Bereits vor drei Jahren hatten Neonazis einen Farbanschlag auf das Bamberger Balthasar verübt. Nun kam es erneut zu schweren Sachbeschädigungen und Hakenkreuzschmierereien – offenbar auch im Kontext einer aktiver werdenden extrem rechten Szene in Oberfranken.
Von Felix M. Steiner
Es ist kaum zwei Wochen her, dass rund 200 Neonazis durch Bamberg zogen. Eine Mischung aus „freien Kameradschaften“ und NPD hatte sich zu einer Demonstration gegen „Asylmissbrauch“ in der oberfränkischen Stadt versammelt. „Wir wollen keine Asylantenschweine“, intonierten die Neonazis gemeinsam. Ihnen standen rund 1.500 Gegendemonstranten entgege, die ihren Protest deutlich zeigten. Kaum zwei Wochen nach der Demonstration ist erneut ein offenbar neonazistischer Farbanschlag auf den vom Asta der Uni Bamberg getragenen Aufenthaltsraum Balthasar verübt worden. Dabei wurde die Eingangstür zerstört und die Fassade mit Hakenkreuzen, Reichsflaggen und Parolen beschmiert. Außerdem hinterließen die Täter einen Drohbrief am Ort, welcher nun im Zuge der Ermittlungen bei der Kriminalpolizei untersucht wird. In einer ersten Stellungnahme des Asta der Uni Bamberg heißt es: „Das Balthasar versteht sich als Freiraum, in dem kein Platz für Diskriminierungen, wie beispielsweise Rassismus, Sexismus, Homophobie oder Antisemitismus ist. Diese demokratischen Grundsätze haben das Balthasar nun zum wiederholten Mal zum Ziel rechtsradikaler Angriffe gemacht“. Außerdem sehen die Studierenden des Asta den Vorfall in einen größeren Zusammenhang und im Kontext einer widererstarkende extrem rechte Szene in der Region. Neben der Neonazi-Demonstration „gab es in den vergangenen vierzehn Tagen mehrere Vorfälle, bei denen unschuldige Menschen von Rechtsradikalen bedroht und angegriffen wurden“, heißt es in der Erklärung weiter.
Einschüchtern lassen wollen sich die Studierenden auch von extrem rechter Gewalt nicht. In ihrer Erklärung machen die Betroffenen auch deutlich, dass sie sich von derartigen Aktionen nicht einschüchtern lassen werden: „Die Nutzer*innen werden trotz dieser neuen Dimension der Gewalt und Bedrohung ihre Arbeit im Balthasar wie gewohnt fortführen und rechtsradikalem Gedankengut weiterhin entschlossen entgegentreten“, so die Vertreterinnen und Vertreter des Asta.
Neuer Anschlag, alte Strukturen?
Bereits im Sommer 2011 gab es in Bamberg einen ähnlichen Anschlag auf das Balthasar: Damals hatten Unbekannte Farbe an die Fassade gekippt und neonazistische Aufkleber hinterlassen. Darunter auch Propagandamaterial des vor kurzem verbotenen „Freien Netzes Süd“. Da damals die Täter nicht ermittelt werden konnten, ist unklar, ob der erneute Anschlag aus den gleichen Strukturen heraus verübt wurde. Dennoch scheint sich in Oberfranken die Neonazi-Szene wieder zu reaktivieren. Auch das Verbot des „Freien Netzes Süd“ scheint dabei kaum eine Rolle zu spielen. Ob die Täter diesmal ermittelt werden können, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Für eine Presseanfrage zum Anschlag war bei der Polizei niemand zu erreichen.