Exit
In Remagen haben am Samstag hunderte Menschen gegen Neonazis demonstriert. Anlass war ein Gedenkmarsch von 120 Rechtsextremen. Einige Nazigegner ließen sich etwas Besonders einfallen: Für jeden Teilnehmer des rechtsextremen Aufmarsches spendeten sie Geld an die Aussteigerhilfe „Exit“.
Kreativer Protest und Blockaden
Zu den Protesten gegen den Aufmarsch hatten mehrere Bündnisse aus Remagen aufgerufen. Insgesamt gab es sechs Gegenveranstaltungen. Besonders kreativ zeigte sich das „Bündnis für Frieden und Demokratie“. Es organisierte bereits zum zweiten Mal einen „Spendenlauf gegen Rechts“. Für jeden Teilnehmer des Naziaufmarsches spendeten sie Geld an die Aussteigerhilfe „Exit“. Am Ende des Tages kamen mehr als 2.000 Euro zusammen. Im Vorfeld hatte das Bündnis an der „Laufstrecke“ der Nazis Plakate und Transparente aufgestellt. Den „Zieleinlauf“ der Rechten feierten sie lautstark mit Pfeifen und Puscheln. Etwa 40 Nazigegnern gelang es für kurze Zeit, die Aufmarschstrecke zu blockieren. Die Polizei leitete die Nazis an der Blockade vorbei.
Breiter Protest
Schon am Vormittag hatte es vielfältigen Aktionen gegen die Rechten gegeben. Das „Bündnis Remagen Nazifrei“ gedachte der Opfer des Nationalsozialismus. Während eines Gedenkspaziergangs besuchten es historische Orte in der Stadt. Unter dem Motto „Solidarität mit allen Geflüchteten – Rechtsterrorismus bekämpfen“ zogen im Anschluss etwa 600 Antifaschisten durch Remagen. Zeitgleich informierten verschiedene Parteien, Initiativen und Schulen auf der „Meile der Demokratie“ in der Innenstadt. Ministerpräsidentin Malu Dreyer hielt dort eine Rede.
Wieder weniger Neonazis
Während in Remagen jährlich mehr Menschen gegen die Nazis demonstrieren, kommen immer weniger Neonazis. In diesem Jahr waren es nur etwa 120. Vor zwei Jahren hatten noch 270 Rechte an dem Aufmarsch teilgenommen, letztes Jahr waren es 150. Organisiert wurde die Veranstaltung auch in diesem Jahr von Neonazis aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. An der Organisation beteiligten sich auch Neonazis, die sich derzeit im Prozess gegen das „Aktionsbüro Mittelrhein“ verantworten müssen. Ihnen wird die Bildung bzw. die Unterstützung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.
Seit 2009 mobilisieren jährlich Neonazis nach Remagen. Alliierte hatten dort zum Ende des Zweiten Weltkrieges eines von mehreren Kriegsgefangenenlager eingerichtet. In diesen sog. „Rheinwiesenlagern“ sollen den Nazis zufolge mehr als eine Millionen Deutsche gezielt umgebracht worden sein. Historiker hingegen sprechen von etwa 10.000 Toten, die überwiegend durch Krankheiten und wegen Unterversorgung gestorben seien.