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Mein Baby gehört zu mir

Gestern feierte das Musical Dirty Dancing Premiere im Theater am Potsdamer Platz. Lieblingsfarbe des Abends: natürlich pink. Lieblingsdrink: natürlich Sekt. Wirklich überrascht hat mich hingegen der hohe Männeranteil. Mein Freund und auch die meiner Freundinnen reagieren auf die Ankündigung eines „Dirty Dancing Videoabends“ ja ähnlich wie auf die Ansage „Die Wohnung braucht mal wieder einen Großputz“. Es war den Männern allerdings nicht anzusehen, ob sie unter Drogen gesetzt, mit Sexentzug bedroht oder freiwillig mitgekommen waren. Ich jedenfalls war in Begleitung einer Freundin da, mit der ich den Film schon geschätzte 500 Mal gesehen habe und die ähnlich textsicher ist wie ich. Was offenbar für die meisten Zuschauer galt: Zeilen wie „Ich habe eine Wassermelone getragen“ und „Mein Baby gehört zu mir“ wurden bejubelt.
Nach dem zweiten Sekt im Foyer versprachen meine Begleitung und ich, uns gegenseitig davon abzuhalten, auf den Sitzen zu tanzen. Dann erklommen wir den 1. Rang, der sich als 1A Platz herausstellte, denn man hat zwar einen super Blick, ist aber trotzdem so weit weg, dass die beiden Hauptdarsteller dem echten Baby und dem Original-Johnny aus dem 1987er Kinoschmachtfetzenhit täuschend ähnlich sehen. Und dann gings auch schon los, mit dem selben Schlagzeugrythmus wie im Film: bam-babamm, bam-babamm, bam-babamm. Be my Baby von The Ronettes. Auf einer transparenten Leinwand ist im Schattenriss ein schmutzig tanzendes Paar zu sehen. Gänsehaut.
Dann beginnt die Handlung – und weicht ein, zwei Szenen lang total von der im Film ab. Ich bin richtig irritiert – wie ich irritiert feststelle. Für so festgefahren hätte ich mich ja nie gehalten. Eingefleischte Fans möchte ich daher warnen: Ein bisschen Interpretationsspielraum mutet uns Eleanor Bernstein schon zu. Als wolle sie die Gelegenheit nutzen, manchen ihrer Charaktere späte Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen. Schwester Lisa gönnen wir den jubelnden Applaus für ihre deutsche Version des „Kellerman’s Anthem“ ja durchaus und auch die Mutter darf plötzlich mehr sagen als „Halt Dich gerade, Baby.“ Aber den schnöseligen Hotelerben Neill zum Gutmenschen zu machen, der in Missisippi für die Rechte der Schwarzen demonstrieren gehen will (wir schreiben das Jahr 1963) – das führt nun wirklich zu weit. Und was hat sich die Requisite (die für ihre ansonsten akribische Arbeit ein dickes Lob verdient) nur dabei gedacht, Pennys 3-Meter-Netzstrumpfhosen-Beine in der gemeinsamen Tanzszene mit Baby durch Hot Pants zu verstümmeln? Soll das spontane Frustdiäten bei den Frauen und kollektives Sabbern der anwesenden Herren verhindern? Insgesamt ist die Bühnenadaption aber ziemlich nah am Film – und macht genauso gute Laune wie das Original. Auch ohne Mitsingen, Mittanzen und sicherlich auch ohne Sekt vorneweg. Das Bühnenbild überrascht immer wieder mit hübschen Einfällen (die Hebefiguren-Szene im See!) und die Tänzer sind bis in die letzte Nebenrolle großartig besetzt. Allen voran Baby-Darstellerin Janina Elkin, die die unbeholfenen ersten Tanzschritte noch witziger als im Film hinbekommt. Das Tüpfelchen auf dem i ist übrigens der Merchandise-Stand. Und glauben Sie mir: Ich bin normalerweise nicht anfällig für solchen Werbekrams.

Karten für Dirty Dancing im Theater am Potsdamer Platz kosten 39 bis 110 Euro.

