Die NPD gibt sich bürgernah und möchte ihr Image als Partei der Schläger loswerden. Dabei hilft ihr die eigene weibliche Unterorganisation, der Ring Nationaler Frauen (RNF). Äußerlich harmlos und unscheinbar, sind diese Frauen ideal für den Stimmenfang.
Vorbei die Zeiten, in welchen die rechtsextremen Frauen mit kahlrasierten Köpfen an der Seite ihrer Freunde auf den Nazidemos marschierten. Die neuen Frauen der Szene tragen Föhnfrisur statt Glatze, tauschen den Thor – Steinar – Kappuzenpulli gegen Bluse und das Transparent gegen ein nettes Lächeln. Sie geben sich bürgerlich und unscheinbar.
Mit diesem neuen Auftreten beschreiten sie den von Jürgen Gansel auf dem NPD- Parteitag propagierten Weg „in die Mitte der Gesellschaft“. Die Frauen sind mit ihrem mütterlichen Auftritt weit entfernt vom gängigen Bild des rechtsradikalen Schlägers und gerade deshalb imagefördernd. Das hat die NPD schon längst erkannt und schickt ihre Frauen zum Stimmenfang auf die Marktplätze.
„Wir Frauen widerlegen allein mit unserem Wesen die Lügenmärchen vom gewalttätigen Rechten“, heißt es auf der Homepage des vor einem Jahr gegründeten Ring Nationaler Frauen. Dieser rekrutiert seine weiblichen Mitglieder aus allen Gesellschaftsschichten. Angestellte, Geschäftsfrauen, Studentinnen, Schülerinnen, Hausfrauen und Arbeitslose. Das Konzept des politischen Erfolgs für Jedermann gleicht dem der Mutterpartei NPD. Eine Mitgliedschaft in der NPD ist für den Einstig beim RNF nicht zwingend erforderlich. Interessentinnen bietet der RNF einen „sanften Einstieg“ in die Partei und die Szene. So formuliert es die Mitgründerin und Pressesprecherin des RNF, Stella Hähnel.
Sie selbst präsentiert sich auf der Homepage als „aktive Frau und überzeugte Volltagsmutter“ und machte eine für Frauen bisher untypische Karriere in der NPD. Sie ist Beisitzerin im NPD-Bundesvorstand sowie im NPD-Landesvorstand Berlin. Ihr Lebensgefährte, Jörg Hähnel, ist als volkstümelnder Liedermacher in der rechtsextremen Szene bekannt und selbst Mitglied im Bundesvorstand der NPD. Das Bild einer nationalen Frau an der Seite eines NPD Funktionärs, zieht sich durch fast alle Biografien der führenden Frauen im RNF. Jasmin Apfel, Gattin des Vorsitzenden der NPD – Fraktion im Sächsischen Landtag, ist Geschäftsführerin des RNF. Die Frau des in der extrem rechten Musikszene bekannten Enrico Marx, Judith Rothe, übernimmt den stellvertretenden Vorsitz. Ricarda Riefling, deren Mann Dieter ein Vertreter der freien Kräfte und einer der führenden Neonazigrößen ist und die Frau des NPD Abgeordneten Pastörs sind ebenfalls Mitglieder.
Die Frauen an der Seite der NPD Männer sind aber keineswegs nur unschuldige Handlangerinnen, die nicht wissen was sie tun. Sie vertreten im RNF, in der NPD und allen anderen Verbünden und Organisationen aus voller Überzeugung ein nationalsozialistisches Welt- und Frauenbild.
Das „natürliche“ Frauenbild
Laut Grundsatzprogramm des RNF wird „eine Vorbereitung der Frauen zur Übernahme von Verantwortung in den Kommunen, auf Landes- und Bundesebene angestrebt“. Es bleibt wohl nur bei der Vorbereitung, denn auf den verantwortungsvollen Posten der NPD sind Frauen bisher nicht zu finden. Die Aufgaben sind anders verteilt: Frauen unterstützen ihre Männer und halten ihnen den Rücken frei. Auf Parteifesten sieht man sie an den Ständen Getränke ausgeben. Kinderfeste, Jugendarbeit, Trödelmärkte, Organisation von Rockkonzerten – die Arbeit der Frauen findet in zweiter Reihe statt.
