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Düsseldorfer Verhältnisse

 

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Seit Jahrzehnten in der rechtsextremen Szene aktiv: DügIdA-Frontfrau Melanie Dittmer © screenshot

Der Düsseldorfer Herbst wird kein schöner. Das liegt nicht mal am Wetter, sondern an der Rückkehr der rechten Demonstrationen “Düsseldorf gegen die Islamisierung des Abendlandes.” Da braut sich einiges zusammen in Düsseldorf. Hooligans, Identitäre, besorgte Bürger und die umtriebige rechtsextreme Aktivistin Melanie Dittmer.

 

Nach der Beendigung der montäglichen Demonstration von “Düsseldorf gegen die Islamisierung des Abendlandes” letzten April wurde es ruhig um die Organisatorin Melanie Dittmer. Nach rund 15 Demonstrationen machten sich die Hoffnungen breit, dass Sie aufgegeben hätte. Doch die Vollzeit-Aktivistin kam nicht zur Ruhe: Sie arbeitete daran verschiedene Gruppierungen im Rheinland und Umgebung zu gründen.

Unter dem Label “Identitäre Aktion” formierte sie verschiedene kleinere Gruppen angelehnt an die “Identitäre Bewegung”. Es gibt bisher Ableger in Krefeld, Aachen und Bonn. Dabei ist jedoch davon auszugehen, dass jede Gruppe aus ihr und ein paar wenigen weiteren Aktivisten besteht.

Sie schließt ihr Konzept an die neu-rechte Bewegung an. Ideologisch geht es um den europäischen Kampf der Vaterländer gegen die Kulturen der anderen Kontinente. Sie befürchten einen Austausch der deutschen Bevölkerung durch Menschen aus Afrika, Asien und dem Balkan. Doch auch plumper Rassismus und Hass gegen politische Gegner sind Teil der Agenda, genauso wie Heimatschutz und eine Anti-Atomkraft Position.

Melanie Dittmer treibt ihre Bewegung nicht nur politisch voran. Sie versucht sich auch als Musikerin um den passenden Soundtrack zu ihrer Bewegung zu liefern und über Facebook vertreibt sie die zugehörige Kleidung. Da gibt es dann ein Poloshirt mit dem Logo der Identitären Aktion. Ihr Cover-Track vom Bob Marley Klassiker “Get Up Stand Up” hat es bis in die bundesweite Presse geschafft. Für Melanie Dittmer gilt das altbekannte rechte Credo: Provozieren und hoffen in der Presse zu landen. Dass die Dortmunder Neonazis rund um die Partei “Die Rechte” PR-mäßig zu ihren Vorbildern gehören, liegt da nahe.

Ihr Aktionismus beschränkt sich vor allem auf kleinere symbolische Aktionen, die dann später auf Facebook in Szene gesetzt werden. Mit einer Warnweste bekleidet ging sie an einem Baggersee als “Scharia Polizei” auf Streife und belästigte badende Gäste, angeblich um die Menschen aufzurütteln und vor dem Islam zu waren. Doch auch vor Einschüchterungsversuchen schreckt sie nicht zurück. Sie filmte sich dabei, wie sie einem SPD-Politiker einen Hausbesuch abstattete. Dass Melanie Dittmer gewaltaffin ist, ist nichts neues. Videoaufnahmen von einem Sommercamp der Identitären Aktion zeigen Melanie Dittmer mit einem Messer bei Wehrsportübungen. Ihre rechtsextremen Ansichten erzählte sie bereits mit 14 Jahren der Kamera von Spiegel TV: Für sie sei es unerheblich, ob es den Holocaust gegeben habe.