 

Am Landwehrkanal soll abgeholzt werden

Die Ufermauer des Landwehrkanals ist marode, das ist spätestens bekannt, seit im April am Neuköllner Maybachufer ein Teil der Befestigung einstürzte und zwei Wochen später der Boden am Tempelhofer Ufer in der Höhe des Technik Museums absackte. Als der gute Herr Lenné vor fast 150 Jahren den Kanal konzipierte, rechnete er weder mit den rund 8000 Ausflugsdampfern, die inzwischen pro Saison durch den Kanal rauschen und mit ihren Schiffsschrauben das Wasser verwirbeln (dazu kommen mehrere tausend private Motorboote jährlich) noch mit Lkw, die über die Sträßchen entlang des Kanals donnern. Unter Wasser ist der Kanal mit sogenannten Holzspundwänden befestigt, die teilweise verschoben oder verkippt sind, der Kies und Sand dahinter wurde an einigen Stellen heraus gewaschen, die Böschung ist teilweise unterspült. Dummerweise hat die verantwortliche Behörde, das Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin (WSA), dringend notwendige Sanierungsarbeiten jahrzehntelang verschlafen. Es musste erst mal was passieren, bis etwas passiert.

Die Reaktion des WSA scheint aber doch eher ein Schnellschuss zu sein: Aufgrund von „Gefahr im Verzug“ sollten innerhalb von zwei bis drei Wochen 200 gesunde, zum Teil denkmalgeschützte Bäume entlang des Landwehrkanals gefällt werden – nämlich alle Bäume, die nicht mindestens drei bis vier Meter vom Wasser entfernt stehen – hieß es Mitte Mai. Drei Bäume nahe der Waterloobrücke wurden bereits gefällt. Dabei sind noch immer Taucher damit beschäftigt, die Kanalwände zu untersuchen und bisher liegen auch noch keine Gutachten vor, die Alternativen zum Abholzen der Bäume untersuchen. Der einzige Gegenvorschlag seitens des WSA lautet, den Kanal einfach zuzuschütten.

Natürlich will niemand, dass beim Wegsacken des nächsten Stückes Kanalwand jemand von einem umstürzenden Baum erschlagen wird. Aber ich möchte mir nicht einmal vorstellen, wie der Landwehrkanal aussieht, wenn die ganzen Bäume in Ufernähe, die schönen Trauerweiden, Pappeln und Erlen, gefällt werden. An einigen Stellen wurde das Ufer bereits gesperrt, die Touristendampfer dürfen aber immernoch fahren (wenn auch nur noch in eine Richtung).

Die Kreuzberger lassen es sich natürlich nicht einfach gefallen, dass ihr Naherholungsgebiet zerstört werden soll. Einige Anwohner haben das „AKTIONSBÜNDNIS bäume am landwehrkanal“ gegründet und innerhalb weniger Tage bereits über 5000 Unterschriften gesammelt. Ihrem Protest ist es wohl zu verdanken, dass die Zahl der Bäume, die gefällt werden sollen, inzwischen auf 50 gesunken ist. Die Tatsache, dass plötzlich nur noch ein Viertel der Bäume eine „Gefahr im Verzug“ darstellt, zeigt aber auch, wie willkürlich das WSA die Zahl festgelegt hat. Am Montag will die Behörde eine Liste vorlegen, auf der die betroffenen Bäume einzeln benannt werden.

Wer sich engagieren möchte, kann Protestmails an die Verantwortlichen schreiben (alle Adressen auf der Website baeume-am-landwehrkanal.de. Die Bürgerinitiative trifft sich täglich um 18 Uhr an der Admiralsbrücke.

 

Rascasse im Silverwings

Es gibt viele gute Gründe, ein Konzert von Rascasse zu empfehlen: Die Musikmischung aus Ska, Funk, Hip Hop und Reggae ist mitreißend, die Texte haben Witz und die Stimme von Sängerin Mariam erinnert an Joy Denalane. Und vielleicht kann man auch bald behaupten, Rascasse schon gekannt zu haben, bevor sie berühmt wurden. Denn obwohl die Bandmitglieder verdammt jung sind (der Jüngste ist 17, der Älteste 25), besitzt Rascasse ein fettes (Live-) Repertoire, das sie sich in den vier Jahren ihres Bestehens nicht nur auf deutschen Bühnen erarbeitet haben. Dass es gleich fünf Songschreiber in der Band gibt, macht es für jeden Einzelnen nicht leicht zu bestehen, aber Starallüren hat hier anscheinend sowieso keiner und notfalls wird die Kreativität eben in einem der anderen Bandprojekte ausgelebt, die der eine oder andere auch noch am Laufen hat.
Kurz gesagt: Unbedingt hingehen! Damit meine ich auch die Plattenlabeltypen da draußen, die neue Bands entdecken und unter Vertrag nehmen.

Rascasse spielen am 2.3. im Silverwings (Columbiadamm 8-10). Beginn: 21 Uhr, Karten gibt’s für fünf Euro an der Abendkasse.

Reinhören!

