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Seifenoper der Berlinale

Können Seifenopern etwas bewirken? Der dänische Wettbewerbsfilm „Eine Soap“ setzt sich mit dieser Frage beiläufig auseinander: Eine banale Fernsehserie wird in der Geschichte von der Regisseurin Pernille Fischer Christensen zum Lehrbuch für die Protagonisten.

Der Form einer TV-Serie folgend, besteht der Film aus mehreren Folgen, eine Off-Stimme schildert die vorangegangenen Ereignisse und die Gefühlskonflikte. – Somit wird alles zur Sprache gebracht, was die Hauptfiguren des Films bewegt und aber im richtigen Leben nie artikuliert wird.

Charlotte, 34 verlässt ihren gut situierten Mann. Auf der Suche nach der großen Liebe wechselt sie mehrere Liebhaber, ohne ihre Sehnsucht zu erfüllen. Durch einen Zufall rettet sie eines Tages ihrem Nachbarn das Leben. Er ist ein sentimentaler junger Mann, der sich Veronica nennt, und sich im Wunsch, geliebt zu werden, in die Travestie verirrt hat. Durch die Rettung kommen sie sich näher. Später schauen sie gemeinsam Fernsehen: „Du hast mich mit deiner Liebe gerettet“ – sagt eine Stimme in der Serie, während die Kamera die Gesichter von Veronika und Charlotte studiert. Von da an wird die aufgetragene Sentimentalität der Serie auf starke Gefühle übertragen, die auch den Kinozuschauer mitreißen.

 

Warten auf die Berlinale

Tataa-Tataa – wir haben anlässlich der Berlinale eine filmkundige Gastautorin, die ich hiermit herzlich begrüßen möchte. Sie heißt Ksenia Vasilyeva, ist Germanistin und Anglistin mit Schwerpunkt Medien. Sie arbeitet als freie Mitarbeiterin für das Internationale Filmfest Braunschweig und Cinegraph in Hamburg.

Die Spannung vor der Bekantgabe der Filme, die am Berlinale-Wettbewerb teilnehmen, erinnert an die WM-Fußball-Qualifikation. Alle fiebern für die deutschen Filme, schielen auf die Konkurrenz, auch aus Ländern, von deren Filmlandschaft wir kaum etwas wissen. Nun ist es so weit. Das Programm für die 56. internationalen Filmfestspiele Berlin steht fest. Vier deutsche Filme nehmen dieses Jahr im Wettbewerb teil: Elementarteilchen von Oskar Roehler, Requiem von Hans-Christian Schmid, Der freie Wille von Matthias Glasner und Sehnsucht von Valeska Grisebach.

Das sequenzübergreifende Berlinale-Prinzip ist, wie immer, alles- und nichtssagend: „die Filme sind in diesem Jahr realitätsnah, sehr persönlich und politisch“, – so der Berlinale-Direktor Dieter Kosslik. Beim Studieren des Programms mit Beiträgen aus über 100 Ländern fällt jedoch eine thematische und länderspezifische Häufung auf: islamische Länder, Naher Osten, Abughreb und Guantanamo. Bei der Berlinale geht es eben um alles. Weitere Schwerpunkte sind Musik und Filme von und über Künstler. Es gibt Beiträge über das Kochen und sexuelle Diversität. Es gibt mal wieder George Clooney und Franka Potente. Auch dem allgegenwärtigen Thema Fußball kann man sich auf der Berlinale 2006 nicht entziehen: insgesamt 7 Filme sind dieser Sportart gewidmet.

Am 9. Februar fängt das größte deutsche Filmfestival an und wird 10 Tage lang das Publikum in einen Rausch versetzen. Ich werde mich dem Wahn anschließen und mich mit den Menschenmassen auf der Suche nach dem cineastischen Kick von Kino zu Kino treiben lassen. Welche Juwelen werde ich wohl dieses Jahr unter den zahlreichen Premieren und Debüts auf der Berlinale entdecken?