In der Nacht zu Dienstag haben Neonazis erneut politische Gegner in Berlin-Neukölln angegriffen. In mindestens sieben Fällen, einer davon im benachbarten Stadtteil Kreuzberg, haben die Täter mit roter Sprühfarbe bei den Betroffenen an die Hausfassade oder in den Eingangsbereich die Namen und Beleidigungen geschmiert. Die Handschrift ist bei allen Vorfällen die gleiche. Mit diesen Aktionen sollen die Betroffenen eingeschüchtert werden, die mutmaßlich durch ihr Engagement gegen rechts oder andere Aktivitäten ins Visier der Neonazis gerieten.
Damit setzt sich eine Serie von rechten Anschlägen im Bezirk fort. Bereits am Freitagabend war in Neukölln eine Wohnung attackiert worden, in der laut Neonazis der Aktivist Tim H. wohnen soll. Mit Farbe gefüllte Flaschen wurden durch die Fensterscheiben geschleudert. Erst zwei Wochen zuvor gab es im Bezirk mehrere Attacken auf Privatwohnungen nach demselben Tatmuster sowie einen Brandanschlag auf das Café K-Fetisch. Das Lokal ist im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses, nur durch Glück kamen keine Menschen zu Schaden.
Als Reaktion protestierten rund 1.200 Menschen bei einer Solidaritätsdemonstration in Neukölln.
Immer wieder geraten Einzelpersonen, Parteien sowie linke Läden aber auch Jugendeinrichtungen und Moscheen ins Visier der Rechten. Obwohl die Berliner Neonaziszene seit Jahren mit solchen Taten agiert, ist es der Polizei bislang erst in einem Fall gelungen, einen Täter solcher Anschläge zu ermitteln.
#Berlin: Über 1300 Menschen demonstrierten heute in #Neukoelln gegen rechte Gewalt. Hier Bilder: https://t.co/Cpo3eiy299 #nk1612 #b1612 pic.twitter.com/gJnLa4cel2
— PM Cheung (@pm_cheung) 16. Dezember 2016
Der Neonazi Harald B., der auch im diesjährigen Wahlkampf die Neuköllner NPD unterstützt hatte, war 2014 zu einer Geldstrafe verurteilt worden, nachdem er mit einem Mittäter einen Schweinekopf-Anschlag auf die Neuköllner Şehitlik-Moschee am Columbiadamm verübt hatte. Die Berliner Zeitung B.Z. betonte nach den jüngsten Vorfällen eine auffällige Zunahme solcher Taten in diesem Jahr seit der Haftentlassung des früheren Neuköllner NPD-Vorsitzenden Sebastian Thom. Er ist laut der Zeitung erst seit Mai wieder auf freiem Fuß.
Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus bietet Betroffenen solcher Attacken Unterstützung an und rät, sich an die Beratungsstelle zu wenden.