Die Amerikaner haben ein großes Ziel. Bis 2020 soll der Durchschnittsverbrauch der amerikanischen Personenwagen und Lighttrucks von 9,7 Litern auf 100 km auf 6,7 Liter pro 100 Kilometer gedrückt werden. Das ist genau der Wert, den Autos aus deutscher Produktion heute schon erreichen. Die Amerikaner haben also noch einen langen Weg vor sich. Doch auch dieses Jahr darf man sich getrost wieder fragen: Hat irgendjemand in den USA eine Idee, welchen Weg man beschreiten will? Die Antwort auf diese Frage findet man nicht auf der 101. North American International Auto-Show (NAIAS) in diesen Tagen in Detroit, Michigan.
Immer noch beherrschen Pickups das Bild auf den amerikanischen Ständen. Die „Großen Drei“ General Motors (GM), Ford und nun auch wieder Chysler als Solist haben anscheinend kein anderes Ziel, als den Markt für die großen Achtzylinder mit offener Ladefläche zu verteidigen. Obwohl der Markt Schwächeerscheinungen bei der Absatzentwicklung zeigt, sehen die US-Hersteller zu, wie Japaner nach Lust und Laune an diesem Markt knabbern.
Sie ertragen das zwar nicht tatenlos, aber ihnen fällt wenig mehr als, also noch größer und noch stärker zu bauen. Immer noch honorieren schließlich amerikanische Autokäufer diesen American way of Driving – trotz der gestiegenen Benzinpreise. Für die wenigen Fahrer dieser Fahrzeugklasse, die schon dazugelernt haben und die sich das etwas kosten lassen wollen, setzt man nun zusätzlich zum den großen Benzinermotor einen Elektromotor und freut sich, wenn dieser Hybrid dann so wenig verbraucht wie ein Diesel. So entstehen dann Monster wie der Dodge Ram als Hybridfahrzeug mit einem Hemi-Achtzylinder. Hauptsache, der Dieselmotor bleibt der amerikanischen Fahrzeugindustrie erspart.
Die deutsche Automobilindustrie hinterlässt hier in den USA fast einen geordneten Eindruck. Als gäbe es jetzt auch in Deutschland ein allmächtiges Industrieministerium vergleichbar dem Miti in Japan. In den USA predigen sie hier alle den Diesel, Audi gleich mit zwölf Zylindern im Sportwagen R8, BMW mit BluePerformance und Mercedes-Benz mit Bluetec. Auch Volkswagen lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass man sich mit dem Diesel auch in den USA auf dem rechten Weg weiß. Der Clean Diesel, der der weltweit schärften Abgasvorschrift aus den USA (Bin 5) gerecht wird, soll es bringen.
Gleichzeitig sehen die Deutschen offenbar bei den amerikanischen Autokäufern doch eine wachsende Bereitschaft zum Umlernen. Sie freuen sich darauf, dass die Amerikaner sich in Zukunft auch bei den Sport Utility Vehicles (SUV), anderen Ligttrucks, Vans und Limousinen für die kompakteren Modelle entscheiden – wegen des knapper werdenden Geldes, des teurer werden Sprits und vielleicht auch einer wachsenden Vernunft.
Aber natürlich ist das Bild, das Detroit abgibt, nicht nur Schwarz-weiß. Sogar bei GM beginnt der Wandel. So finden sich auf den Messeständen ganz ansehnliche Kompaktlimousinen, deren Preise deutsche Käufer neidisch werde lassen könnten. Und auch Ford kommt nicht daran vorbei, auf die Kreditkrise und die steigenden Kraftstoffpreise zu reagieren.
Dafür gibt es seit gestern ein gutes Beispiel. Das erfolgreichste Fahrzeugkonzept stellt in den USA mit mehr als 50 Prozent aller Verkäufe immer noch der Pickup. Der Markt schrumpfte 2007 um etwas mehr als drei Prozent. Der Absatz des meistverkauften Pickups sank sogar um mehr als 13 Prozent. Und dennoch ist der Ford F 150 immer noch das meist verkaufte Auto seiner Klasse.
Experten sind sich einig: Umsatz und Ergebnis des Autoriesen Ford hängen vom Erfolg des F 150-Nachfolgers ab. Der sieht noch ein wenig gewaltiger und noch ein wenig geleckter aus als sein Vorgänger. Sonst hat sich wenig geändert, mit einer Ausnahme: Mit ein paar aerodynamischen Feinarbeiten hat man den Verbrauch so weit gesenkt, dass man nicht über Mehrverbrauch sprechen muss. Er fährt jetzt eine Meile mehr mit eine Gallone (3,7 Liter) Benzin, was auch nicht mehr als ein winziger Trippelschritt hin auf das Ziel 2020 bedeutet.
Aber man glaubt es kaum: Ab dem Jahr 2010 soll es den F 150 auch mit Dieselmotor geben. Das wird auf die meisten F 150-Fahrer wohl wie ein Kulturschock wirken. Ihre Ikone folgt dem Zug der Zeit? Ford ist stolz darauf, gerade beim F150 stets auf seine Kunden zu hören. Da können Diesel-Freunde nur hoffen, dass sie dieses Mal richtig verstanden haben.
Der F 150 D könnte erheblich dazu beitragen, in den Dieselmotor den USA durchzusetzen. Wie rechneten kürzlich Experten vor? Führen alle US-Fahrzeuge mit Diesel, müsste kein Erdöl mehr importiert werden. Dann müssten die Amerikaner den Benzinmarkt in Rotterdam nicht mehr zu hohen Preisen leerkaufen. Doch uns Europäern würde das beim Diesel-Preis vermutlich nur wenig helfen. Dann kaufen sie eben den Dieselmarkt leer.
Dieser Kommentar stammt von meinem Kollegen Peter Schwerdtmann, www.autoreporter.net