Berlin kann für Außenstehende schon sehr befremdlich sein. Kürzlich stand ich mit einem ganz frisch zugezogenen Neuberliner auf einem Kreuzberger Bürgersteig herum. Der Herr war aus München und ich erklärte ihm gerade, wo der beste (oder vielmehr: einzig genießbare) Bäcker in der Gegend ist. Da schlurfte plötzlich eine alte Frau herbei und stellte sich wie selbstverständlich zu uns. An sich schon eine etwas ulkig Situation. Die zerzauselte Frau trug jedoch eine ausgebeulte Jogginghose, einen verklebten Pullover und kratzte sich hingebungsvoll hinten in der viel zu weiten Hose. Für mich ist die bedauernswerte Omi nichts Neues, sie steht des öfteren vor dem Spätkauf um die Ecke, immer ähnlich verstrubbelt. Das weiß aber natürlich mein Gesprächspartner nicht. Wir stehen also da und gucken und fragen uns, ob sie denn mal was sagt („Habt ihr mal ne Zigarette?“) während ich mich innerlich ausschütte vor Lachen ob der Absurdität, mit der diese Stadt Neuankömmlingen Hallo sagt. Aber die Omi kratzt immer nur weiter, guckt an uns vorbei und schlurft irgendwann um die Ecke in Richtung Spätkauf. Ich erkläre dem Herren dann noch, wo man in Berlin Augustiner bekommt, und er nickt und schweigt und ist entweder zu höflich oder zu verdutzt, um die alte Frau zu kommentieren.
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Der Bär groovt!