 

Kurztrip nach Mittelerde

Ich war gerade mal kurz in Mittelerde. Genau genommen war ich im Filmpark Babelsberg, wo am Donnerstag die „Herr der Ringe“-Ausstellung eröffnet wird. Wir Damen und Herren von der Presse durften schonmal vorab reinschauen, aber mit ungestört durch die Ausstellung schlendern war es dann leider nix, denn es tummelten sich dort ganze Busladungen von Kollegen (die Hälfte mit Fotoapparaten und Kameras bewaffnet), denen man ständig versehentlich im Bild herumlief. Aber ich will mal nicht klagen: Im Vergleich zu dem Trubel, der dort ab Donnerstag herrschen dürfte, ist das wahrscheinlich Pillepalle.

In der 1200 Quadratmeter großen Halle werden hunderte von Filmrequisiten gezeigt, die gebührend zu bewundern mir leider gar keine Zeit blieb. Die Faszination ist aber bei jedem einzelnen Exponat zu spüren. Selbst eine einfache Gürtelschnalle oder auch der tausendste Hobbit-Fuß (die haarigen Gummischläppchen hielten immer nur einen Drehtag lang) wurden mit einer unglaublichen Akribie und Liebe zum Detail hergestellt.

Die Kostüme der Protagonisten – Schmuck, Waffen, Rüstungen – sind original Requisiten, die alle im Film zum Einsatz kamen und entsprechend Patina haben. Dem ledernen Mantel und den Stiefeln Aragorns beispielsweise sieht man an, dass der Schauspieler darin gekämpft, geritten und ordentlich geschwitzt hat. Der Haufen durchgelatschter Hobbit-Füße ist zum Glück in einem geschlossenen Glaskasten ausgestellt, der Geruch wäre dann vielleicht doch ein bisschen zu viel der Authentizität.

Echt furchterregend ist das Modell des Höhlentrolls, der im Film zwar computeranimiert war, für die Ausstellung jedoch etwa drei Meter groß und originalgetreu nachgebildet wurde. Auch Boromirs sieht täuschend echt aus, wie er da im Elbenkahn liegt. Im Wellingtoner „Te Papa“-Museum sorgte die Silikonfigur übrigens für leichte Panik unter den Besuchern, als sie plötzlich ein wenig die Arme anhob – der Kunststoff hatte sich unter dem Scheinwerferlicht erwärmt.

Neben vielen Exponaten befinden sich außerdem Monitore, auf denen der Besucher Videoclips mit Interviews, Blicken hinter die Kulissen und Making-of-Sequenzen abspielen kann.

Die Ausstellung lohnt sich, denn sie ermöglicht den Fans nicht nur einen Blick, sondern einen ganzen Besuch hinter den Filmkulissen. Ich selbst habe die Ausstellung in Wellington letztes Jahr knapp verpasst und freue mich, sie jetzt doch noch gesehen zu haben. Trotzdem: Wer Mittelerde wirklich erleben will, muss einfach nach Neuseeland. Viele „Herr der Ringe“-Sequenzen entstanden zwar im Computer, aber die Landschaft dort ist tatsächlich so phantastisch, dass man seinen Augen manchmal kaum trauen mag.

Rund um Queenstown wurden übrigens zahlreiche Szenen gedreht und die Chancen stehen recht gut, zufällig mit einem „Herr der Ringe“-Statisten ins Gespräch zu kommen. Mich hat zum Beispiel beim Trampen ein Ork mitgenommen. Ohne Maske und Rüstung sah der zum Glück ganz freundlich aus.
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Die Original-Ausstellung zu Peter Jacksons Trilogie DER HERR DER RINGE ist vom 1. Februar bis 29. April 2007 (täglich 10 – 20 Uhr) im Filmpark Babelsberg zu sehen. Kostenpunkt: 12 Euro (ermäßigt 10). Für Hardcore-Fans empfiehlt sich die Dauerkarte für 50 Euro.
Info-Hotline: 0331-7212800

www.filmpark.de

 

Paris aus Schweden in Berlin

Paris heißt die Band, aus Stockholm kommen sie und bringen uns gut gelaunten Gitarrenpop mit einem Schuss Synthiesound mit. Auf der kleinen Bühne im kuscheligen Privatclub sind Emma, Annika, Matthias und Johan ganz dicht dran am Publikum, wenn das mal nicht den Novemberblues ratzfatz vertreibt.

>Reinhören!

