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Gitarre, Gesang und verliebte Flausen

 

Zu zweit geht vieles besser. Nicht nur das, was Sie jetzt denken. Eva & Manu zeigen auf ihrem Debütalbum, das im Duo auch oft die schöneren Songs entstehen.

© Warner Music Group
© Warner Music Group

Singende Duos sind nicht gerade eine Neuentwicklung des Popzeitalters, eher schon ziemlich alte Hüte: Ike & Tina und Heintje & Peter, Bruce & Bongo und Cindy & Bert, Pepsi & Shirlie und Alan & Denise, Zweiraum & Wohnung und Rosen & Stolz. Zusammen, so glauben seit jeher viele, ist man weniger allein. Zusammen, so schließt sich dem an, wird auch das Belanglose, Beliebige, Leichte und Schnöde qua Verantwortlichenverdoppelung erträglicher. Daran hat sich bis heute wenig geändert, das Popduo ist nach wie vor einer der Königswege strukturierter Publikumsakquise. Doch da ist etwas in Bewegung geraten, so scheint es.

Am Pärchenhimmel tut sich was, etwas mit Güte und Gehalt, Sinn und Verstand, Gefühl und Kompetenz. Big Harp, ein geradezu sensationelles Singer/Songwriter-Duett aus Nebraska haben es erst im Frühjahr gezeigt, das Stuttgarter Zweierteam Sea + Air bereits im Herbst zuvor, ganz zu schweigen vom Zürich-Hamburger Gespann (ohne & im Namen) namens Boy zwölf Monate zuvor. Sie alle zeigen: Dual induzierte Musik erschließt sich nicht nur über die reine Zweisamkeit, sie kann auch ganz sachlich als Summe ihrer einzelnen Teile überzeugen. Nächstes Beispiel: Eva & Manu.

Die Finnin und ihr französischer Freund sind beide blutjung, haben gerade ihr eigenbetiteltes Debütalbum fertiggestellt, die Frucht ihrer Liebe, so heißt es träumerisch, das Ergebnis gemeinsamer Tage, Nächte, Reisen. Abgesehen solch boulevardtauglicher Genealogielegenden, wie sie nur einem Majorlabel wie Warner einfallen können, machen die zwei Verliebten allerdings tatsächlich nur Folkpop zum Verlieben: Ziemlich gefühlvoll und doch recht lässig, sprachlich voller Anteilname, aber bisweilen auch von einer Art distanzierter Getragenheit auf Stücken von Feet in the Water über Stars bis Melancholia, deren Namen nicht unbedingt von Empathiemangel oder emotionaler Kälte zeugen, und dennoch: Hier wird weder auf Herzkammer noch Tränendrüse gedrückt, sondern sehr geschmeidiges Songwriting per Doppelgesang unter die Haut geschoben.

Eva & Manu – All I can see

Sicherlich, das ist nichts für dunkle Keller, nichts für Hardrockfestivals oder Jazzfeingeister. Und wenn zwischen Evas Engelsstimme und Manus weichem Schmusetenor in If Only erst ein Cello hineinsuppt und später bei Lonely Boy auch noch die Mundharmonika jault, dürften sich Menschen fern der melancholischen Grundstimmung kurz erbrechen gehen, um derlei Sulz sodann mit Motörhead zu kontern. Aber Eva & Manu wollen schließlich keinen Sonder-Grammy für Vertracktheit gewinnen, sondern anspruchsvoll von ihrem Inneren und Äußeren künden, also im wahrsten Sinne des Wortes: musizieren.

Das tun sie in All I Can See sogar mal mit richtig schmissigem Schlagzeug, in Raise Your Head wiederum ausschließlich pianobegleitet, in jedem Fall aber tun sie es ganz bei sich, scheinbar frei von PR-Gedanken, einfach aus dem Verlangen heraus, mit Gitarre, Gesang und verliebten Flausen im Kopf vorm Wohnwagen in der Einöde zusammen kreativ zu sein. Das ist keinesfalls die Quintessenz gediegenen Indiesounds, aber auch mal ganz schön. Muss ja nicht immer alles zum Nachdenken anregen.

„Eva & Manu“ von Eva & Manu ist erschienen bei Warner.