Hilal Sezgin schreibt auf Qantara.de über die neue Zusammensetzung der Islamkonferenz:
Es liegt etwas zutiefst Bevormundendes, sogar Undemokratisches in dieser Art der Besetzungspolitik. Das Ministerium berät, hinter verschlossenen Türen. Die Muslime warten ab, wer sie vertritt.
Natürlich betont man offiziellerseits: „Die Deutsche Islamkonferenz ist nicht die Vertretung der Muslime Deutschlands, sondern die zentrale Plattform des deutschen Staates für den Dialog mit Muslimen in Deutschland.“
Doch das ist ein schwer verständliches Zwitterkonstrukt. Wie kann man in der Islamkonferenz einen Dialog mit den deutschen Muslimen führen, wenn die dort Anwesenden keine Vertreter der Muslime, von diesen weder gewählt noch vorgeschlagen, und teilweise nicht einmal selbst-identifizierte Muslime sind?
Sorry, da komme ich nicht nicht mit: Der Innenminister hat die beiden Kritikerinnen, die die konservativen Verbände am meisten nervten, entfernt – aber die andere Seite hat immer noch nicht genug Entgegenkommen? Er hat versucht, eine neue Pluralität in die Reihe der Einzerpersonen zu bringen: eine Bosnierin, zwei Kurden, eine Schiitin, einen marokkanischen Imam – und alles, was Hilal Sezgin dazu einfällt, ist: Obrigkeitsstaat! Das geht nun wirklich nicht.
Sich repräsentativ und demokratisch legitimiert aufzustellen ist Sache der Muslime selbst. Es gibt solche Organisationen nicht. Die Islamverbände sind kleine Klientelgruppen mit viel zu viel Nähe zum Ausland (Türkei bei Ditib, Muslimbruderschaft und Milli Görüs im Fall des Islamrats und der ZMD).
Es ist ein Widerspruch, dem Staat das Obrigkeitliche vorzuwerfen und dann implizit zu verlangen, er möge die Muslime demokratisch repräsentativ reorganisieren. Die Muslime müssen den Hintern schon selbst hoch bekommen, damit sich da was ändert.