Seit einigen Tagen ist es das Thema unter Berliner Journalisten: Der mögliche Verkauf des Berliner Verlags an eine britische Investorengruppe unter der Leitung des nordirischen Finanzinvestors David Montgomery, der sich bislang durch seine ignoranten Äußerungen über den Berliner Zeitungsmarkt nicht viele Freunde gemacht hat.
Münteferings Bonmot über die kapitalistischen Heuschrecken kommt nun zu späten Ehren und Uwe Vorkötter, Chefredakteur der Berliner Zeitung, dem Flaggschiff des Berliner Verlags, macht sich auf der Seite Drei seines eigenen Blattes dafür stark, dass der Berliner Verlag nicht an die Briten verkauft werden soll. Es wurde viel diskutiert in den letzten Tagen, auch hier in der Redaktion. Nun ist es aber auch so, dass ich direkt um die Ecke des Berliner Verlags wohne und täglich mit dem Fahrrad vor dessen Haupteingang vorbeifahre.
Gestern Abend ist mir schon das große Schild direkt neben dem Eingang mit der durchgestrichenen Heuschrecke darauf aufgefallen. Heute zeigten die Mitarbeiter des Verlags noch einmal ihre kämpferische Haltung: Sie gingen vor ihrem eigenen Haus demonstrieren, ich kam mit meinem Fahrrad fast nicht mehr an den Kollegen vorbei. „We are not amused“ war unter anderem auf den Schildern zu lesen. Den Adressaten, Herrn Montgomery, wird das wohl wenig interessieren. Das hat diese Demonstration mit fast allen der rund 2.500 Demonstrationen, die in Berlin pro Jahr stattfinden, gemeinsam. Aber die Demohauptstadt Berlin wird sicherlich ein andermal Thema sein.
Falko Müller