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Zu Besuch bei Kim’s Karaoke

 

Soll ich oder soll ich nicht? Ein guter Freund feierte gestern seinen Firmenabschied und lud hierzu Freunde und Kollegen in „Kims Karaoke Bar“ ein. Hm. Ich war Karaoke-Jungfrau. Wollte ich mir das wirklich antun? Ja, ich wollte.

Kims Karaoke Bar liegt am Mehringdamm, quasi neben DER berühmten Currywurstschmiede, in einem Hinterhof. Man muss an der Haustür klingeln, dann durch einen Hausflur in den Hinterhof, dort an einem kleinen Bau nochmal klingeln. Dann wird man eingelassen. Es empfängt einen eine 70-er Jahre-Zweckbauästhetik, die grauenvoller nicht sein könnte. Sie ist mit japanischem Pseudokitsch zugestellt. Man muss sich die Atmosphäre vorstellen als eine Mischung aus billigem Japan-Imbiss und Volkshochschulverwaltungszentrale. Es gibt um die 12 Tische, kleine und große. Zumeist sitzen dort mehr oder weniger alkoholisierte Gruppen von Leuten, die Alters- und Persönlichkeitsstrukturen sind außerordentlich gemischt. Von drei Manga-Girls über einen Firmenausflug mit angeschickerten Vierzigjährigen bis hin zu struppigen Studenten ist alles da.

Die Bedienung ist sagenhaft bocklos. Wirklich beeindruckend. Man wird das Gefühl nicht los, dass die Menschen dort ihr Publikum hassen (was man ihnen andererseits auch nicht immer übel nehmen kann). Das Schöne beim Karaoke ist aber, dass es irgendwann jeden infiziert. Man kann nur eines tun: Trinken und mitmachen. Irgendwann wird es schön, und immerhin hat es etwas Verbindendes, weil mit fortschreitender Stunde die Gruppen sich durchmischen und es zu bizarren Duetts, ja sogar gemischten Chören kommt. Man muss es einfach durchstehen, gemeinsam.

Die Anlage ist nicht besonders gut, manchmal setzt bei höheren Lautstärken auch einfach mal die Endstufe aus, die Musikauswahl beschränkt sich auf die klassischen Formatradiosachen plus die kompletten 80-er und 90-er Jahre, ergänzt um unerwartete, seltene Preziosen wie Radiohead.

Interessanterweise wird die Stimmung tatsächlich gut, trotz des Personals. Man kann sagen, dass sowohl das Personal, als auch die Gäste einfach eisenhart ihr Programm durchziehen, ein wunderbares Aneinandervorbeifeiern.

War also letztlich ein schöner Abend. Trotz der Umstände. Und danach die Currywurst, ah. Geil!

Hat jemand schon mal andere Karaoke-Schuppen in Berlin ausprobiert und möchte er berichten?