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Schönen Dank, Bundesbank…

 

… für diesen großartigen Einfall. Mitten hinein in diesen leidlichen Sommer hast Du eine Idee zur Rettung der Altersvorsorge katapultiert. Das Thema Rente zieht immer, dachtest Du vielleicht. Und so ließest Du die Schreiber Deines Monatsberichts selbstbewusst verkünden, dass eine „Anhebung des gesetzlichen Rentenalters auf 69 Jahre notwendig“ wäre.

Wenn Du Dich jetzt wunderst, dass Dein grandioser Vorschlag von der kompletten politischen Klasse, ja sogar von der FDP, zerrissen wurde, dann lass’ Dir eines gesagt sein: In zwei Monaten wird hier gewählt, und nicht einmal die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ würde sich in diesen Tagen für Deine feine Idee stark machen, müsste sie am 27. September um Wählerstimmen kämpfen. Nicht umsonst platzierte die Große Koalition ihren Beschluss zur Rente mit 67 in die Mitte, nicht ans Ende der Legislaturperiode.

Apropos Rente mit 67: Wie schon damals Münte so verschweigst auch Du in Deinem Bericht geflissentlich, was eine Anhebung des Renteneintrittsalters in Wahrheit bedeutet. Dass die Menschen bis 69 arbeiten? Natürlich nicht! Sie werden vorher krank oder gefeuert, sie werden nicht mehr gebraucht und in die Frühverrentung geschickt. Fast niemand arbeitet bis zum Schluss. Eine Anhebung des Renteneintrittsalters ist deshalb nichts weiter als eine versteckte Rentenkürzung. Wer früher in Ruhestand geht, bekommt weniger. Auch Müntes Rente mit 67 funktioniert so.

Aber, magst Du nun einwenden, im Bericht stehe doch, dass die Rente mit 69 erst bis zum Jahr 2060 eingeführt werden müsse. Eine Zukunftsdebatte sei das doch, kein Grund zur Aufregung.

Doch ist es. Denn solche Debatten machen schlechte Laune. Sie vergällen den Jugendlichen von heute die Lust an der Zukunft. 2060! Kann sich das irgendwer vorstellen? Weiß irgendjemand, was bis dahin passiert? Mit unserem Land, mit der Geburtenrate, der Lebenserwartung, mit dem Gesundheitssystem, der Einwanderung? Zwölf Legislaturperioden liegen zwischen uns und dem Jahr 2060, wenn keine Vertrauensfragen oder anderer Unbill dazwischenkommen. In 20 Jahren darf sich der Bundestag (und von mir aus auch Du, Bundesbank) gern mit den Problemen vom Jahr 2060 beschäftigen. Heute sind die im Jahr 2030 dran.