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Warum wir in Afghanistan nicht gewinnen können

 

Mitblogger Zagreus gibt zu Bedenken:

Selbstverständlich kann man einen Guerillakrieg gewinnen – die Frage dabei ist im Grunde sehr einfach: welchen Preis ist man bereit zu zahlen dafür.
WIR können ihn nicht gewinnen, denn wir können den Preis nicht zahlen – und darum bin ich dafür, daß wir aus Afganistan raus gehen und halt die Taliban  dort wieder die Herrschaft ergreifen lassen.
Lau kann sich ja dann wieder über irgendwelche Hinrichtungen und Steinigungen in Sportarenen aufregen …
Wie gewinnt man solch einen Guerilla-Krieg: (…) indem man noch grausamer als die Taliban gegen all die vorgeht, die irgendwie den Taliban helfen.
Den Leuten muss bewußt werden, daß Hilfe für einen Taliban in irgeneiner Form einem Todesurteil für sich und seine Gemeinschaft gleichkommt. Hingegen muß es ein gutes Geschäft sein, sich gegen die Taliban zu stellen – und nicht wie jetzteinem Selbstmord gleichkommen.

Lau jammert in einem Kommentar weiter oben über die ‚verbrannten Leichen‘, und andere Journalisten sind geschockt darüber, daß ‚Zivilisten‘ umgekommen sind – nachts um ca. 2:30 bei einem Angriff
auf Tanklastwägen mehrere Kilometer vom nächsten Dorf entfernt. Zivilisten? Kinder? – Pech gehabt, oder: das waren mindestens Sympathisanten – Leute, die es als relativ ungefährlich eingeschätzt haben sich den Taliban dort zu nähern.

Eine entscheidende Frage gibt es aber trotzdem – und auf die wüßte ich gerne eine Antwort: was wollen wir dort erreichen langfristig bei diesen Menschen?
Das wir für uns wollen, daß Afganistan relativ stabil ist und von dort keine Unterstützung für Terroristen mehr ausgeht, ist eine Seite.


Aber was haben wir den Menschen dort zu bieten im Gegenzug?
Irgendwie sehe ich nicht, wie in Afganistan in absehbarer Zeit irgendeine breitflächigere wirtschaftliche Perspektive aufgebaut werden kann, die helfen kann, die dortigen arachaischen Strukturen, diese Stammes-, Clan- und Dorf-Feudalherrschaften zu einer Zivilgesellschaft umzuwandeln.
Ich will dabei kein Wunder erwarten – allein sollte schon ein Bauer z. b. die Möglichkeit haben vom Verdienst seiner Hände sich und seine Familie ernähren zu können und nicht auf Drogenanbau angewiesen sein.
Das Land muss zumindest intern genug erwirtschaften, um eine funktionierende Infrastruktur (…) aufrecht erhalten zu können – so daß z. b. irgendwann eine Entwaffnung der Bevölkerung eintreten kann.
Darauf habe ich irgendwie keine Antwort …

Auch sollte man nicht vegessen, was die Taliban geleistet haben.
Sie haben (…) die meisten Streitereien der sich untereinander bekämpfenden Stammesfürsten und Warlords beendet – zum Teil einfach dadurch, daß sie jeden umbrachten, der dagegen verstoßen hatte. Damit haben sie eine Sicherheit geschaffen –  Sicherheit, die aus Angst entspringt, aber Sicherheit. Die antiken Strafen des Gesetzgebers Drakon waren ebenfalls inhuman und doch ein Fortschritt gegenüber all dem, was vorher war – nämlich sich bekriegenden Adelsgeschlechtern. Man sollte im Auge behalten, daß schlimme Zustände besser sind als noch Schlimmeres.