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Eurovision Song Contest: Punks mit Down-Syndrom

 

Sie sind laut, sie sind Punks und sie werden Finnland beim Eurovision Song Contest vertreten: Die Punkband Pertti Kurikan Nimipäivät (PKN) hat den Vorentscheid des Song Contests gewonnen. Drei von vier Bandmitgliedern haben das Down-Syndrom, ein weiteres Mitglied ist Autist. Damit leistet Finnland einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Inklusion.

In Finnland war die Band auch schon vor dem Vorentscheid bekannt. 2013 erschien der Dokumentarfilm Punk Syndrome, der die Band porträtiert und Einblick in das tägliche Leben der vier Musiker gibt. Sie sind bei den Proben zu sehen, zu Hause und auch bei ihren Konzerten. Dabei wird deutlich: Musik ist mehr als ein Hobby für die vier, sie nehmen ihre Auftritte sehr ernst.

PKN spielte bereits Konzerte im ganzen Land, auch in anderen Ländern gingen sie auf Tour, darunter auch in Deutschland.

Kennengelernt haben sich die vier Bandmitglieder Kari, Pertti, Sami und Toni bei einem Workshop der Organisation Lythy, die verschiedene Angebote für Menschen mit Lernschwierigkeiten bieten. Das erste Lied der Band schrieb Gitarrist Pertti Kurikka an seinem Namenstag. Deshalb heißt die Band auch „Pertti Kurikan Nimipäivät“, Pertti Kurikkas Namenstag, kurz PKN.

Gewinner des Publikums

In Finnland entschied sowohl eine Fachjury als auch die finnischen Zuschauer, wer das Land im Mai in Wien vertreten wird. Die Jury hatte sich für die Boyband Satin Circus entschieden, aber die Jurybeurteilung macht nur zehn Prozent der Stimmen aus. Das Publikum vor den Bildschirmen wollte, dass PKN für Finnland beim Eurovision Song Contest antritt.

Dabei war die Konkurrenz für PKN groß. Finnische Bollywood-Musik stand ebenso zur Auswahl wie Reggaeton. Am Ende setzte sich PKN gegen acht Finalteilnehmer durch. Und nicht nur das: Britische Buchmacher sehen bei den Wetteinsetzen die vier Finnen bereits auf der Überholspur. Dabei ist ihr Lied Aina mun pitää (Ich muss immer), mit dem sie in Wien antreten, nur 85 Sekunden lang. Er handelt von dem täglichen Ärger, gesund essen zu müssen oder Hausarbeiten wie den Abwasch und Putzen erledigen zu müssen.

Bitte kein Mitleid

„Wir rebellieren gegen die Gesellschaft auf verschiedenen Wegen“, sagte Bassist Sami Helle der britischen Zeitung The Guardian. Aber die Band sei nicht politisch. „Wir verändern die Einstellungen etwas, denn viele Menschen kommen zu unseren Auftritten und wir haben eine Menge Fans.“ Aber er betonte auch, die Menschen sollten nicht aus Mitleid für die Band stimmen. „Wir sind nicht so viel anders wie die anderen – wir sind nur normale Typen mit einer geistigen Behinderung.“