Paris spielen heute ab 22 Uhr im Privatclub, Pücklerstraße 34 (unter dem Weltrestaurant Markthalle), Karten an der Abendkasse für lässige 6 Euro

Hier geht’s zur offiziellen Website: www.parismusic.se

 

Babyshambles im Postbahnhof

Freunde der Klatschpresse interessiert ja vornehmlich, ob Herr Doherty mal wieder die Nase zu voll genommen hat und ob er nun mit Frau Moss knutscht oder doch wieder nicht mehr. Fans treibt hingegen nur eine Frage um: Wird er heute auftreten, oder lässt er das Konzert wieder mal platzen?
Weil der Kerl nun mal leider verdammt gute Musik macht (>> reinhören!), ist ihm fast alles zu verzeihen. Auch dass sich wegen seiner Drogensucht seine vorherige Band, The Libertines, auflösten – als Wiedergutmachung gründete er ja immerhin die Babyshambles. Und auch wenn ich schon mal bis halb vier Uhr morgens auf den Herren wartete, weil man munkelte, er würde doch noch auf die Bühne steigen (was er dann aber nicht tat), werde ich diesmal wieder mein Glück versuchen. Meine Vorfreude wird allerdings nur von sehr viel Hoffnung am Leben erhalten: Die Konzerte in Mannheim und Köln (am 29. und 30.10.) sind bereits ausgefallen.

Babyshambles spielen am Mittwoch, den 1.11. ab 21 Uhr (Schätzung des Veranstalters) im Postbahnhof. Karten kosten ca. 27 Euro.

Hier geht’s zur offiziellen Website: www.babyshambles.net

 

Rein oder nicht rein

Berlin ist glücklicherweise nicht für eine besonders strenge Türpolitik bekannt. Die Handvoll VIP-Türsteher, die die Wichtigkeit und Coolness des Clubs, vor dem sie stehen, gleich mal auf sich selbst überträgt, lässt sich in der Hauptstadt problemlos umgehen. In anderen Städten soll das ja viel schlimmer zugehen. Ich jedenfalls habe keine Lust, mir von diesen Diktatoren des Nachtlebens vorschreiben zu lassen, wann für mich der Abend beginnt oder ob überhaupt.
Am vergangenen Wochenende gerieten mein Süßer und ich ganz unverhofft doch in eine Türsteher-Situation und lernten eine ganz neue Abart kennen: Den Erzieher. Was hat der vor einem Club zu suchen, werden Sie sich jetzt zurecht fragen. Fragten wir uns auch.
Wir wollten das „Solar“ ausprobieren, eine Bar-Restaurant-Kombi in den obersten beiden Stockwerken eines Hochhauses am Anhalter Bahnhof. Panoramascheiben und „eine spektakuläre Aussicht“ schwärmt ein von mir geschätztes Berliner Stadtmagazin. Während wir uns dem Hochhaus durch einen dunklen Innenhof näherten, staunten wir über den gläsernen Fahrstuhl, der rot angeleuchtet außen die Fassade hinaufsaust – und erschraken über die vielen Menschen, die drinnen vor dem Fahrstuhl Schlange standen. Wollen wir da wirklich rein?, beratschlagten wir, während wir durch die offene Tür treten wollten, aus der uns gerade ein Schwung Leute entgegengekommen war. Plötzlich blaffte uns jemand im Militärton von der Seite an: „Guten Abend heißt das erstmal!“ Wir erstarrten, schauten und orteten den Türsteher, den wir vorher gar nicht wahrgenommen hatten, als denjenigen, der uns da aufs Unhöflichste, nun ja, begrüßt hatte. Der Mann war offenbar der Meinung, den Gästen Lektionen erteilen zu müssen. „Man grüßt, wenn einem die Tür aufgehalten wird“, belehrte uns der wichtige Wicht noch. Dann schloss er die Tür vor unserer Nase.
Die tolle Aussicht, wenn auch eine etwas andere, genossen wir dann statt dessen aus den Fenstern einer wunderbaren Bar direkt am Kotti, die möglicherweise angesagt ist, aber trotzdem ganz ohne Türsteher auskommt. Sonst müsste ich da wohl ebenfalls einen großen Bogen drum machen.

Die tolle Bar am Kotti, deren Namen ich gerade vergessen habe (oder trägt sie gar keinen?) befindet sich im Ostausläufer des hässlichen Betongebirges, das sich von der Adalbertstraße bis in die Skalitzer Straße hinein erstreckt. Man darf sich vom wenig einladenden Treppenhaus nicht abschrecken lassen, sondern sollte mutig ins erste Stockwerk steigen und sich dort von seinen Ohren leiten lassen. Die Bar ist klein und kuschelig und blickt direkt aufs quirlige Kotti.

