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Siegesfeiern sehen anders aus

Hinzugewonnen, und nun?

Die Anhänger der Grünen diskutieren im Berliner Postbahnhof das Ergebnis der Bundestagswahl. 10,5 Prozent hat die Partei laut ARD-Hochrechnung um 19:57 Uhr erzielt. Ein Zugewinn um 2,4 Prozent. Doch als in der Tagesschau das Ergebnis zu sehen ist, die auf drei großen Leinwänden übertragen wird, klatscht schon keiner mehr. Im Siegestaumel scheint kein Grüner zu sein.

Die Anhänger der Grünen wissen nicht so recht, was sie mit diesem Ergebnis anfangen sollen. Auf weitere vier Jahre in der Opposition freuen sich nur wenige. Für größte Spannung sorgt die Frage, ob die Grünen in Berlin und Stuttgart auch Direktmandate für den Bundestag gewinnen.

Die Schlangen vor den Ständen, an denen ein „feines ökologisches Bier“ ausgeschenkt wird, sind sehr überschaubar. Die 1800 Quadratmeter große Gleishalle bietet nach großem Gedränge um 18 Uhr nun schon wieder viel freien Platz. Auf der Terrasse ist ein wenig mehr los – aber die echten Partys sind nur im Fernsehen zu sehen: Bei den Liberalen und den Christdemokraten.

Von harten Jahren, die auf die Grünen warten, spricht Cem Özdemir. Harten Kampf, kündigt Trittin an und ungetrübte Freude trägt nur kurz Claudia Roth zur Schau.

Die Basis schaut nun die Elefantenrunde – Stimmung kommt auf, als Guido Westerwelle zu sehen ist. Einige pfeifen, andere buhen. Dann ist der Emotionsausbruch wieder vorbei. Als Trittin spricht, hören die Anhänger interessiert – und schweigend – zu.

 

Grüne trauern um SPD

Jubel im Postbahnhof bei der Wahlparty der Grünen als die Werte der ersten Hochrechnung über den Bildschirm flattern: Das schlechte Ergebnis der Union findet lauten Beifall, doch der Applaus und die Freudenschreie enden plötzlich, als das Ergebnis der SPD zu sehen ist.

Über die Prozentpunkte der FDP staunen die Grünen nur noch, den Höhenflug der Linkspartei nehmen sie schweigend wahr und bei ihren 10,5 Prozent fällt der Jubel wenig frenetisch aus. Für eine Regierungsbeteiligung scheint das eigene gute Ergebnis wieder nicht zu reichen.

 

Gute Stimmung bei den Grünen

Postbahnhof in Berlin – Wahlfeier der Grünen

Die Anhänger der Grünen drängen in die Straße der Pariser Kommune. Dort befindet sich der Postbahnhof, ein Gebäude das vor 100 Jahren gebaut und schick renoviert wurde. In einer ehemaligen Gleishalle essen die Sympathisanten Bio-Snacks und stehen an mit Sonnenblumen geschmückten Tischen. Dutzende Grüne warten auf die ersten offiziellen Ergebnisse, mit mehr als zehn Prozent rechnen hier die meisten.

Ob der Platz in dem 1800 Quadratmeter großen Obergeschoss reichen wird, ist fraglich. Der Andrang ist groß, vom Ostbahnhof, der einen Steinwurf entfernt liegt, strömen zahlreiche junge Leute in grünen T-Shirts zum Postbahnhof.

Die Fernsehsender haben kleine Studios aufgebaut, Kameramänner drängen sich. Auf den Leinwänden, die ARD und ZDF zeigen, tauchen altgediente Politiker auf, die zu dieser Wahl nicht mehr angetreten sind. Als Otto Schily  zu sehen ist, der ehemalige SPD-Innenminister, der seine Karriere bei den Grünen begann, bricht die Übertragung ab und es ist nur noch das Logo der Grünen zu sehen.

 

Konservativer Künstler

Berlin, Gedächtniskirche: Ein Porträtmaler bietet ein Bild von Angela Merkel an. Mit dem Preis geht er auch kurz vorm Schluss der Wahllokale nicht runter. Er scheint sicher zu sein, dass sie Kanzlerin bleibt. Auf dem Bild zumindest lächelt Merkel vorsichtig optimistisch.