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Am Landwehrkanal soll abgeholzt werden

 

Die Ufermauer des Landwehrkanals ist marode, das ist spätestens bekannt, seit im April am Neuköllner Maybachufer ein Teil der Befestigung einstürzte und zwei Wochen später der Boden am Tempelhofer Ufer in der Höhe des Technik Museums absackte. Als der gute Herr Lenné vor fast 150 Jahren den Kanal konzipierte, rechnete er weder mit den rund 8000 Ausflugsdampfern, die inzwischen pro Saison durch den Kanal rauschen und mit ihren Schiffsschrauben das Wasser verwirbeln (dazu kommen mehrere tausend private Motorboote jährlich) noch mit Lkw, die über die Sträßchen entlang des Kanals donnern. Unter Wasser ist der Kanal mit sogenannten Holzspundwänden befestigt, die teilweise verschoben oder verkippt sind, der Kies und Sand dahinter wurde an einigen Stellen heraus gewaschen, die Böschung ist teilweise unterspült. Dummerweise hat die verantwortliche Behörde, das Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin (WSA), dringend notwendige Sanierungsarbeiten jahrzehntelang verschlafen. Es musste erst mal was passieren, bis etwas passiert.

Die Reaktion des WSA scheint aber doch eher ein Schnellschuss zu sein: Aufgrund von „Gefahr im Verzug“ sollten innerhalb von zwei bis drei Wochen 200 gesunde, zum Teil denkmalgeschützte Bäume entlang des Landwehrkanals gefällt werden – nämlich alle Bäume, die nicht mindestens drei bis vier Meter vom Wasser entfernt stehen – hieß es Mitte Mai. Drei Bäume nahe der Waterloobrücke wurden bereits gefällt. Dabei sind noch immer Taucher damit beschäftigt, die Kanalwände zu untersuchen und bisher liegen auch noch keine Gutachten vor, die Alternativen zum Abholzen der Bäume untersuchen. Der einzige Gegenvorschlag seitens des WSA lautet, den Kanal einfach zuzuschütten.

Natürlich will niemand, dass beim Wegsacken des nächsten Stückes Kanalwand jemand von einem umstürzenden Baum erschlagen wird. Aber ich möchte mir nicht einmal vorstellen, wie der Landwehrkanal aussieht, wenn die ganzen Bäume in Ufernähe, die schönen Trauerweiden, Pappeln und Erlen, gefällt werden. An einigen Stellen wurde das Ufer bereits gesperrt, die Touristendampfer dürfen aber immernoch fahren (wenn auch nur noch in eine Richtung).

Die Kreuzberger lassen es sich natürlich nicht einfach gefallen, dass ihr Naherholungsgebiet zerstört werden soll. Einige Anwohner haben das „AKTIONSBÜNDNIS bäume am landwehrkanal“ gegründet und innerhalb weniger Tage bereits über 5000 Unterschriften gesammelt. Ihrem Protest ist es wohl zu verdanken, dass die Zahl der Bäume, die gefällt werden sollen, inzwischen auf 50 gesunken ist. Die Tatsache, dass plötzlich nur noch ein Viertel der Bäume eine „Gefahr im Verzug“ darstellt, zeigt aber auch, wie willkürlich das WSA die Zahl festgelegt hat. Am Montag will die Behörde eine Liste vorlegen, auf der die betroffenen Bäume einzeln benannt werden.

Wer sich engagieren möchte, kann Protestmails an die Verantwortlichen schreiben (alle Adressen auf der Website baeume-am-landwehrkanal.de. Die Bürgerinitiative trifft sich täglich um 18 Uhr an der Admiralsbrücke.