 

Herzlich willkommen!

Berlin kann für Außenstehende schon sehr befremdlich sein. Kürzlich stand ich mit einem ganz frisch zugezogenen Neuberliner auf einem Kreuzberger Bürgersteig herum. Der Herr war aus München und ich erklärte ihm gerade, wo der beste (oder vielmehr: einzig genießbare) Bäcker in der Gegend ist. Da schlurfte plötzlich eine alte Frau herbei und stellte sich wie selbstverständlich zu uns. An sich schon eine etwas ulkig Situation. Die zerzauselte Frau trug jedoch eine ausgebeulte Jogginghose, einen verklebten Pullover und kratzte sich hingebungsvoll hinten in der viel zu weiten Hose. Für mich ist die bedauernswerte Omi nichts Neues, sie steht des öfteren vor dem Spätkauf um die Ecke, immer ähnlich verstrubbelt. Das weiß aber natürlich mein Gesprächspartner nicht. Wir stehen also da und gucken und fragen uns, ob sie denn mal was sagt („Habt ihr mal ne Zigarette?“) während ich mich innerlich ausschütte vor Lachen ob der Absurdität, mit der diese Stadt Neuankömmlingen Hallo sagt. Aber die Omi kratzt immer nur weiter, guckt an uns vorbei und schlurft irgendwann um die Ecke in Richtung Spätkauf. Ich erkläre dem Herren dann noch, wo man in Berlin Augustiner bekommt, und er nickt und schweigt und ist entweder zu höflich oder zu verdutzt, um die alte Frau zu kommentieren.

 

Für den Weltfrieden

Es soll ja Leute geben, die haben so viel Geld, dass sie gar nicht mehr wissen wohin damit. Erstmal ein äußerst beneidenswerter Zustand, aber das kann ja auch schnell langweilig werden. Wir wissen nicht, ob es dem Herren Nassiri so ergangen ist, vielleicht ist er auch einfach ein unfassbar guter Mensch. Der amerikanische Multimillionär iranischer Herkunft pilgert nun jedenfalls im fortgeschrittenen Alter (64) mit seiner Friedenshymne „Love sees no colour“ durch die Länder dieser Welt und trifft einflussreiche Menschen wie Nelson Mandela oder den Papst.
Gerade hat er in Ägypten, Palästina und Israel Teile seines Musikvideos gefilmt, morgen dreht er in Berlin, danach geht es weiter nach Russland, China und in weitere 6 Länder. Locations sind symbolträchtige Orte wie das Taj Mahal, die große Mauer oder das Brandenburger Tor. Gemeinsam mit Kindern der verschiedenen Nationen singt er den Refrain seines Liedes in der jeweiligen Landessprache und will so seine Botschaft für den Weltfrieden rund um den Globus schicken.
Ein ehrgeiziges Projekt, aber praktischerweise spielt Geld ja keine Rolle. Wer sich das Spektakel anschauen möchte, der begebe sich morgen (Freitag) gegen 14:30 unauffällig zum Brandenburger Tor.

Hier erklärt Herr Nassiri persönlich seine Vision.

Wünschen wir uns nicht alle ein bisschen den Weltfrieden?

 

Musik aus Neuseeland

Das Land am anderen Ende der Welt, irgendwo da unten zwischen Australien und der Datumsgrenze, ist bei uns nicht unbedingt Synonym für 1a Musik. Sondern für Natur, Wandern und, Peter Jackson sei dank, phantastische Filme. Damit tun wir den Kiwis aber unrecht. Aber ganz schön! Ich gebe zu, ich war gerade längere Zeit down under und habe mich dabei natürlich unweigerlich mit dem äußerst ansteckenden Neuseeland-Virus infiziert. Viel Kiwi-Kultur findet sich in Berlin leider nicht. Aber natürlich hat sich auch bis down under herumgesprochen, dass Berlin rockt und jede Kiwi-Band, die durch Europa tourt, gibt mindestens einen Gig bei uns.

The Datsuns rocken auch, aber hallo!, und am Sonntag tun sie das im Lido. Das Konzert lohnt sich also auch für alle, die keine Neuseeland-Addicts sind und auf lustige Ansagen in Kiwi-Englisch hoffen. Und auf jede Menge echte Kiwis im Publikum. Eeeeeexellent!

The Datsuns, 8.10. ab 21 Uhr im Lido, Cuvrystr. 7. Die Karten kosten ca. 17 Euro.

www.thedatsuns.com/