Ein Teil der rechten Szene gibt sich gerne modern, intellektuell und unauffällig. Dazu gehört auch die neu-rechte Schülerzeitung „Blaue Narzisse“ von Felix Menzel. Gegen „Überfremdung“, den „multikulturellen Dauerzustand“ und die „Islamisierung Deutschlands“ will das Blatt nach eigener Aussage ankämpfen. Dabei versucht die Blaue Narzisse betont seriös zu wirken. Gezielt werden offenbar junge Autoren, denen der politische Hintergrund der Zeitung nicht bekannt ist, über Plattformen wie Facebook angesprochen, um für das Heft zu schreiben – teilweise mit Erfolg. Wer nicht gut aufpasst, wird von den Machern der „Blauen Narzisse“ reingelegt und findet sich plötzlich journalistisch in einem neu-rechtem Umfeld wieder. Ein Erfahrungsbericht.
Es begann mit einem harmlosen Eintrag in einer StudiVZ Gruppe. Dort sucht ein Redakteur Schreiberlinge für ein Online-Magazin für Schüler und Studenten, namens Blaue Narzisse. Ich nahm Kontakt mit der Redaktion auf und sprach über erste Themen. Auf der Homepage beschreibt sich das Magazin als „jung-konservativ“ und hinterlässt einen seriösen Eindruck. Nachdem ich einen Artikel über die deutsche Hip Hop Szene verfassen sollte, war ich natürlich sofort Feuer und Flamme. Kurze Zeit später war der Artikel dort online und ich verlinkte ihn in meinem Blog. Kurze Zeit später besuchte der Redakteur eines anderen Magazins, für das ich schreibe, meine Homepage. Daraufhin bekam ich eine nette E-Mail von ihm, ich solle doch bitte den Link zu dem Artikel in seinem Magazin entfernen, da er gesehen hatte, dass ich auch für die Blaue Narzisse schreibe. Entsetzt hakte ich bei ihm nach und er klärte mich über die fragwürdigen Hintergründe des Heftes auf. Danach drehte sich mir förmlich mein Magen um.
Idiotischerweise gab ich zu diesem Zeitpunkt das erste Mal Blaue Narzisse bei Google ein und bekam natürlich schon auf der ersten Ergebnisseite einschlägige Links präsentiert. Das Magazin wurde dort als eindeutig rechts-orientiert bezeichnet und der Deckmantel als harmlose Schülerzeitung entlarvt. Ich hatte mich tatsächlich von Rechten instrumentalisieren lassen und war auf den scheinbar seriösen Eindruck hereingefallen. Zu diesem Zeitpunkt gab ich mir die erste von vielen weiteren Ohrfeigen.
Natürlich setzte ich mich sofort mit deren Redaktion in Verbindung und verlangte, dass mein Artikel bitte sofort von der Seite genommen werden soll. Nach mehreren Mails weigerte sich diese noch immer meinen Artikel zu löschen, berief sich aber gleichzeitig auf die Meinungs- und Redefreiheit. Alles etwas kontrovers, aber mein Artikel ist heute leider immer noch online. Ich habe zwei Wochen lang jeden Tag eine Mail an meinen Kontakt in der Redaktion oder an das Magazin direkt geschickt, die offenbar alle konsequent ignoriert wurden.
Mein persönliches Fazit: Wer sich als junger Schreiber vor lauter Euphorie nicht mehr halten kann, sollte trotzdem vorher gründlich über betreffende Magazin recherchieren. Im schlimmsten Fall wird man unfreiwillig zur Stimme für Neurechte und erscheint in einem politisch falschen Licht. Ich dachte mir würde so etwas nie passieren.