Eisenach und der Wartburgkreis im Westen Thüringens gelten seit langer Zeit als Hochburg der extremen Rechten im Freistaat. Dies bleibt nicht ohne Folgen für Menschen, die nicht in das extrem rechte Weltbild passen , wie jetzt ein gewalttätiger Übergriff von Neonazis in Eisenach zeigt.
Bei den Kommunalwahlen 2014 konnte die NPD ihr Ergebnis in der kreisfreien Stadt auf 7,4% erhöhen und sitzt seitdem mit drei Abgeordneten im Eisenacher Stadtrat. Ein ähnliches Bild ergibt sich im Kreistag des Wartburgkreises, wo die NPD bei den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr 5,9% der abgegebenen Stimmen und damit drei Sitze im Kreistag erhielt. Seit August 2014 betreibt der NPD-Landesverband in einem zweistöckigen Haus mit Ladenlokal in zentraler Lage in Eisenach seine Geschäftsstelle, ein weiterer Treffpunkt in der Stadt ist eine Gaststätte, die von dem NPD-Stadtratskandidaten Daniel Arnold betrieben wird. Doch die Verfestigung extrem rechter Ideen in der Wartburgstadt führt offenbar auch zu einem Anstieg rechter Gewalt – das musste jetzt eine Gruppe junger Menschen merken, die nach einer Diskoveranstaltung von Neonazis angegriffen und verletzt wurden. Bereits während der Veranstaltung in der Nacht zum Sonntag waren sie vereinzelt von Neonazis und NPD-Mitgliedern angepöbelt worden. Als die Gruppe die Veranstaltung verließ und vor der Eisenacher Wandelhalle stand, ging die verbale Auseinandersetzung weiter, bis ein Neonazi einem Mann aus der Gruppe ins Gesicht schlug. In der folgenden Auseinandersetzung wurden ein Mann und eine Frau bewusstlos geschlagen. Eine weitere Person aus der Gruppe lag bewusstlos und blutend auf dem Pflaster, er musste später ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die eintreffenden Polizisten drängten die extrem rechte Gruppe auf die andere Straßenseite, gegen zwei Neonazis wird wegen des Verdachtes der Körperverletzung ermittelt. Die beteiligten Neonazis stammen offenbar auch aus den Reihen der NPD, die sich selbst gerne als „seriöse Partei“ präsentieren möchte. Bei dem aktuellen Überfall standen nach Angaben eines Augenzeugen mindestens drei der Angreifer auf der NPD-Liste zu den Eisenacher Stadtratswahlen im vergangenen Jahr. Drei Tage später ereignete sich im südthüringischen Meiningen der nächste gewalttätige Übergriff. Dort griffen drei Neonazis zwei alternative Jugendliche an und schlugen und traten auf sie ein. Die Gewalt von rechts hat landesweit drastisch zugenommen: allein im vergangenen Jahr registrierten die Behörden in Thüringen so viele extrem rechte Gewalttaten wie seit 2008 nicht mehr. Die Dunkelziffer dürfte erfahrungsgemäß höher liegen. Die Zahlen folgen dem Bundestrend, nach dem die Gewalttaten von rechts im vergangenen Jahr um fast ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr angestiegen sind.