Melanie Dittmer liebt es, sich in Szene zu setzen. Bei einer Konferenz von Rechten aus ganz Europa kurz nach dem Charlie-Hebdo Anschlag saß sie mit einer schusssicheren Weste auf der Bühne. Sie fühle sich nicht mehr sicher. Sogar bis zum Mikrofon der BBC hat sie es geschafft. In einer Radiosendung von BBC3 durfte sie im August ihre kruden Ansichten kund tun. Gott sei dank nicht all zu lang. Können tut sie nichts, machen tut sie jedoch viel. Eine Macherin ohne Inhalt. Die perfekte Führerin für Rassisten, die davon angetrieben sind ihre vermeintlichen Privilegien verteidigen zu wollen.

Dass Melanie Dittmer nun die Rückkehr von DügIdA ankündigt, kommt nicht allzu überraschend. Spannend wird es jedoch, zu sehen, wie sehr nun ihre “identitären” Gruppen die Führungsrolle bei den Demonstrationen übernehmen werden und ob sich das alte DügIdA-Klientel wieder den Demonstrationen anschließen wird. Zu seinen besten Zeiten konnte die rechte Demonstration hunderte Rassisten aus ganz NRW anziehen. Sogar Dortmunder Neonazis kamen nach Düsseldorf mit einer 50 Personen starken Gruppe. Rassistische Beleidigungen, Übergriffe auf Antifaschisten und Hitlergrüße waren jeden Montag an der Tagesordnung.

Die meisten der Teilnehmer der extrem rechten Demonstration waren eine Mischung aus besorgten Rassisten und gewalttätigen Möchtegern Hooligans mit vielen Überschneidungen zum Fanclub “Fortuna Terror” von Fortuna Düsseldorf. In den Kreisen rund um Fortuna Terror gab es vor nicht all zu langer Zeit einen Todesfall. Die solidarischen Mitleidsbekundungen von Melanie Dittmer und anderen rechten Aktiv- isten verdeutlichten auch da nochmal die Nähe des Gruppierung zum rechten Rand. Melanie Dittmer hat mit einem guten Timing die HoGeSa-Bewegung abgepasst und in Düsseldorf gab es genug Versprengte, die dem Ruf folgten.

Es ist das typische Klientel von Hooligans und Möchtegern-Hooligans, welches ab und an in Stadien zu sehen war, aber vor allem in der Kneipe. Angetrieben vom Hass. Gerade mal klug genug für “Jude, Jude, Jude” Rufe. Auf Demonstrationen waren viele von ihnen vorher noch nie. Die DügIdA-Demos waren eine rechte Ver- netzungsplattform für Neonazis und potenzielle Neonazis. Sie wurden vom Stadion und von der Kneipe abgeholt und auf die Straße gebracht. Politisiert innerhalb der HoGeSa Bewegung. Genauso stumpf und dumm agieren sie. Von politischer Praxis oder einem Mindestmaß an Selbstschutz haben die rechten Schläger keine Ahnung. Sie prahlen im Internet sogar mit ihren “Erfolgen”. So gelang es ihnen eine Gruppe von Ingress-Spieler zu überfallen, die sie irrtümlicherweise für Antifasschisten hielten. Die Polizei war recht schnell vor Ort. Im Internet verbreiteten die Nazis daraufhin Fotos von dem Überfall: Ein Gruppenfoto von allen Beteiligten, unverpixelt.

Jenes Klientel ließ sich vor wenigen Wochen nach Düsseldorf-Garath mobilisieren. Dort hielt die rechte Splitterpartei “Die Republikaner” eine Veranstaltung in unmittelbarer Nähe zu einer Unterbringung für Geflüchtete ab. Gekommen waren über 100 Rassisten. Viele von ihnen bekannt durch ihre regelmäßige Teilnahme an DügIdA Demonstrationen. Die Stimmung war hitzig und birgt das Potenzial recht schnell in Gewalt auszuarten.

Melanie Dittmer hat es geschafft in Düsseldorf die rechts-offene Fanszene auf die Straße zu bringen und dank ihrer Hilfe konnten sich in Düsseldorf rechte Strukturen mit einem gefährlichen Potenzial bilden. Schafft sie es nun diese Szene zusammen mit ihrer Identitären Aktion zu vermischen, stehen Düsseldorf anstrengende Zeiten bevor.