Männer und Frauen können nach Ansicht des RNF von Natur aus nicht die gleichen Aufgaben bewältigen und so haben sie sich den Kampf gegen das „Gender – Mainstreaming“ auf die rot-weiss-schwarzen Fahnen geschrieben. Ein Flugblatt auf der Homepage propagiert: „Gender – Mainstreaming – Ungleiches gleich zu behandeln ist ungerecht.“ So bleiben die Frauen in ihrer Rolle als Mutter und Helferin. Im Protokoll eines regionalen Treffen steht, dass Männer „inzwischen sogar zunehmend zum Opfer der so genannten „Frauenquote“ im Berufsleben werden“ und deshalb so gerne beim „Themenabend Gender – Mainstreaming“ dabei sind.
„Deutschland ist auch Frauensache“ – aber unter Vorbehalt
„Wir wollen nationale Frauen stärker in die politische Arbeit einbeziehen“ verkündete Stella Hähnel unlängst. Doch „Frauen haben auch politisch ihre »Spezialgebiete«“. Einer der politischen Bereiche, der sich mit dem eigenen Frauenbild deckt, ist die Familienpolitik.
Mit Slogans wie „Müttergehalt anstatt Erziehungsgeld“ macht der RNF Politik für die Mütter, nicht nur aus den eigenen Reihen. 1000 Euro für jedes Kind sollen alle Mütter monatlich „als Würdigung ihrer großen Leistung“ erhalten. Das Finanzierungskonzept steht auch schon fest: „deutsches Geld“ soll für „deutsche Interessen“ eingesetzt und nicht „maßlos verschenkt.“ werden. Konkreter wird man aber auf der Homepage nicht. Die Formulierungen bleiben weiblich harmlos.
Bei der Familienpolitik endet aber auch schon die Mitsprache der Frauen. Auch dafür hat der RNF eine ganz einfache Erklärung: Es komme wohl vor, dass sich die eine oder andere auch für Wirtschaftspolitik interessiere, „aber in der Masse trifft dies nicht zu, und darin unterscheiden wir uns von den Emanzen. Wir zwingen Frauen nicht in Rollen, die sie nicht spielen wollen“.
In die Mitte der Gesellschaft – unbemerkt
„Wenn Sie bei einer RNF-Versammlung wären, würden sie 90 Prozent der Frauen rein vom Äußeren her nicht als national einstufen. Die meisten Frauen würden sie nicht erkennen“ Sagte Hähnel unlängst in einem Interview. Die angepassten und unauffälligen rechtsextremen Frauen halten sich in der Öffentlichkeit mit ihrer politischen Meinung zurück, geben sich bedeckt. Auch dahinter steckt eine Strategie. Viele dieser Frauen übernehmen Ehrenämter, engagieren sich sozial und erhalten so Einfluss. Auch auf den Nachwuchs.
Stella Hähnel brachte ihre Kinder einem alternativen Kinderzentrum unter und engagierte sich dort im Verein, ohne dass jemand von ihrer politischen Aktivität Kenntnis genommen hat. Als ihre Parteimitgliedschaft ans Licht kam, zog man dort Konsequenzen. Ebenso im katholischen Jugend Zentrum in Rheine – Mesum. Dort arbeitete die NPD Aktivistin Iris Niemeyer als Erzieherin. Nebenher engagiert sie sich jahrelang in der rechtsextremen Szene und ist nach wie vor Mitglied der NPD. Im Zentrum, das Jugendlichen demokratische Werte vermitteln will und wo ausländische Kinder ein – und ausgehen, wurde Frau Niemeyer sogar angeboten, sie weiter zu beschäftigen, falls sie sich von der Partei distanziere. Iris Niemeyer entschied sich für die NPD.
Im niedersächsischen Coppengrave, wo die Aktivistin Ricarda Riefling ehrenamtlich die Kinder im Sport betreute, wollte dagegen von den politischen Aktivitäten der Rieflings lange niemand etwas wissen. Erst als durch eine NDR-Reportage der öffentliche Druck zu groß wurde, legte Frau Riefling das Ehrenamt nieder. Einige Bürger von Coppengrave schweigen nach wie vor. Die stellvertretende Bürgermeisterin möchte zum Fall der Familie Riefling nach wie vor keinen Kommentar abgeben.