mit Ludwig Greven, warum auch seine Partei derzeit nicht punkten kann: „Wir geben die falschen Antworten„, sagt er.
Alle Artikel im Überblick gibt’s hier.