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Wahlkampf um den NPD-Bundesvorsitz eskaliert

 

Nachdem in den letzten Tagen immer mehr Führungsfiguren der NPD sich zur anstehenden Wahl des Bundesvorsitzenden der Partei geäußert hatten und sich die Situation immer weiter verschärfte, kam es nun auf einer Veranstaltung der Jungen Nationaldemokraten (JN) im thüringischen Kirchheim offensichtlich zur Eskalation zwischen den verschiedenen Lagern.

Ein Text von Alexander Hacker und Kai Budler

"Kindergartenspiele" um den Vorsitz? Holger Apfel (1.v.l.) und Udo Voigt (3.v.l.)
"Kindergartenspiele" um den Vorsitz? Holger Apfel (1.v.l.) und Udo Voigt (3.v.l.)

Der Ton der veröffentlichten Interviews zum anstehenden Parteitag hatte sich bereits immer weiter verschärft. Während sich Voigts Gegner wenigstens noch um das obligatorische Lob für die bisherige Arbeit ihres amtierenden Parteivorsitzenden bemühten, wurden Voigts Verteidiger schon deutlicher. Begonnen hatte Klaus Beier, der Bundesgeschäftsführer und Pressesprecher der NPD. Auf die Frage, ob die Gefahr einer Spaltung zunehme und die Führungsdiskussion nicht kontraproduktiv sei, antwortet Beier: „Wer in der schwierigen Gesamtlage mit all ihren Anfeindungen und Behinderungen des Systems gegen unsere Partei spalterisch agiert, sollte auf dem Bundesparteitag von den Delegierten mit dem Stimmzettel abgestraft werden.“ Außerdem fordert er den Austritt derer, die die Mehrheitsentscheidungen auf dem kommenden Bundesparteitag nicht akzeptieren würden. Aus demselben Lager zog wenig später Uwe

Uwe Meenen und JN-Vorsitzender Michael Schäfer (untere Reihe v.l.n.r.), Foto: Kai Budler
Uwe Meenen und JN-Vorsitzender Michael Schäfer (untere Reihe v.l.n.r.), Foto: Kai Budler

Meenen nach, Amtsleiter Politik im derzeitigen Parteipräsidium . Auf die Frage, welchen Kandidaten er sich für das Amt des Vorsitzenden wünsche, antwortet Meenen in einem Interview: „Im Gegensatz zu einigen Speichelleckern, die nun urplötzlich die Seiten gewechselt haben, habe ich Udo Voigt gegenüber immer offen Kritik geübt, wenn mir dies notwendig erschien.“ Die Lage war also bereits vor der Veranstaltung der JN angespannt. Da die JN die Abwahl Voigts offiziell unterstützen, verwunderte es kaum, dass als Redner auf der Anti-Euro-Veranstaltung nur Apfel und Pastörs geladen waren. Offensichtlich war Udo Voigt auch Gast der Veranstaltung, die er jedoch zuvor verließ. So scheint eine Rede von Udo Pastörs, in der er den aktuellen Parteivorsitzenden stark angriff, der Auslöser für Voigts vorzeitige Heimreise gewesen zu sein. Auf einer extrem rechten Internetseite heißt es in einem Veranstaltungsbericht dazu: „Er ging auch auf den erfolglosen Wahlkampf in Berlin ein und zeigte hier das Versagen des momentanen Parteivorstands bürgernahe Politik zu machen. Als er dann vom Mief der Parteizentrale in Berlin sprach verließ der noch amtierende Parteivorsitzende Udo Voigt den Saal und fuhr nach Hause. Was zu ungläubigem Kopfschütteln führte. Udo Pastörs bekam den verdienten Applaus.“

Voigt-Herausforderer Udo Pastörs, Foto: Kai Budler
Voigt-Herausforderer Udo Pastörs, Foto: Kai Budler

Bei anderen Berichten ist die Rede von „einer kurzer Pöbelattacke“, bzw. mehreren Zwischenrufen, bevor Voigt mit Uwe Meenen den Saal verließ. Besucher der Neonazi-Veranstaltung kritisierten den Auftritt des Bundesvorsitzenden offen als „unsouverän“ und „einfach nicht tragbar“ und erklären: „Ich dachte in einem solchen reifen Alter würden die Kindergartenspiele aufhören“ Andere schossen in Richtung der JN-Führung: sie habe anscheinend jeglichen Respekt dem Parteivorsitzenden gegenüber verloren und müsse erst von einem der anderen Redner zur Ordnung gerufen werden: „Beschämend ist, dass ein integrer Kamerad wie Wolfram Nahrath unseren JN Vorstand auf Stil und Form dem Bundesvorsitzenden der Partei gegenüber hinweisen musste. Pöbelhaftes Benehmen kann man nicht Voigt und Meenen vorwerfen sondern einigen Mitgliedern des JN Vorstandes.“ Dies erinnert an den Wahlkampf um den Bundesvorsitz 2009, als Andreas Molau seine Kandidatur vorzeitig zurückzog, da er sich einer planmäßigen „Rufmordkampagne“ der eigenen Kameraden ausgesetzt sah.