Eine Umfrage unter den Bewohnern zehn deutscher Großstädte hat ergeben, dass Berlin als schmutzigste Stadt gilt. Dass ich nicht gerade in einer der saubersten Städte wohne, war mir schon vorher klar. Will ich ja auch gar nicht.
Trotzdem gibt es Momente, in denen man überhaupt nicht stolz ist auf seine Schmuddelmetropole – sondern eher angeekelt. Man müsste als Berliner ja eigentlich immer mit gesenktem Blick durch die Straßen laufen. Das kommt daher, dass wir nicht nur politisch sondern auch in Bezug auf die Anzahl der Hunde deutsche Hauptstadt sind. Das mit dem gesenkten Blick ist aber so eine Sache. Wenn man das konsequent durchziehen würde, würde man ja ständig irgendwo gegen laufen. Neulich habe ich gesehen, wie eine Frau, die gerade aus der S-Bahn ausstieg, direkt in einen riesigen, auf dem Rand des Gleises liegenden Hundehaufen getreten ist. Wer soll so etwas ahnen? Essen sollte man besser auch nichts, wenn man zu Fuß in der Hauptstadt des Imbissbuden unterwegs ist, denn wenn man dabei einen Blick nach unten wagt, vergeht einem schnell der Appetit.
Warum die Menschen gerade in einer Großstadt wie Berlin so viele Hunde halten, ist mir ein Rätsel. Und wieso gerade bei den Hunden der deutsche Sauberkeits- und Ordnungssinn aussetzt, auch. Die rund 256.000 Vierbeiner hinterlassen täglich um die 55 Tonnen Kot in der Stadt. Aber das gehört wohl dazu, zur Hauptstadt der Hundesrepublik Deutschland.
Immerhin haben wir bei der Umfrage, was das Kulturangebot betrifft, am besten abgeschnitten. Und in der Lebenswert-Skala liegen wir auch weit vor dem Schlusslicht Dortmund. Unterm Strich gibt es also noch mehr als genügend Gründe für einen gesunden Lokalpatriotismus.
Rana Göroglu