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Mit Nabendynamo und Seitenständer im Flowtrail

 

© Rudi Wyhlidal
© Rudi Wyhlidal

Vor etwas über einem Jahr haben Oskar und Moritz, die Söhne des Fahrradjournalisten Gunnar Fehlau, neue Fahrräder bekommen. Es sollten „Alleskönner“ sein: Verkehrssichere Räder für den Schulweg und ebenso sportliche Bikes fürs Gelände. Die Räder für zwei Zwecke hat Gunnar Fehlau selbst zusammengebaut.

Vor einigen Wochen waren Vater und Söhne in Sölden im Ötztal im Bikepark. Dort gibt es seit kurzer Zeit den neuen Flowtrail Teäre Line – eine sechs Kilometer lange Abfahrt mit 130 Kurven, die man je nach Können und Wollen sportlich herunterfahren kann oder eher gemäßigt. Für den einen heißt das Springen, für den anderen eher den Berg hinunter tanzen. Anstrengend ist beides.

„Natürlich wären die beiden gerne mit Fullys den Trail herunter gefahren“, sagt Fehlau. Aber das gibt das Familienbudget nicht her. So geht es vielen Familien. Deshalb hatte er ihnen im April 2014 ein Rad für zwei Zwecke aufgebaut. Die Grundlage waren Mountainbikes. Fehlau hat Nabendynamo und Lichtanlage eingebaut, die Mäntel ersetzt und Schutzbleche ergänzt. Kostenpunkt: knapp unter 1.000 Euro pro Rad.

Jetzt im Sommer sind die drei öfter auf Tour. „Übers Jahr gesehen, sind wir zwei bis drei mal im Monat mit den Rädern unterwegs“, sagt Gunnar Fehlau. Dann packen sie ihre Sachen in spezielle Rahmentaschen, fahren eine Weile und übernachten irgendwo im Wald, starten bei Mountainbike-Rennen wie Schlaflos im Sattel oder fahren eine Runde durch den Wald. Die übrige Zeit nutzen die Jungs die Räder für den Schulweg und in der Freizeit.

© Rudi Wyhlidal
© Rudi Wyhlidal

Gunnar Fehlaus Idee war, mit wenigen Handgriffen das verkehrssichere Straßenrad in ein cooles Mountainbike umbauen zu können. Hat sich das Konzept bewährt?

Der Alltag hat zumindest gezeigt: Moritz und Oskar brauchen Seitenständer. „Vor der Musikschule oder dem Fußballplatz fehlen manchmal Abstellmöglichkeiten“, sagt Fehlau. Zudem hat seine Konstruktion der Schutzbleche eine Schwachstelle. Da er sie schnell an- und abmontieren können wollte, hat er sie mit Tenax-Knöpfen fixiert, die gerne auf Segelbooten zum schnellen Befestigen der Persenning verwendet werden.

Dort gibt es allerdings keinen groben Schmutz. Bei Fahrrädern schon. Im Tretlagerbereich verdrecke der Verschluss und lasse sich nicht mehr öffnen. „Das muss ich nochmal nacharbeiten“, sagt Fehlau. Auch sollten die Verschlüsse am Ausfallende nicht zur weit herausragen. Einmal sei eines der Räder umgefallen und einer der Verschlüsse gebrochen. Zudem setzt sich an den Schutzblechen, wie Fehlau sagt, der Schmutz genau an den Knöpfen fest, was einen schnellen Wechsel teilweise unmöglich macht. Eher ist das Gegenteil der Fall. Manchmal lassen sich die Knöpfe nur mit einer Spitzzange öffnen.

 Tenax-Knöpfe fürs Schutzblech © overnighter.de
Tenax-Knöpfe fürs Schutzblech © overnighter.de

Richtig dagegen war seine Entscheidung, den Gepäckträger wegzulassen. Den brauchen seine Jungs nicht. Was sie benötigen, transportieren sie im Rucksack auf dem Rücken.

Die Straßenausstattung stört die beiden im Gelände nicht – das zusätzliche Gewicht von Nabendynamo, Lichtanlage und Seitenständer merken die beiden überhaupt nicht. „Das waren die ersten Mountainbikes mit Nabendynamo und Seitenständer, die diesen Trail hinunter fuhren“, sagt Fehlau. Für Sölden hat er den Rädern allerdings Mountainbike-Mäntel mit einem stärkeren Profil montiert. Der Schwalbe-Reifen mit Reflektorstreifen reichte ihm für den Flowtrail nicht aus.

Glückliche Jungs, Oskar (links) und Moritz mit ihren coolen Rädern © overnighter.de
Vor einem Jahr: Oskar (links) und Moritz mit ihren neuen Rädern – noch ohne Seitenständer © overnighter.de

Fazit: Fehlaus Konzept geht auf. Seine Söhne haben jeder ein Rad, mit dem sie im Alltag und beim sportlichen Radfahren Spaß haben. 1.000 Euro pro Rad ist viel Geld. Aber wenn es das Gefährt ist für die Mobilität im Alltag, für den Kurzurlaub und den Sport, dann relativiert sich der Preis.