Mehrfach wurde die Familie Lohmeyer für ihr Engagement gegen Rechtsextremismus ausgezeichnet. Im Dorf Jamel (Mecklenburg-Vorpommern) sind sie die letzten Anwohner, die sich der Neonazi-Szene entgegenstellen. Jetzt zündeten Unbekannte ihre Scheune an. Vermutlich ein Racheakt von Rechtsextremen.
Laut Polizeiangaben brach das Feuer gegen 0:15 Uhr aus. Das 240 Quadratmeter große Fachwerkhaus stand komplett in Flammen. Die Freiwilligen Feuerwehren aus Hohenkirchen, Plüschow und Gägelow brauchten Stunden, um den Brand zu löschen. Die Scheune wurde vollständig zerstört, der Tatort zur Beweissicherung beschlagnahmt. Hinweise auf einen politischen Hintergrund der Tat sieht die Polizei aber nach eigener Aussage bislang nicht.
Die Polizei sucht jetzt Zeugen, um die Täter zu fassen. Hinweise und Beobachtungen zur Tatzeit nimmt die Polizei in Wismar entgegen. Auch über die Internetwache können Hinweise unter www.polizei.mvnet.de an die Polizei gerichtet werden.
Schon früher habe es immer dann verstärkt Drohungen gegeben, wenn sie Auszeichnungen erhalten hatten, sagten die Lohmeyers dem NDR. Bei dem jetzigen Brandanschlag gehe es aber um Leib und Leben.
Der Zeitpunkt des Anschlags ist offenbar kein Zufall. In zwei Wochen soll auf dem Hof von Birgit und Horst Lohmeyer zum neunten Mal das Musikfestival Jamel rockt den Förster stattfinden. Schirmherrin des Festivalsist Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider. Am 28. und 29. August werden Hunderte Besucher für das Konzert erwartet, das über Spenden finanziert wird. Dann soll auch der mit 10.000 Euro dotierte Georg-Leber-Preis für Zivilcourage der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt an die Familie überreicht werden.
Der kleine Ort Jamel gerät seit Jahren immer wieder in die Schlagzeilen, weil sich dort zahlreiche bekannte Neonazi-Familien eingerichtet haben. Das Dorf ist von der Szene gezielt als „nationalsozialistisches Musterdorf“ besiedelt worden. Die Szene in Mecklenburg-Vorpommern gilt als besonders gut vernetzt, aktiv und gewaltbereit.